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Universum der Doppelgänger

Universum der Doppelgänger

Titel: Universum der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Jungs«, schlug Swinhild vor. »Ich habe die Gewohnheit, mir meine Freunde selber auszusuchen. Du, zum Beispiel, bist ein hübscher Junge…« Sie warf dem Größten der Besatzung, einem hohlwangigen Burschen mit einem Büschel steifen, weizengelben Haars, einen kessen Blick zu. »Auf deinen Typ steh ich. Willst du diese Lumpensammler zwischen uns kommen lassen?«
    Der Auserwählte gaffte erstaunt, grinste dann, redete massive, aber krumme Schultern, und drückte seine Brust heraus.
    »Nun, Jungs, ich glaube, das wäre damit geregelt …«
    Ein eiserner Marlspieker, von unidentifizierter Hand geschwungen, beschrieb einen kurzen Bogen durch die Luft und landete an der Kopfseite des Sprechers, der sich halb um seine Achse drehte und aufs Deck schlug.
    »Nimm dich in acht, Miststück!« drohte eine barsche Stimme. »Wenn du hier Zwietracht säen willst, kommst du zu den Fischen, nachdem wir mit dir fertig sind. Bei uns wird gleich und gerecht geteilt. Was sagt ihr, Jungs?«
    Ein zustimmender Chor antwortete. Lafayette hatte sich inzwischen in eine sitzende Position gebracht und war mit dem Kopf gegen die Ruderpinne geschlagen, die direkt über ihm war. Sie war unbeaufsichtigt, festgebunden und hielt den Kutter auf einem Kurs vor dem Wind. Der Segelbaum stand fast quer zur Fahrtrichtung, und das Segel blähte sich mächtig über den schäumenden Wellen. O’Leary zerrte an seinen Fesseln; die Stricke um seine Handgelenke waren unnachgiebig wie gußeiserne Handschellen. Die Männer lachten fröhlich über einen schmutzigen Witz und beäugten Swinhild, während einer von ihnen eine Reihe Sardinen auf einer Handfläche auslegte, die Zungenspitze zwischen den Zähnen. Der Gegenstand der Auslosung stand mit trotzig emporgerecktem Kinn, aber vor Kälte zitternd.
    O’Leary stöhnte in sich hinein. Er hatte sich als ein feiner Beschützer erwiesen. Hätte er nicht dickköpfig darauf beharrt, alles auf seine Weise zu machen, wären sie nie in diese Lage gekommen. Und es war eine Lage, aus der er schwerlich lebend herauskommen würde. Swinhild hatte ihn gewarnt, daß die Einheimischen ihn mit Freuden den Fischen übergeben würden. Wahrscheinlich verdankte er seine gegenwärtige Gnadenfrist nur dem Umstand, daß sie noch keine Zeit gehabt hatten, ihn bis auf die bloße Haut auszuplündern. Aber die Frist lief ab, und dann würde er über Bord gehen, mit oder ohne Messer zwischen den Rippen. Und Swinhild, das arme Mädchen – ihr Traum von der großen Stadt würde hier bei dieser Bande von Halsabschneidern enden. O’Leary kämpfte wütend gegen seine Fesseln. Wenn er nur eine Hand frei bekäme; wenn er nur einen dieser grinsenden Affen mit sich auf den Grund nehmen könnte …
    »Leg dich hin und schlaf, Landratte«, dröhnte eine Stimme und begleitete den Vorschlag mit einem Fußtritt hinter Lafayettes Ohr. Er fiel auf die Seite, unfreiwilliger Betrachter wirbelnder Lichtvisionen. Er stöhnte, zwinkerte sie fort und bekam den scharfen Geruch von Knoblauch und altem Käse in die Nase. Etwas wie Stacheldraht kratzte seine Halsseite, und er wälzte sich davon weg, fühlte etwas Rundes unter seinen Schultern rollen. Ein Apfel, bemerkte er, als die Frucht unter seinem Gewicht aufplatzte und einen frischen Duft entließ. Und der Käse und die Wurst …
    Er hielt seinen Atem an. Es war der Proviantkorb. Die Piraten hatten ihn zusammen mit den Gefangenen auf das Deck geworfen. Und in dem Korb war ein Messer gewesen.
    Lafayette öffnete ein Auge und beobachtete die Männer. Vier von ihnen hatten die Köpfe zusammengesteckt und studierten die Reihe von Fischköpfen, die der fünfte ihnen darbot. Der sechste Mann lag bewußtlos schnarchend zu ihren Füßen. Auch Swinhild lag zusammengekrümmt auf dem Deck, niedergeschlagen von einem ihrer künftigen Liebhaber.
    Vorsichtig befingerte O’Leary mit seinen gebundenen Händen das Deck; nachdem er sich ein Stück seitwärts geschoben hatte, stieß er auf den Brotlaib, dann auf einen zweiten Apfel, plattgetreten von einem Stiefel. Er erreichte den Korb, der auf der Seite lag, fühlte hinein und fand ihn leer. Die Wurst lag halb darunter. Lafayette schob sich weitere zwanzig Zentimeter über das Deck und zerquetschte den Käse unter seinen Schulterblättern. Dann gerieten seine Fingerspitzen an das Heft des Küchenmessers.
    Es war klein, die Klinge nicht länger als zehn Zentimeter, aber für seinen Zweck war es groß genug. Die Besatzung war noch mit ihrer Lotterie beschäftigt. Lafayette

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