Unsichtbar
es da nicht von Ungeziefer.
Walker hat keine Lust, mit Born über seine Wohnverhältnisse zu debattieren, kein Interesse, seine Zeit mit Smalltalk zu vergeuden. Er übergeht die Frage und sagt: Ich habe nichts vergessen. Ich denke immer noch ständig daran.
Woran?
Was Sie mit diesem Jungen getan haben. Ich habe ihm überhaupt nichts getan. Bitte ...
Ein Stoß mit dem Messer, das war alles. Sie waren dabei. Sie haben gesehen, was passiert ist. Er wollte uns erschießen. Wenn ich ihm nicht zuvorgekommen wäre, hätte er uns beide getötet.
Aber die Waffe war nicht geladen.
Das konnten wir nicht wissen. Er hat gesagt, er werde schießen, und wenn jemand eine Pistole auf mich richtet und sagt, er werde schießen, nehme ich ihn beim Wort.
Und was war im Park? Über ein Dutzend Stichwunden nach dieser ersten. Warum haben Sie das bloß getan?
Das war ich nicht. Ich weiß, Sie glauben mir nicht, aber damit habe ich nichts zu tun. Ja, ich habe ihn in den Park getragen, nachdem Sie gegangen waren, aber als ich dort ankam, war er schon tot. Warum sollte ich auf einen Toten einstechen? Ich wollte nur so schnell wie möglich weg.
Und wer war es dann?
Keine Ahnung. Ein Irrer. Ein Nachtgespenst. New York ist eine böse Stadt. Das könnte jeder gewesen sein.
Ich bin zur Polizei gegangen. Trotz Ihrer nicht sehr subtilen Warnung.
Das dachte ich mir. Deswegen bin ich so überstürzt abgereist.
Warum sind Sie nicht geblieben und haben die Sache vor Gericht ausgefochten, wenn Sie unschuldig sind?
Wozu? Am Ende hätte man mich freigesprochen, und ich konnte es mir nicht leisten, mit meiner Verteidigung so viel Zeit zu verschwenden. Der Junge hatte den Tod verdient. Der Junge ist gestorben. Das ist die ganze Geschichte.
Also keine Reue.
Keine Reue. Nicht die Spur. Auch Ihnen mache ich keinen Vorwurf, dass Sie sich gegen mich gewandt haben und zur Polizei gegangen sind. Sie haben getan, was Sie für richtig hielten. Irrtümlich, versteht sich, aber das ist Ihr Problem, nicht meins. Ich habe Ihnen das Leben gerettet, Adam. Vergessen Sie das nicht. Wäre die Waffe geladen gewesen, würden Sie mir heute noch dankbar sein. Dass sie nicht geladen war, ändert im Grunde gar nichts. Solange wir dachten, dass sie geladen ist, war sie geladen.
Walker will ihm das schon zugeben, aber da ist immer noch die Sache mit dem Park, die Frage, wie und wann der Junge gestorben ist, und für ihn steht fest, dass Borns Dars tellung der Ereignisse nicht den Tatsachen entspricht - aus dem schlichten Grund, dass das alles nicht so schnell hatte geschehen können. Eine Stichverletzung im Bauch kann zum Tod führen, aber ein solcher Tod zieht sich immer lange hin, und daher muss Williams noch am Leben gewesen sein, als Born mit ihm in den Park kam, und daher kann nur Born ihm die zusätzlichen und am Ende tödlichen Messerstiche beigebracht haben. Alles andere ist unlogisch. Warum sollte sich ein Dritter die Mühe machen, mehr als ein Dutzend Mal auf einen toten Teenager einzustechen? Wenn Williams noch gelebt hat, als Born den Park verließ, könnte man sich einen zweiten Angreifer vorstellen - weit hergeholt, aber denkbar -, jedoch nur, wenn der die Absicht hatte, den Jungen auszurauben, und die Polizei hatte Walker damals im Frühjahr erzählt, ein Raub habe nicht stattgefunden. Der Junge hatte sein Portemonnaie noch in der Tasche, und darin befanden sich unangerührt sechzehn Dollar, sodass Diebstahl als Motiv für das Verbrechen ausgeschlossen werden konnte. Warum sollte ich auf einen Toten einstechen? Eben, weil er nicht tot war, und du hast so lange mit dem Messer auf ihn eingestochen, bis du sicher sein konntest, dass er tot war, und danach, als das erledigt war, hast du weiter auf ihn eingestochen, weil du vor Wut außer dir warst, weil du völlig von Sinnen warst und dir das einfach Spaß gemacht hat.
Ich möchte nicht mehr darüber reden, sagt Walker und nimmt ein paar Münzen aus seiner Tasche, um das Bier zu bezahlen. Ich muss jetzt gehen.
Wie Sie wünschen, erwidert Born. Ich hatte gehofft, wir könnten das Kriegsbeil begraben und wieder Freunde werden. Mir kam sogar der Gedanke, dass es Ihnen vielleicht Freude machen würde, die Tochter meiner künftigen Frau kennenzulernen. Cecile ist ein entzückendes, intelligentes Mädchen von achtzehn Jahren - sie studiert Literatur, spielt ausgezeichnet Klavier, also genau die Art von Frau, die Sie interessieren könnte.
Nein, danke, sagt Walker und steht vom Tisch auf. Ich habe es nicht
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