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Universum der Doppelgänger

Universum der Doppelgänger

Titel: Universum der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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wälzte sich herum, kam auf die Knie und manövrierte seinen Rücken an die Ruderpinne. Dann begann er das Seil zu durchschneiden, mit dem sie festgemacht war.
    Die plötzlich befreite Ruderpinne schlug hart nach Steuerbord und traf Lafayette schmerzhaft gegen die Rippen. Der Kutter schwenkte scharf herum und krängte, so daß die überraschte Besatzung gegen die Reling taumelte. Das Segel flatterte, dann bekam es den Wind von der anderen Seite und blähte sich mit einem Knall wie von einem Pistolenschuß. Der Segelbaum fegte in Schulterhöhe über das Deck, traf die vier Männer an der Reling und schleuderte sie über Bord. Mit einem mächtigen, vierfachen Aufklatschen verschwanden sie im bewegten Wasser, während O’Leary den Kutter wieder auf Kurs zu bringen suchte.

 
4
     
    »Dein armer Kopf.« Swinhild betupfte eine der Beulen auf O’Learys Schädel mit einem nassen Lappen. »Die Jungs haben dich rumgeworfen wie einen Sack voll Rüben.«
    »In einer Weise«, sagte er, »haben diese Kerle uns einen Gefallen getan. Mit dem Ruderboot hätten wir nie so gute Zeit gemacht.«
    »Du hast eine komische Art, die Sonnenseite der Dinge zu sehen, Lafe«, seufzte Swinhild.
    »Nun, Swinhild, dies ist nicht der richtige Augenblick, entmutigt zu sein«, besänftigte er sie. »Gewiß, wir sind kalt und naß und müde, aber das Schlimmste liegt hinter uns. Wir haben uns mit ein paar Beulen und Schrammen aus einer extrem heiklen Lage retten können. In einer halben Stunde werden wir unsere Beine unter einen Wirtshaustisch strecken, heiße Suppe essen und vielleicht einen guten Cognac zum Aufwärmen trinken, und danach werden wir im besten Hotel absteigen.«
    O’Leary zog den Kutter elegant herum und hielt hart am Wind auf die Stadt zu, deren Lichter jetzt weit ausgebreitet vor ihm lagen. Sie passierten eine Glockenboje, die einsam in der Dunkelheit bimmelte, segelten an einem Ufer entlang, das von hohen, schmalbrüstigen Häusern gesäumt wurde, und liefen in ein Hafenbecken ein, wo Hunderte von Booten und Kuttern festgemacht waren. Lafayette ließ das Segel flattern und brachte sein Schiff längsseits einer hölzernen Anlegebrücke, wo sie an einem Poller festmachten. Sie gingen von Bord, erstiegen eine Treppe und standen auf dem Hafenkai. Gaslaternen warfen anheimelndes Licht auf nasses, reichlich mit Abfällen bestreutes Kopfsteinpflaster. Ein streunender Hund schlich mit eingezogenem Schwanz an den dunklen Ladenfronten der Schiffsausrüster und Heuerbüros entlang. Hinter den Fassaden der Hafenfront stiegen die Häuser terrassenförmig zum Fuß einer mächtigen Zwingburg aus bleigrauem Granit an, die den Hügel über der Stadt mit düsteren Zinnen krönte.
    »Da sind wir – in der großen Stadt«, sagte Swinhild ehrfürchtig. Ihre Augen leuchteten. »Port Miasma! Und es ist noch viel größer und schöner als ich es mir vorgestellt hatte.«
    »Hm«, sagte Lafayette unverbindlich. Er nahm ihre Hand und steuerte den beleuchteten Eingang einer Hafenschenke an, die er in einer steil ansteigenden Seitenstraße ausgemacht hatte. Ein verwittertes Wirtshausschild verkündete: ZUM VOLLEN EIMER.
    In der rauchigen, aber warmen Gaststube nahmen sie einen Ecktisch. Der schläfrig blickende Wirt nahm schweigend ihre Bestellung an und schlurfte hinaus.
    »So, das ist schon besser«, sagte Lafayette mit einem zufriedenen Seufzer. »Es war eine anstrengende Nacht, aber mit einer warmen Mahlzeit und einem guten Bett in Aussicht können wir uns nicht beklagen.«
    »Die große Stadt macht mir Angst, Lafe«, bekannte Swinhild. »Sie ist so unpersönlich, so geschäftig; niemand hat Zeit für die kleinen persönlichen Dinge, die einem so viel bedeuten.«
    »Geschäftig?« sagte Lafayette. »Außer dem Wirt haben wir hier noch keinen Menschen gesehen. Die Stadt ist tot wie ein aufgelassener Friedhof.«
    »Wie dieses Lokal«, fuhr Swinhild fort. »Mitten in der Nacht geöffnet. So was habe ich noch nie gesehen.«
    »Es ist noch nicht Mitternacht«, sagte Lafayette. »Und …«
    »Und außerdem muß ich mal«, unterbrach Swinhild. »Und kein Busch weit und breit.«
    »Dafür gibt es einen Raum«, sagte O’Leary hastig. »Dort drüben, wo DAMEN an der Tür steht.«
    »Du meinst – drinnen?«
    »Natürlich. Du bist jetzt in der Stadt, Swinhild. Es gibt Annehmlichkeiten, an die du dich gewöhnen mußt…«
    »Ach was, ich geh einfach in den Hof…«
    »Swinhild! Bitte – wenn eine Toilette da ist, mußt du sie benützen.«
    »Dann kommst du mit

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