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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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eingegangen. Morgen steigt der Umzug.«
    »Und wo schläft sie heute nacht ?« fragte ich verwirrt.
    Fran klapperte wie wild mit den
Augenlidern. »Aber, Mr. Boyd«, lächelte sie geziert. »Sie machen mich wirklich
erröten.«
     
    Marie kam mir lächelnd in einem
reizenden, mit übergroßen Mohnblüten bedruckten, anthrazitfarbenen Taftkleid
entgegen. Der ovale Ausschnitt war gerade tief genug, um die sanfte Rundung
ihres Brustansatzes zu enthüllen, und der weite Rock machte ihre schmale Taille
noch zerbrechlicher. Sie beobachtete mit glänzenden Augen meine Reaktion.
    »Ich war heute einkaufen«,
sagte sie. »Gefällt es dir?«
    »Unwahrscheinlich«, sagte ich
heiser. »Bekomme ich nicht den üblichen Willkommenskuß ?
Das kann ich doch wohl schließlich erwarten.«
    Sie schmiegte sich mit Grazie
in meine Arme, und die Leidenschaftlichkeit ihres Kusses verriet mir, warum
frischverheiratete Männer in den ersten vierzehn Tagen ihrer Ehe nicht in den
Genuß häuslicher Mahlzeiten kommen. Nach längerer Zeit lösten wir uns
voneinander, und während Marie ihren Atem wiederzufinden versuchte, machte ich
uns einen Drink zurecht.
    »Ich ziehe zu Fran, bis ich
eine neue Wohnung gefunden habe«, sagte sie. »Hat sie es dir erzählt?«
    »Natürlich«, erwiderte ich.
»Ich bin nur froh, daß du mir heute noch erhalten bleibst.«
    Ich brachte die Gläser zur
Couch hinüber und setzte mich neben Marie. »Auf deine Schwierigkeiten.«
    Wir tranken, und dann fiel mir
plötzlich der Scheck ein. Ich reichte ihn ihr.
    Sie betrachtete ihn einen Augenblick
ungläubig und starrte mich dann mit weit aufgerissenen Augen an. »Ist der
echt?«
    »Das will ich hoffen. Es war
kein besonderes Kunststück. Er hatte kaum etwas einzuwenden.«
    »Du bist ein wundervoller Mann,
Danny.« Sie beugte sich zu mir herüber und küßte mich impulsiv. Dann stöhnte
sie auf: »Mußt du denn dieses Schießeisen die ganze Zeit tragen?«
    »Ich glaube kaum«, räumte ich
ein. »Vor dir brauche ich mich wirklich nicht zu schützen.«
    Ich ging ins Schlafzimmer, zog
mein Jackett aus, streifte die Schulterhalfter mit der Achtunddreißiger ab und
hängte sie über einen Stuhl.
    Als ich ins Wohnzimmer
zurückkam, blickte mich Marie fragend an: »Hast du für heute
abend irgendwelche Pläne, Danny?«
    »Aber, Miss Soong«, zitierte
ich schamlos Frans Worte. »Sie machen mich wirklich erröten.«
    »Ich meine doch wegen des
Essens«, erwiderte sie ernsthaft, um dann in hilfloses Gekicher auszubrechen.
    »Warum gehen wir nicht in ein
schickes Restaurant?« sagte ich. »Mit Kerzenbeleuchtung, damit du die Rechnung
nicht sehen kannst. Ich bin heute in Spendierlaune.«
    »Und warum bleiben wir nicht
einfach zu Hause?« fragte sie leise zurück. »Ich hab’ dir doch gesagt, daß ich
einkaufen war. Ich hab’ auch zwei herrliche Steaks und eine Flasche Wein
besorgt. Allerdings keine Kerzen, aber wenn du darauf bestehst, stecke ich
Streichhölzer an, während du ißt. Wir können uns ja abwechseln dabei.«
    »Du hast mich überzeugt.«
    Sie stand auf und ging zur
Küche. »Ich fange gleich an. Es dauert nicht lange.«
    »Ich mache uns inzwischen noch
einen Drink«, sagte ich vergnügt. »Diese Art von Häuslichkeit lasse ich mir
gefallen.«
    Marie war schon in der Küche
verschwunden, so daß ich die letzten Worte zu mir allein sprach. Ich füllte
unsere Gläser neu und wollte gerade einen Probeschluck nehmen, als die Klingel ertönte.
Lustlos ging ich hinaus, da ich sicher war, daß dieser späte Gast Leutnant
Bixby sein würde. Er war mir ebenso willkommen wie die Pest.
    Ich öffnete die Tür und stellte
fest, daß ich mich zwar in bezug auf den Leutnant,
nicht aber im Hinblick auf die Pest geirrt hatte. Die eingesunkenen Augen
blickten mich ohne jeden Ausdruck an, und ich überlegte, ob er wohl aufgehört
hatte zu leben, als er zum erstenmal für Geld zum Mörder geworden war.
    »Nanu«, sagte ich nervös.
»Mannie Karsh.«
    »Der Boss will, daß wir
miteinander reden«, flüsterte er. »Okay?«
    Er ging, ohne eine Antwort
abzuwarten, an mir vorbei ins Wohnzimmer. Als ich ihn eingeholt hatte, hielt er
bereits eines der Gläser in der Hand.
    »Sie scheinen Besuch zu
erwarten«, sagte er. »Da will ich mich beeilen.«
    »Ja, Mannie«, sagte ich
vorsichtig. »Was haben Sie denn auf dem Herzen?«
    »Hier zählt nur, was Lou auf
dem Herzen hat«, stellte er kühl richtig. »Gleich, nachdem Sie Hurlingfords
Büro verlassen haben, hat er bei Lou angerufen.«
    »Ja?«

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