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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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nicht einfach hier unter uns? Lassen Sie die Anklage fallen. Sagen Sie, die Beweislage sei noch unzureichend und Sie wollten warten, bis Ihnen stichhaltige Beweise vorliegen, um nicht unter das Doppelbestrafungsverbot zu fallen. Stoner wird die Stadt verlassen. Sein Leben hier ist so oder so vorbei. Und dann können wir die Sache alle getrost vergessen.«
    Dan verzehrte die letzte Paranuss und klopfte sich das Salz von den Händen. Seine Augen blickten kalt und zornig. Er sah Gale an und hob anklagend den Finger. »Glauben Sie nur nicht, dass Sie mich einschüchtern können. Stoners Leben ist in der Tat vorbei, er wird es nämlich von jetzt an hinter Gittern verbringen. Er ist ein Mörder, und ich werde dafür sorgen, dass er ins Gefängnis kommt.«
    »Sind Sie wirklich so überzeugt von seiner Schuld?«
    Dan gab ein Stöhnen von sich. »Kommen Sie, Archie. Wir sind hier unter uns. Sie wollen mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass Sie ihn für unschuldig halten?«
    Gale zuckte die Achseln und schwieg.
    »Nun, ich glaube, damit wäre alles gesagt«, sagte Dan. »Wir sehen uns vor Gericht.«
    »O ja«, erwiderte Gale und lachte leise vor sich hin. »Aber sagen Sie später nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.«

2
    Gale ging durch eine Seitenstraße nach Süden, um das abendliche Gedränge auf der Superior Street zu vermeiden. Trotz seines Körperumfangs hatte er einen schnellen, athletischen Gang. Als er ein paar Blocks weiter rechts den Rundbau des Radisson-Hotels aufragen sah, bog er dorthin ab und behielt die Passanten im Auge, während er sich dem Hotel näherte. Wie zufällig betrat er die Hotelhalle und ging auf die Aufzüge zu.
    Das war immer besonders schwierig. Gale war eine auffällige Erscheinung, und er befürchtete, dass Reporter der Lokalzeitung, deren Redaktion nur wenige Blocks entfernt lag, bei einem Drink in der Hotelbar sitzen würden. Er fuhr mit dem Aufzug in den siebten Stock, stieg aus und ging ins Treppenhaus. Dort erklomm er drei weitere Stockwerke zu Fuß, nahm dann wieder den Aufzug und fuhr bis in den elften Stock. Er warf einen vorsichtigen Blick den Gang entlang, ging rasch bis zum anderen Ende und klopfte fünf Mal an die Tür einer Suite.
    Ein Schatten verdeckte den Spion. Dann öffnete Graeme Stoner die Tür.
    »Mr Gale«, sagte er. »Es ist immer wieder eine Freude, Sie zu sehen.« Er trat beiseite, um Gale einzulassen, machte dann die Tür hinter ihm zu und schloss sie ab. »Bird Finch ist überzeugt davon, dass Sie immer noch in Minneapolis sind«, sagte er.
    »Das ist auch gut so, sonst würde dieses Hotel längst belagert.«
    Gale hatte zwar durchgesetzt, dass Stoner auf Bewährung freikam, aber er hatte nicht mehr nach Hause zurückkehren können. Seine Festnahme hatte großes Aufsehen erregt und ihn in Gefahr gebracht. Und selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, so wäre er doch in seinem eigenen Haus nicht mehr willkommen gewesen. Emily hatte die Scheidung eingereicht. Und die Bank hatte ihm gekündigt, obwohl Gale eine hohe Abfindung für ihn herausgeschlagen hatte, als Gegenleistung dafür, dass er stillschweigend ging, ohne rechtliche Schritte einzuleiten.
    »Und, was gibt es Neues von Danny Erickson?«, fragte Graeme.
    Gale lachte leise. »Zuversichtlich wie immer. Er will Sie fertig machen, Graeme.«
    Graeme zuckte die Achseln. »Das sieht dem guten Danny ähnlich. Wissen Sie, wir sind früher hin und wieder zusammen weggegangen. Ich habe ihn als Freund betrachtet. Aber für Danny sind Freundschaften nur wichtig, so lange sie ihm nützlich sind. Möchten Sie einen Drink?«
    Gale schüttelte den Kopf.
    »Es macht Ihnen hoffentlich nichts aus, wenn ich mir einen gönne«, sagte Graeme. Er warf einen Blick in die Bar, schenkte sich einen Brandy ein und machte es sich dann in einem Sessel am Fenster bequem. Der Himmel war dunkelblau in der Dämmerung. Graeme trug ein hellbraunes Golfhemd und eine beigefarbene Bügelfaltenhose. Auf dem Tisch stand sein eingeschaltetes Notebook. Gale hatte ihn einmal gefragt, womit er sich eigentlich die Zeit vertrieb, und Graeme hatte geantwortet, er habe in den vergangenen fünf Monaten seine Aktienanteile um zwanzig Prozent erhöht. Für ihn sei das wie Urlaub.
    Gale blieb stehen und musterte seinen Mandanten. Selbst als er ihn am Tag nach der Hausdurchsuchung angerufen hatte, hatte Graeme vollkommen unbeteiligt gewirkt, gelassen seine Unschuld beteuert und sich bei Gale entschuldigt, weil er ohne ihn mit der Polizei gesprochen hatte.

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