Unsere Claudia
ist und die Sonne scheint. Dann kannst du Claudia unterwegs von unserm Abzahlungssystem erzählen.“
„Ja, es war nämlich so“, begann Karin, als sie die verschneite Straße entlangliefen, „es fing damit an, daß ich Papa quälte, er solle ein Auto kaufen. Das könne er sich nicht leisten, sagte er. Und dann sagte ich, er könnte es auf Abzahlung kaufen, das tun doch so viele. Und weißt du, was Papa sagte? ,Da hast du recht’, sagte er. ,Das werde ich auch tun!’ Und die Zeit verging, und kein Auto kam, und dann fragte ich Papa, wie es denn nun wäre. ,0 ja, ich zahle ab’, sagte er. ,Wann kommt denn aber das Auto?’ fragte ich. ,Wenn ich alle Raten bezahlt habe’, sagte Papa. Ich fand das eine komische Art und Weise, auf Abzahlung zu kaufen, und da erklärte Papa mir, er habe mit sich selber ein Abzahlungsgeschäft abgeschlossen. Jeden Monat lege er die Summe zurück, die er für ein Auto abzahlen müßte. Aber dann kam ein Monat, da schaffte er es nicht, er hatte zu große Ausgaben gehabt. ,Da kannst du sehen’, sagte er. ,Hätte ich das Auto auf die Weise gekauft, wie du meintest, dann hätte ich diesen Monat nicht bezahlen können, dann hätte ich einen Mahnbrief bekommen und vielleicht sogar das Auto wieder zurückgeben müssen. Es hat sich einfach herausgestellt, daß wir uns kein Auto leisten können!’ Und Papa sagt, es ist besser, wenn man es sich selber eingestehen muß, als dem Autohändler. Und jetzt wenden wir zu Hause immer dies Abzahlungssystem an. Du kannst natürlich sagen, es ist dasselbe, wie Geld in eine Sparbüchse zu tun, aber es macht viel mehr Spaß, es Abzahlung zu nennen. Meine Schlittschuhe sind wahnsinnig teuer. In der Schlittschuh-Tauschzentrale kann ich ein Paar gebrauchte für hundert Kronen bekommen – und auf die zahle ich jetzt ab – in meine eigene Sparbüchse also, verstehst du?“ Claudia lachte.
„Und wenn du mal eine Woche die Rate nicht zusammenkriegst?“
„Ja, dann tue ich so, als hätte ich mit dem Mann im Geschäft gesprochen und als hätte er mir Aufschub gegeben, und dann muß ich eben sehen, daß ich in der nächsten Woche doppelt soviel in die Büchse tun kann. Und wenn ich es ganz und gar nicht schaffe, dann muß ich mir eben selber sagen, daß ich etwas gekauft habe, was für mich zu teuer ist. Aber dann bin ich immerhin davor bewahrt, es wieder hintragen zu müssen, denn ich habe es ja noch nicht!“
Claudia lachte.
„Dein Vater ist mächtig klug“, sagte sie. Und ihr fiel Onkel Peter ein, der von Fahrrädern und teuren Sportausrüstungen erzählt hatte, die auf Ratenzahlung gekauft wurden, und was für ein Jammer es dann war, wenn die Kunden die Monatsraten nicht zusammen hatten.
„Natürlich ist er klug“, sagte Karin. „Übrigens habe ich den Verdacht, daß er insgeheim mit einer neuen Abzahlung angefangen hat. Ich glaube, er versucht es noch mal mit einem Auto.“
Der große Sportplatz mit seinem schimmernden Eis lag jetzt vor ihnen. Viele Kinder und junge Leute tummelten sich fröhlich darauf.
Es gab eine Garderobe, in der Claudia ihren Mantel aufhängen konnte, den sie über ihr Eislaufkostüm gezogen hatte. Und gleich darauf glitten sie auf die spiegelblanke Fläche hinaus, und Claudia merkte, daß sie in ihrem feinen Kostüm Aufsehen erregte.
Aber noch mehr Aufsehen erregte Karin, nicht ihres Anzugs wegen, sondern durch ihr hervorragendes Laufen. Sie war geschmeidig wie eine Katze und flink wie ein Eichhörnchen. Sie sauste im Schnellauf über das Eis, sie machte rückwärts Achten und Pirouetten, und sie versuchte auch den berühmten „Striper“ von Sonja Henie. „Hallo, Karin!“
Ihre Freundin Ulla glitt auf Karin zu. Ulla hatte richtige Langlauf-Schlittschuhe, lang und gerade und messerscharf.
Claudia verstand nicht, was gesprochen wurde, aber es war wohl von einem Um-die-Wette-Laufen die Rede. Denn Karin und Ulla stellten sich auf, ein Junge hatte die Stoppuhr in der Hand, gab ein Zeichen – und dann sausten sie Seite an Seite um die Bahn, in schwindelerregender Fahrt. Nach einer halben Minute schon lag Ulla etwas weiter vorn, dann holte Karin sie ein, Ulla war wieder vornweg, der Abstand wurde größer – und Ulla schoß als erste durchs Ziel.
Was Karin wohl dazu sagen würde – bei ihrem sportlichen Ehrgeiz?
Atemlos und rotbäckig kamen sie nebeneinanderher auf die Stelle zu, wo Claudia stand.
Karin streckte Ulla die Hand hin. „Prima, Ulla!“ sagte sie begeistert. Und dies Wort verstand Claudia.
„Du warst
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