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Unser Sommer in Georgia

Unser Sommer in Georgia

Titel: Unser Sommer in Georgia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Henry
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den ich mir Sorgen mache. Er hat Lungenkrebs. Wir machen diese Reise ... damit er mal rauskommt und sich an bessere Zeiten erinnert.«
    »Ach so.« Riley Augen wurden feucht. »Das tut mir sehr, sehr leid.«
    »Es ist schwer. Ich habe mir ein paar Wochen Urlaub genommen.«
    »Wo arbeitest du denn genau?«
    »Ich habe mich ja überhaupt nicht mehr gemeldet, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht an dich denke ... und an deine Familie. Doch, das tue ich.« Er setzte sich in einen Clubsessel. Riley nahm neben ihm auf einem Stuhl Platz. »Ich entwerfe vor allem Geschäftsräume. Für eine kleine Firma, Harbinger Associates heißt sie.«
    »Also setzt du deine grafische Begabung ein?«
    »Du erinnerst dich daran?«
    Lächelnd schüttelte Riley den Kopf. »Soll das ein Witz sein? Ich erinnere mich noch ganz genau an unsere Sommer.« Aus lauter Verlegenheit über dieses unvermutete Geständnis erhob sie sich. »Aber aus irgendeinem Grund hatte ich geglaubt, du wolltest Häuser entwerfen. Habe ich mir das ausgedacht?«
    »Nein, das hast du richtig behalten. Ich habe mich ... ablenken lassen. Dad ist mit dem Firmenchef gut befreundet und daher ... Na, jetzt bin ich hier.«
    »Ja, du bist hier. Komm, ich zeige dir oben die Wohnung! Sie ist zwar nicht geputzt - wir haben einen verrückten Morgen hinter uns -, aber ich will sie dir trotzdem zeigen.«
    Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinauf und betraten die Küche. Riley versuchte, das Haus mit Macks Augen zu sehen. Im Obergeschoss waren früher vier Schlafzimmer gewesen, doch Riley hatte daraus eine Küche mit einem Tisch und einer Sitzecke und zwei geräumige Zimmer gemacht. Sie ging durch die Räume, klopfte Kissen auf, rückte Körbe mit Büchern, Braydens Schulsachen und seine Sportausrüstung zurecht. Obwohl die Wohnung unordentlich und verwohnt wirkte, liebte Riley diese Räume. Sie waren das Nest, in dem Brayden aufgewachsen war.
    Mack stand mitten in der Küche und holte tief Luft. »Ich staune einfach nur, Riley. Meine Familie liebt Bücher, und jetzt ist unser altes Sommerhaus ein Buchladen - und du wohnst darin.« Er schaute sie an. »Deswegen liebe ich das Leben. Es bringt immer neue Überraschungen und Zufälle, oder?«
    »Ja, das stimmt. Und Beziehungen. Überraschende Verbindungen.«
    »Ja, die gibt's auch.« Mack lachte.
    Ja, sie waren miteinander verbunden, durch die Vergangenheit und auch durch die Gegenwart. Und zum ersten Mal seit langer Zeit erschien Riley ihr eigenes Leben interessanter als der Roman auf ihrem Nachttisch.

Neun
    Maisy
    Maisys Klamotten lagen in ihrem alten Kinderzimmer verstreut. Der Raum hatte sich seit ihrer Abreise nach Kalifornien kaum verändert. An der Pinwand hingen immer noch getrocknete Anstecksträußchen; die Wände in blassem Rosa entsprachen ihren Teenagerträumen; am unteren rechten Bettpfosten baumelten ein blauer und ein grüner Cheerleading-Pompon. Das Poster von R.E.M. hatte Mama natürlich abgenommen. Maisy öffnete das Fenster. Sie hoffte, dass der Wind, der Vorbote eines Sturmes, ihr den Kopf freipusten würde.
    Doch das schaffte er nicht.
    Sie duschte und zog sich langsam an. Die Reue lähmte sie - Reue über neue und alte Verfehlungen. Sie war noch keine vierundzwanzig Stunden hier und hatte schon Mist gebaut. Nach dem Ankleiden schaute sie in Adalees Zimmer. Ihre Schwester hatte sich auf dem Bett zusammengerollt und schlief fest. Maisy weckte sie und sagte ihr, sie solle aufstehen, sich anziehen und dann zu Mama hinuntergehen und so tun, als sei nichts vorgefallen. Und zwar sofort, denn in einer Stunde werde sie im Buchladen erwartet.
    Als Maisy kurz darauf das Wohnzimmer betrat, saß ihre Mutter mit einem großen Bogen Millimeterpapier auf dem Schoß im Bett. Ihr Frühstückstablett stand auf dem Nachttisch. Die Spiegeleier waren auf dem Teller kalt geworden, von dem Toastbrötchen hatte sie ein einziges Mal abgebissen, und ein paar Erdbeeren lagen verstreut auf dem Familienporzellan. Maisy küsste sie auf die Wange. »Guten Morgen, Mama.«
    »Hallo, Süße, bist du nicht ein bisschen spät dran?«
    »Ja, die Zeitverschiebung hat mich völlig durcheinandergebracht. Aber Riley ist im Laden. Alles ist gut.«
    Mama deutete auf das Millimeterpapier, auf dem sie Buchstaben und Zahlen eingetragen hatte, sodass es wie ein militärisches Strategiepapier aussah. »Du müsstest eigentlich bei dem Lesezirkel sein, und Adalee sollte in der nächsten Stunde hier bei mir sein und mit mir ...«
    Maisy nahm den Bogen in die Hand.

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