Unsere feuerrote Hexe
wiederkehrt, besteht nicht. Dafür sind meine Gefühle für Heather einfach zu stark.
Die Konsequenz von allem kann eigentlich nur eine Trennung bedeuten. Aber was ist, wenn Heather nicht mehr zu mir zurückkehrt? Dann verlieren Nele und Ben ihre Mutter und sind mit mir alleine. Keine schöne Vorstellung – andererseits: Alleine mit mir sind sie eigentlich schon jetzt. Und ich will nicht den Rest meines Lebens mit einer Frau zusammenleben, für die ich keine tieferen Gefühle mehr habe.
Ich atme tief durch. Es ist also vorbei. Ich habe keine Ahnung, wie Jessi darauf reagieren wird. Sie hat gesagt, sie will keinen Skandal, das kann ich verstehen. Aber wird sie auf die Ehe pochen – oder, was noch viel schlimmer wäre – auf Nele und Ben?
Ihre Eltern werden bestimmt Anspruch auf die Kinder erheben, es kann sein, dass es sehr schwer werden wird. Aber ich habe Werner, er ist gut in seinem Job und er wird mir beistehen, auch wenn er zuerst fürchterlich schimpfen wird.
Und dann gilt es, diese verdammte irische Hexe aufzutreiben…
An diesem Abend gehe ich das erste Mal seit über sieben Wochen sehr zufrieden ins Bett.
Jessica strahlt übers ganze Gesicht, als ich sie vom Flughafen abhole. Nele und Ben warten beide brav neben mir. Jessi begrüßt sie kurz und haucht mir dann einen Kuss auf den Mund.
„Rate!“, lacht sie mich an.
„Was soll ich raten?“, ich lächele ihr freundlich zu, jetzt, wo ich eine Entscheidung für mich getroffen habe, fällt es mir leichter, mit ihr nett umzugehen.
„ Na, wegen den beiden Castings. Ich hab tolle Neuigkeiten!“, sie schaut mich erwartungsvoll an.
„Du hast eine Rolle bekommen“, stelle ich fest. So schwer ist da s dann ja doch nicht zu erraten.
„Im Amerika?“, frag t Nele.
„Ja, ich hab eine Rolle. In einer amerikanischen TV-Serie. Ich soll dort eine deutsche Krankenschwester spielen. Erstmal nur begrenzt auf drei Monate, das bedeutet, dass ich anderthalb Monate drüben sein muss, um zu drehen“, erzählt Jessica aufgeregt.
„Anderthalb Monate?“, ich ziehe fragend die Augenbrauen hoch.
„Ja, das ist doch nicht so schlimm, oder? Ich meine, die Kinder sind ja tagsüber versorgt und abends bist du ja da“, wieder bekomme ich einen Kuss.
‚Wie nett’ , denke ich spöttisch.
Ich lasse sie erstmal erzählen, dann warte ich geduldig ab, bis sie alle Telefonate erledigt und jedem die tollen Neuigkeiten berichtet hat.
Als die Kinder im Bett sind, bitte ich sie um ein Gespräch.
Jessica kuschelt sich auf dem Sofa in meine Arme, eine bewährte Taktik von ihr, wenn sie meint, mich gnädig stimmen zu müssen.
„Jessi, wir müssen über etwas reden“, beginne ich dann vorsichtig.
„Über was denn? Über meinen USA-Aufenthalt? Wir haben doch schon kurz darüber gesprochen“, sie runzelt die Stirn.
„Nein, nicht über die Dreharbeiten. Über uns. Mir ist in letzter Zeit einiges klar geworden. So, wie wir unsere Ehe führen, so geht es nicht weiter. Ich habe festgestellt, dass sich meine Gefühle für dich geändert haben. Ich liebe dich nicht mehr und ich möchte ein anderes Leben führen, als das mit dir“, ich rede sehr sanft mir ihr und betrachte gespannt ihr Mienenspiel.
„Das ist nicht dein ernst, oder?“, fragt sie fassungslos. „Ausgerechnet jetzt kommst du damit an? Wo ich so einen Erfolg habe? Die Presse wird darüber berichten, dass ich in Amerika eine Rolle habe. Und dann eine Scheidung? Weißt du eigentlich, was das für mich bedeuten kann?“, sie schluckt und ich sehe es in ihren Augen glitzern. Wäre sie nicht so eine gute Schauspielerin, wäre ich jetzt wohl schwer beeindruckt und kurz vorm Einknicken.
„Ehrlich gesagt, ist mir das total egal. Die Öffentlichkeit ist wichtig für dich – nicht für mich. Und schon gar nicht für unsere Kinder. In der Zeit wo Heather da war, sind die beiden förmlich aufgeblüht, sie waren so fröhlich. Das hat sich durch die neuen Einrichtungen total geändert. Nele steckt es zwar besser weg – aber Ben leidet. Ich habe es dir schon öfter gesagt, aber du hast es immer wieder abgetan. Ich kann so nicht weitermachen. Nicht meinetwegen – und schon gar nicht wegen der Kinder. Und sei doch mal ehrlich? Was bedeuten Nele und Ben dir? Und was ist mit mir? Liebst du mich noch?“, frage ich sie lächelnd.
„Wie kannst du nur so etwas fragen?“, Jessi springt vom Sofa an und funkelt mich wütend an. „Natürlich liebe ich dich. Also… also… klar ist es nicht mehr so wie am Anfang. Aber das
Weitere Kostenlose Bücher