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Unsere Claudia

Unsere Claudia

Titel: Unsere Claudia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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mir, die Halle hätte nach den Plänen blau werden sollen. Aber während das Stadthaus gebaut wurde, ist der Entwurf geändert worden, und so kam es dann, daß das einzige Blaue, was noch übrig ist, der Name ist!
     
     

     
     
    Wir haben die prächtigen Säle angesehen, wo der Reichstag seine Sitzungen abhält, und die Säle mit französischen Gobelins, wie man sie kaum für möglich halten sollte. Ich mußte ganz nah herangehen und mir ansehen, wie sie gewebt waren. Das war aber eine Handarbeit, na, ich danke! Am meisten im ganzen Stadthaus staunt man über den goldenen Saal. Der ist so riesig groß, daß man für achthundert Menschen darin decken kann. Ja, denn manchmal, bei besonders feierlichen Gelegenheiten, wird er als Speisesaal benutzt. Denk Dir, Mami, der ganze Saal, alle Wände, alles überhaupt besteht aus Goldmosaik. Die riesigen Flächen sind aus winzigen, goldenen Stückchen zusammengesetzt, und auf der einen Querwand ist ein einziges großes Mosaikbild. Es stellt die „Mälarkönigin“ dar, und das ist die Stadt Stockholm. Du weißt, Stockholm liegt am Mälarsee, und der hat tausend kleine Arme und Buchten, die sich ganz in die Stadt hineinschieben, und das ist der Grund, warum man so furchtbar viele Brücken bauen mußte.
    Als wir das Stadthaus besichtigt hatten, gingen wir weiter, über eine der großen Brücken, und ich kann Dir sagen, die war herrlich, denn die führt haargenau auf das königliche Schloß zu. „Wir gingen einfach durchs Schloßtor und quer über den riesigen Schloßhof. Als wir ‘rauskamen, gingen wir durch alte, schmale, enge Gassen, es war genauso, als wären wir plötzlich um viele Jahrhunderte zurückversetzt worden. Alles sah ganz mittelalterlich aus. Die Pflastersteine waren rund und knubbelig wie kleine Rundstücke, und die Häuser ganz windschief vor Alter, und die Läden paßten genau hierher, denn es waren meistens Antiquitätengeschäfte, die in den Fenstern uralte schöne Dinge ausgestellt hatten. In einem dieser alten Häuser liegt ein wahnsinnig berühmtes Restaurant, das heißt „Gyllene freden“, und das bedeutet „Der Goldene Frieden“. Onkel Bo sagte, es sei sonst nicht seine Gewohnheit, dreizehnjährige Mädchen in ein Restaurant zu führen und schon gar nicht abends, aber er wolle nun doch mal die ganze Familie – minus Brüderchen und Nystan – einen Abend mit in den „Goldenen Frieden“ nehmen, denn man kann nun mal nicht in Stockholm gewesen sein, ohne das gesehen zu haben. Ich freue mich schon drauf.
    Als ich mich sozusagen an das Mittelalter gewöhnt hatte und schon allmählich anfing, mich auf einen Ritter in voller Rüstung oder ein Burgfräulein mit hoher, spitzer Haube gefaßt zu machen – ja, da waren wir mit einem Schlage wieder in der Gegenwart. Und was für einer Gegenwart. Alles war mit einem Male frei und offen. Vor uns lag etwas Rundes und Komisches, Straßen, die gewissermaßen in zwei Stockwerken übereinander gebaut sind, und mit einem Rondell, aus dem ich überhaupt nicht herausfinden konnte. Es heißt Slussen, das bedeutet „die Schleuse“. Hinter Slussen erhebt sich plötzlich eine hohe Felswand, und an der entlang sind ganz, ganz hohe Häuser gebaut.
    Weißt Du, wie man da ‘raufkommt? Man nimmt einen Fahrstuhl. Ja, stell Dir vor, von Slussen geht ein Fahrstuhl, der ganz für sich in der Gegend steht, in die blaue Luft hinauf. Der heißt Katarinahissen. Und in den sind wir eingestiegen, und dann sauste er wie eine Rakete mit uns nach oben.
    Jetzt standen wir auf einer hohen Brücke, und hier oben war ein kräftiger Wind. Wir hatten eine großartige Aussicht. Onkel Bo zog mich mit durch eine Tür und eine Treppe hinunter, und nun standen wir auf einmal im Vorraum eines Restaurants. Von da gingen wir weiter ins Restaurant hinein, das war lang und schmal und hatte auf beiden Längsseiten Fenster. Es ist ungefähr wie ein Schiff eingerichtet. Weißt Du, wo dies Restaurant liegt? Ja, denk Dir, es hängt unter der Brücke, die vom Katarinahiss zu den Hochhäusern führt. Als ich mir vorstellte, daß unter uns gähnende Leere war anstelle von Grundmauern und Keller und so weiter, wurde ich fast seekrank. Aber dann sagte ich zu mir selber, wenn die „Gondel“ – so heißt nämlich das Restaurant – bis jetzt hängengeblieben ist, und noch dazu in den allerschlimmsten Herbst- und Winterstürmen, dann wird sie wohl nicht ausgerechnet in dem Augenblick ‘runterpurzeln, wo Claudia Keller ‘reinkommt.
    Hier haben Onkel Bo und

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