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Unschuldig

Titel: Unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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erklärt.
    Das brennende Boot trieb noch weiter hinaus. Das Team wurde unruhig. Warum brannte das verdammte Boot immer noch?
    »Wo ist das zweite Boot?«, rief Möller plötzlich hektisch.
    »Hier«, meldete Lea und versuchte, den Motor anzulassen. Sie war für das Organisieren eines zweiten Bootes verantwortlich gewesen, um damit das erste vom See hereinzuholen. Es gelang ihr nicht.
    Später stellte sich heraus, dass sie vergessen hatte, die Fahrtüchtigkeit des zweiten Bootes vor dem Dreh zu überprüfen.
    Sie hörten Fabians Schreie weit draußen auf dem See.
    Er riss seine Klamotten herunter und rannte ins Wasser, schwamm in Richtung des Bootes und brauchte dazu eine gefühlte Ewigkeit. Wie kalt das Wasser war, spürte er nicht, denn er hatte nur einen einzigen Gedanken: seinen Bruder vor den Flammen zu retten.
    Als er das Boot endlich erreichte, brannte es bereits lichterloh. Er schrie Fabians Namen, aber es gab keine Antwort. Er versuchte, die Flammen zu löschen, indem er mit wilden Bewegungen Wasser darauf spritzte, doch es war vergeblich. Schließlich fasste er in die Glut und bemühte sich, das Boot durch Schaukeln zum Kentern zu bringen, aber es gelang ihm nicht einmal, Wasser hineinlaufen zu lassen. Seine Hände verbrannten, er atmete Rauch ein und verlor das Bewusstsein.
    Als er wieder zu sich kam, lag er am Ufer.
    Langsam richtete er seinen Oberkörper auf und rieb sich die Wange. Jemand hatte ihn geohrfeigt. Warum? Erstaunt blickt er sich um.
    Sein kleiner Bruder lag neben ihm. Einen Moment lang glaubte er, Fabian schliefe. Oder er spiele etwas vor. Aber tatsächlich wusste er es schon. Irgendwo ganz hinten im Kopf kannte er bereits die Wahrheit, aber er weigerte sich, sie weiter vordringen zu lassen. Er berührte ihn. Die Wangen in Fabians kleinem Gesicht waren schon kalt. In seinem Kopf war es vollkommen still. Totenstill.
    Plötzlich hörte er wilden Lärm, Fluchen, Sirenen, Mobiltelefone. Erstaunt blickte er um sich. Alle rannten kopflos herum und schrien um Hilfe. Ein einziges Rufen und Klagen in der nächtlichen Luft. Taschenlampen, Autoscheinwerfer. Fremde Menschen sprachen fassungslos über das gestorbene Kind. Nass und frierend stellte er sich zu den Unbekannten und starrte auf Fabian herunter.
    Er rührte sich nicht.
    Plötzlich war auch seine Mutter da.
    Warum nimmst du Fabian nicht in den Arm?, wollte er sie fragen. Aber er fragte sie nicht. Und sie tat es nicht. Sie stand auch einfach nur so da wie er und die Fremden. Umarm ihn doch endlich!
    Die Mutter brauchte lange, bis sie begreifen konnte, was sie sah. Mit einem furchtbaren Schrei fiel sie auf die Knie.
    Er erinnerte sich an diesen einen Abend, als wären erst wenige Tage vergangen. Der Abend, der mit Fabians Spiel begann und mit seinem Tod endete.
     

49
    K urz bevor er Manuel gekidnappt hatte, hatte er Urlaub genommen, um alles in Ruhe vorbereiten zu können und den Jungen tagsüber nicht zu lange allein lassen zu müssen. Nachdem er neben ihm die Nacht verbracht hatte, ließ er ihn jetzt allein mit ein paar neuen DVDs im Keller zurück und ging in seine Wohnung hinauf, um den letzten Akt einzuleiten. Es wurde Zeit für den Letzten auf seiner Liste. Zeit zu verschwinden.
    Acht Uhr morgens war zwar ziemlich früh für einen aus der Filmbranche, aber er konnte es ja trotzdem versuchen. Im Schlafzimmer nahm er das Handy vom Nachttisch und rief Möller an. Der nahm augenblicklich ab.
    »Ja«, ertönte es schroff vom anderen Ende.
    Er nannte seinen Namen und begrüßte ihn.
    »Wer?« Er konnte Möllers Irritation förmlich spüren.
    »Na, der vom Catering!«
    »Ah, ja, alles klar«, klang es jetzt eher erstaunt. »Der große Blasse! Hast du Spätdienst, oder warum bist du um diese Uhrzeit noch nicht unterwegs?«
    Er lächelte in sich hinein. Nein, der große Blasse war er nicht. Aber egal. »Ich hab mir ein paar Tage Urlaub genommen. Private Gründe.«
    »Aha, schön für dich. Und was kann ich für dich tun?.«
    »Ich wollte die ganze Zeit schon mit dir reden. Ist bis jetzt nur immer was dazwischengekommen. Ich würde gerne in Ruhe etwas mit dir besprechen. Geht das?«
    »Jaaa«, Möller dehnte seine Antwort, als müsse er sich erst einmal überlegen, ob er sich von einem Caterer-Boy etwas erzählen lassen wollte. »Worum geht’s denn?«
    »Ich habe eine tolle Filmidee, eine total geile Geschichte. Wahnsinniger Stoff. Können wir uns vielleicht bald mal irgendwo treffen?«
    »Hm.« Möller zögerte. In der Branche gab es natürlich

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