Unsere feuerrote Hexe
ihr. „Es wäre nur schön, wenn wir solange hier bleiben könnten, bis das geschehen ist“, füge ich noch hinzu.
„Hab ich denn eine Wahl?“
„Was unsere Ehe angeht – nein. Es tut mir auch leid, dass es so gekommen ist, Jessi. Aber ich denke, wenn einige Zeit vergangen ist, wirst du sehen, dass das der einzig richtige Weg war.“
„Es tut aber weh, Alexander“, fügt sie traurig an.
„Komm mal her“, ich nehme sie wieder in meine Arme. „Auch das wird vorbei gehen.“
„Wirst du… wirst du… also… nimmst du jetzt sofort zu Heather Kontakt auf?“
„Ist das so wichtig?“, ich will ihr nicht mehr wehtun, als nötig.
„Nein, eigentlich nicht“, Jessica löst sich von mir und schaut mich aus verweinten Augen an. „Aber ich kann den Gedanken an euch gerade nicht besonders gut ertragen.“
„Das verstehe ich“, nicke ich. „Aber ich denke, jeder von uns beiden wird es schaffen, sich ein neues Leben aufzubauen. Und ich weiß, dass wir es nicht bereuen werden.“
„Okay“, Jessi versucht ein leichtes Lächeln, was ihr aber nicht so recht gelingen will. „Ich hab ganz schön versagt, was?“
„Das haben wir beide – als Ehepaar. Ich hab mich auch nicht gerade mustergültig verhalten, Jessica. Ich hab dir wehgetan, ich bin fremdgegangen. Vielleicht hätte ich schon viel früher die Reißleine ziehen sollen. Ich war zu feige und auch viel zu bequem. Aber wir sollten es mit Anstand zu ende bringen, schon wegen Nele und Ben. Das kriegen wir doch hin, oder?“, frage ich sie eindringlich. „Und schau dir die beiden an, was für tolle kleine Menschen sie sind. So schlimm waren wir wohl als Eltern auch nicht.“
Jessica lacht jetzt leise.
„Meine Eltern werden toben…“, sagt sie dann nachdenklich.
„Das befürchte ich auch. Aber lass sie toben. Wenn wir uns einig sind, kann das uns egal sein“, ich streichele Jessica sanft über ihre Wange. „Lass es uns durchziehen.“
Sie nickt nur und umarmt mich jetzt ganz fest. „Wir hatten doch auch schöne Zeiten, oder?“
„Wir hatten wundervolle Zeiten. Die werde ich auch nie vergessen, Jessi“, flüstere ich und gebe ihr einen Kuss auf ihre blonden Haare.
Wir bleiben noch eine Weile im Wohnzimmer sitzen und reden. Das erste Mal seit langem geht es nicht um Jessicas Karriere, sondern um uns und unsere Familie. Und das erste Mal habe ich das Gefühl, dass es Jessi wirklich interessiert und bewegt. Vielleicht hätte es irgendwann mal einen Weg gegeben, dass noch hinzubekommen. Aber jetzt ist es zu spät, mein Herz gehört einer anderen und obwohl das hier alles doch sehr traurig ist, muss ich mir eingestehen, dass ich es kaum noch erwarten kann, Kontakt zu Heather aufzunehmen.
Wir verabreden, diese eine Nacht noch in einem Bett zu schlafen, morgen werde ich dann ins Gästezimmer umziehen.
Wir reden noch viel über die Zukunft – und über Vergangenes, und die Stimmung wird sogar gelöster. Es ist ein Abschied - mir fällt ein ganz anderer ein, der viel schlimmer war, als dieser hier. Nur noch ein Indiz dafür, wie unendlich viel mehr mir Heather bedeutet.
Ich bin erleichtert, dass Jessica mit allem so gut umgeht. Vielleicht können wir eine wirklich tiefe Freundschaft aufbauen, das wäre mir am liebsten. Denn auch wenn ich sie nicht mehr liebe, wir haben viel miteinander erlebt und viele Jahre zusammen verbracht.
Und sie stimmt zu, dass wir es den Kindern gemeinsam sagen, auch dafür bin ich ihr sehr dankbar. Denn vor diesem Gespräch habe ich Angst. Nach dem Abendessen gehen wir mit den Kindern rüber ins Wohnzimmer und bitten sie, uns gut zuzuhören. Auch Petra soll bei dem Gespräch dabei sein, sie schaut mich überrascht an, dann nicke ich aber nur und sie scheint sofort zu verstehen.
„Mami und ich möchten euch was wichtiges sagen“, räuspere ich mich. Ich hocke mir vor Nele und Ben hin, die gespannt auf dem Sofa sitzen. „Wir beide haben beschlossen, dass wir nicht mehr zusammen wohnen wollen. Ich werde mit euch in ein neues Haus ziehen und Mami wird hier bleiben. Es wird sich aber für euch nicht viel ändern, wenn ihr die Mami sehen wollt, dann könnt ihr das immer tun.“
Ben starrt nur mit offenem Mündchen zwischen Jessi und mir hin und her, Nele hingegen reißt entsetzt die Augen auf. „Aber… aber warum denn?“, fragt sie mit piepsiger Stimme und es gibt mir einen Stich in die Hergegend.
„Manchmal ist es so, dass Eltern sich nicht mehr verstehen. Sie können dann nicht mehr zusammenleben. So ist das
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