Unsere feuerrote Hexe
Heather genießerisch die Augen schließt.
„Was hast du jetzt für Pläne?“, fragt sie mich dann nach einiger Zeit. „Wann musst du zurückfliegen? Soll ich direkt mitkommen?“
„Das wäre natürlich perfekt, wenn das ginge“, ich hauche ihr einen Kuss auf die roten Locken. „Kannst du hier so ohne weiteres weg?“
„Klar, ich bin zwar unglaublich gerne bei meiner Großmutter, aber noch viel mehr habe ich mich nach dir gesehnt“, sie streichelt zärtlich meinen Oberschenkel und ich spüre die Berührung nur allzu deutlich.
„Deine Oma sagte, sie hätte gewusst, dass ich kommen würde“, sage ich nachdenklich.
„Ja, das hat sie. Alexander, es gibt einige Dinge, die dir vielleicht komisch vorkommen werden, was meine Familie betrifft. Es ist wohl nur fair, wenn ich dir das erzähle, bevor ich mit nach Köln gehe. Es könnte ja sein, dass dich manches verschreckt und du es dir vielleicht doch nochmal überlegen willst“, Heather spielt nervös mit ihren Fingern und fixiert ihre Hände.
„Heather - du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich noch einmal gehen lasse.“
Sie dreht sich zu mir und setzt sich auf meinen Schoß. Dann schaut sie mir ernst in die Augen. „Manche der Geschichten um meine Familie sind wahr. Wir sind tatsächlich ein bisschen anders…“
„Wie anders?“, ich streichele ihr eine lange rote Locke aus dem Gesicht und hauche ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.
„Die Linie unserer Familie lässt sich sehr lange zurückverfolgen“, beginnt sie dann zu erzählen. „Es gibt tatsächlich immer nur weiblichen Nachkommen.“
„W… was?“, frage ich sie unglaublich. „Aber was ist denn mit dem Namen Ó Briain? Den könnt ihr ja unmöglich über Jahrhunderte behalten haben.“
„ Ó Briain ist der tatsächliche Name. Die Urgroßmutter von Mave hat durchgesetzt, dass sie den Familiennamen wieder annehmen kann. Sie muss ein Mordsspektakel gemacht haben, von wegen Wiedergutmachung und so weiter…“ jetzt lächelt sie ein wenig.
„Haben die Frauen in deiner Familie denn nie geheiratet? “
„Seit dem Namenswechsel zunächst nicht mehr. Und jetzt ist es ja nicht mehr nötig, den Namen bei einer Eheschließung zu ändern.“
„Okay, bei euch gibt es also nur Frauen. Angenommen, wir würden noch ein Baby bekommen…“
„… wäre es eine Tochter…“, ergänzt Heather.
„Du willst mich hochnehmen“, lache ich auf, doch das ernste Gesicht von Heather lässt mich verstummen.
„Nun gut“, ich kann das immer noch nicht so ganz glauben, aber hatte Jamie nicht auch ein paar komische Andeutungen über die Familie gemacht?
„Was meinst du mit Wiedergutmachung?“
„Das hier“, Heather deutet auf ihr Muttermal auf der Schulter, „… haben ebenfalls alle Ó Briains. Es gab eine Zeit, da ist dieses Muttermal, zusammen mit der Haarfarbe und den Kenntnissen über Heilmethoden und Kräutern sehr vielen in meiner Familie zum Verhängnis geworden“, erzählt sie stockend weiter, ich sehe, dass sie das sehr bewegt.
„Aber du willst mir jetzt nicht erzählen, dass ihr echte Hexen seid, oder?“, frage ich sie fassungslos.
„Wenn du damit meinst, dass wir auf Besen reiten oder durch Kamine apparieren – nein“, lächelt sie. „Wenn du aber damit meinst, dass wir uns gut auskennen in Heilkunde und ein klein bisschen anders sind – dann ja.“
„Wie anders?“, frage ich sanft nach und hauche ihr einen Kuss auf die Nase.
„Mave hat bestimmte Ahnungen“, erzählt sie vorsichtig weiter.
„Und deshalb wusste sie, dass ich kommen würde?“, es ist mehr eine Feststellung, als eine Frage.
„Sie gibt damit ziemlich an, es kommt auch vor, dass sie sich täuscht, aber sie liebt es mit dem Ruf ein bisschen zu spielen. Deswegen auch diese s TamTam mit dem Gewand und dem schwarzen Kater Angus. Sie erschrickt gerne die Leute“, erklärt mir Heather augenrollend. „Sie macht das aber bei allen ‚Neuen’…“
„Und du? Kannst du auch Dinge voraus sehen?“, das alles ist schon ein bisschen schräg, aber erschrecken tut es mich eigentlich nicht.
„Nein, kann ich nicht“, Heather schüttelt den Kopf. „Ich kenne mich gut aus mit Krankheiten und hab ein Händchen für Salben und so etwas. Aber das ist keine besondere Gabe, sondern ich interessiere mich sehr dafür. Ich bin in keinster Weise unnormal“, betont sie und nickt dabei heftig mit dem Kopf zur Bekräftigung ihrer Worte.
„Was ist mit deinen Schwestern? Und deiner Mutter?“
„Maureen hat manchmal
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