Unsere feuerrote Hexe
die Strasse konzentrieren konnte.
Für einen Moment hege ich Zweifel, ob das wirklich das Zuhause von Heather ist. Aber ein Schild, auf dem der Name ‚Ó Briain’ steht, lässt da eigentlich keine Zweifel zu.
Ihre Familie lebt in einer Burg?
Mir kommt ihr Gesichtsausdruck wieder in den Sinn, dieses völlig entrückte, als wir auf dem Schiff den Rhein lang gefahren sind.
‚Natürlich liebt sie Burgen, sie erinnern sie an ihr zuhause’ , fällt es mir schlagartig ein. Ich habe sie weiter gefragt, ob sie gerne zu der Zeit von Rittern und Burgfräuleins leben würde – jetzt fallen mir die Andeutungen der Wirtin im Pub ein und Heathers Antwort.
‚Hat man die Ó Briains früher verfolgt?’
Doch die Grübeleien darüber müssen jetzt warten, ich atme tief durch und fahre langsam auf die Burg zu.
Das große Tor ist weit offen und so fahre ich auf den Burghof, wo noch zwei andere Autos stehen.
Mein Herz klopft mir bis zu Hals als ich aussteige. Der Wind und dieser verdammte Regen nehmen mir fast die Luft zum atmen. Ich versuche mich kurz zu orientieren und renne auf eine mächtige Tür zu.
Auch hier steht der Name ‚Ó Briain’, sollte ich bis jetzt noch Zweifel gehabt haben, sind sie hiermit zerstreut.
Ich sehe einen großen Türklopfer und betätige ihn. Schnell fahre ich mir mit den Fingern durch die Haare, obwohl sie schon ziemlich nass sind und das wohl nicht viel bringen wird.
Kurze Zeit später öffnet mir eine junge Frau mit blonden, hochgesteckten Haaren. ‚Offensichtlich kein Familienmitglied’ , schießt es mir durch den Kopf.
„Ja? Kann ich Ihnen helfen?“, fragt sie mich freundlich.
„Guten Tag. Mein Name ist Alexander Laurin und ich wollte zu Heather Ó Briain“, stelle ich mich vor.
„Kommen Sie doch herein“, lächelt sie mir zu. „Miss Ó Briain ist zurzeit nicht im Haus. Ich bringe Sie zu Mrs. Mave Ó Briain.“
Ich muss meine Enttäuschung bekämpfen, ich hatte mir das in etwa so vorgestellt, dass Heather mich sieht und sofort in meine Arme stürzt. Na ja, also eigentlich hatte ich mir das mehr gewünscht, aber offensichtlich scheint das nicht so zu laufen.
„Darf ich Ihnen Ihren Mantel abnehmen?“, fragt sie mich höflich.
„Gerne.“
Mit einer Handbewegung bittet sie mich dann ihr zu folgen, ich frage mich, ob die junge Frau die einzige Angestellte hier ist. Aber bei so einem großen Anwesen ist das wohl eher unwahrscheinlich.
Sie führt mich in einen großen Salon. In einem Kamin flackert ein gemütliches Feuer und ich schaue mich neugierig um. Die Möbel scheinen schon sehr alt zu sein, an den Wänden hängen kunstvoll gestaltete Teppiche und große Gemälde. Auf manchen Bildern sind Frauen mit roten Haaren abgebildet, ich will gerade näher gehen und sie mir betrachten, als sich eine andere Tür öffnet.
Herein kommt eine ältere Frau mit feuerrotem Haar und einem langen, etwas altertümlichen Gewand. Sie sieht wirklich eigenartig aus und ich fühle mich um ein paar Jahrhunderte zurückgebeamt. Um ihre Beine schmust eine schwarze Katze und mir wird kurz mulmig.
Aber ganz offensichtlich ist sie eine Verwandte von Heather, ihre Augen ähneln ihr.
„Alexander Laurin“, sagt sie mit einer ähnlich rauen Stimme, wie sie Heather hat. „Ich muss sagen, ich hätte Sie viel früher erwartet.“
Sie kommt auf mich zu und sieht mich aus blaugrünen Augen streng an. Ich schlucke heftig und bin erstmal sprachlos.
„Ähm, ja… also… ich konnte nicht früher“, ist das Einzige, was mir zu dieser Begrüßung einfällt.
Ich gebe ihr die Hand, sie hat einen festen Händedruck. Nicht eine Sekunde lässt sie mich aus den Augen, der Ausdruck darinnen ist nicht gerade freundlich.
‚Was hat Heather bloß über mich erzählt?’
„So, so“, sie deutet auf ein Sofa und ich nehme Platz.
„Ich würde gerne mit Heather sprechen. Die junge Dame, die mir geöffnet hat, sagte, sie wäre nicht im Haus“, beginne ich dann vorsichtig.
„Heather ist mit den Hunden rausgegangen“, antwortet die ältere Frau mir. „Aber ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mave Ó Briain, ich bin die Großmutter von Heather. Sie hat mich vor einigen Wochen aufgesucht und ich habe sie gebeten, zu bleiben… bis Sie kommen.“
„Woher wussten Sie denn, dass ich kommen würde?“, platzt es aus mir heraus, als Antwort kommt nur ein Lächeln.
„Sagen wir mal, ich habe es sehr stark angenommen. Allerdings enttäuscht es mich schon, dass Sie Heather überhaupt gehen und jetzt so lange
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