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Unser empathisches Gehirn: Warum wir verstehen, was andere fühlen (German Edition)

Unser empathisches Gehirn: Warum wir verstehen, was andere fühlen (German Edition)

Titel: Unser empathisches Gehirn: Warum wir verstehen, was andere fühlen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Keysers
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koordiniert: des prämotorischen Kortex. Zwar scheinen Affen nicht in der Lage zu sein, diesen Apparat für den Spracherwerb zu nutzen, aber sie organisieren damit ständig ihr bewusstes Handeln. Der prämotorische Kortex, der unser Handeln steuert, liefert dem Primatenhirn also noch eine weitere Voraussetzung für die Sprachevolution: die Grammatik des Handelns.
    Schluss
    Aus evolutionärer Sicht schien die Sprache aus heiterem Himmel zu kommen. Mit der Entdeckung der Spiegelneuronen hat sich das verändert. Affen mögen unfähig zu spontanem Sprachgebrauch und, selbst in Kontakt mit Menschen, außerstande zum Grammatikerwerb zu sein – aber sie besitzen vieles, was dazu erforderlich ist.
    Spiegelneuronen ermöglichen Affen, Artgenossen bestimmte Fertigkeiten zu vermitteln und Phoneme zu entschlüsseln, indem sie sie auf die eigenen Sprachaktivitäten abbilden. Dank sensomotorischer Assoziationen von der Art, wie sie in Spiegelneuronen beobachtet werden, sind Primaten in der Lage, Laute mit Bedeutungen zu verknüpfen, während die Fähigkeit zur Entwicklung hierarchischer Handlungspläne die Voraussetzung für grammatikalische Fertigkeiten in ihrem Gehirn anlegt.
    Spiegelneuronen garantieren noch keine Sprache. Auf dem Weg von den Affen bis Shakespeare bleibt noch viel zu klären. Doch ihre Entdeckung hat den scheinbar riesigen und unerklärlichen Schritt der Sprachevolution erheblich verkleinert.

KAPITEL SECHS Gefühle mitempfinden
    In unserem ganzen Leben gibt es praktisch keinen Augenblick, in dem wir nicht fühlen. 44 Wir tun die meisten Dinge, um Lust in Form von Belohnung zu gewinnen und Unlust in Form von Bestrafung zu vermeiden. Die meisten von uns studieren und arbeiten acht Stunden und mehr pro Tag für die soziale Belohnung beruflicher Anerkennung und Achtung sowie für die monetäre Belohnung zum Erwerb von Waren und Dienstleistungen, die unser Leben angenehmer machen.
    Doch unser Fühlen reicht über unsere persönliche Erfahrung und Beobachtung hinaus. Während wir beobachten, wie James Bond von der Tarantel geweckt wird, ist unser Verstehen nicht auf seine körperlichen Aktivitäten beschränkt – wir teilen auch seine Gefühle: Wir empfinden sie mit. Wir schwitzen vor Angst und frohlocken über seinen Sieg. Die Gefühle der Menschen in unserer Umgebung sind ansteckend. Wir können gar nicht anders, als trübselig zu werden, wenn alles trauert, und Euphorie zu empfinden, wenn allgemeiner Jubel herrscht. Das Mitempfinden von Hochs und Tiefs gibt uns das Gefühl, zu einer Gruppe zu gehören, mit anderen verbunden zu sein.
    Die Selbstbeobachtung scheint uns zu sagen, dass diese Gefühlsansteckung außerhalb der Sphäre unseres rationalen Denkens stattfindet. Wenn Sie erleben, dass Ihre Frau trauert, spricht vieles dafür, dass die schlimme Nachricht, die sie erhalten hat, auch Sie selbst unmittelbar beeinflusst und dass die Gefühlsansteckung infolgedessen rational ist. Betreten wir einen Konferenzraum und treffen dort eine weinende Fremde an, wird unsere Stimmung in Mitleidenschaft gezogen, obwohl sich die schlimme Nachricht der Fremden höchstwahrscheinlich nicht unmittelbar auf uns auswirken wird. Die Gemütsbewegungen anderer Menschen mitzuempfinden, ist tief in unserer menschlichen Natur verwurzelt.
    Modelle emotionaler Kommunikation
    Viele Modelle sozialer Kognition sprechen das Problem der Gefühle nicht unmittelbar an. Im Rahmen der Theorie, dass der menschliche Geist ein leistungsfähiger Computer sei, der Informationen jeder Art verarbeiten könne, lässt sich der Rückschluss auf die Gefühle anderer einfach als eine weitere Form regelgeleiteten deduktiven Denkens verstehen. Wenn ich beispielsweise sehe, dass Ihre Mundwinkel nach unten zeigen, schließe ich daraus, dass Sie in schlechter oder trauriger Stimmung sind, und wenn Sie sich dann noch langsam bewegen, handelt es sich wahrscheinlich um Trauer. Diese Regeln sind durchaus zu vergleichen mit Regeln, die die Welt im Allgemeinen betreffen. Wenn ich den Zündschlüssel meines Autos umdrehe, und nichts geschieht, ist entweder die Batterie leer, oder der Automatikhebel steht nicht auf P beziehungsweise N, und wenn beim Umdrehen des Schlüssels dann noch keine Lichter auf dem Armaturenbrett aufleuchten, kann ich davon ausgehen, dass die Batterie leer ist. Anhand solcher Beispiele lässt sich relativ leicht darlegen, wie wir die Gefühle anderer rational verstehen und beschreiben können; damit ist aber noch nicht erklärt, warum unsere

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