Unsortiertes
und drehte
sich langsam zu mir um. „Dass ich schwul bin?“ Der Azubi zuckte mit den
Schultern. „Ich weiß nicht, was ich bin oder sein darf.“
Ich machte einen Schritt auf ihn zu und legte meine Hand auf seine
Schulter. „Es ist egal, was andere Leute von dir denken, denn sie können ja
nicht dein Leben für dich leben.“
Er legte seine Hand auf meine. „Wenn du mein Umfeld kennen würdest,
würdest du anders denken!“
Ich näherte mich ihm. „Wenn du mal reden willst, du bist jederzeit hier
herzlich willkommen.“
Der Mann im Blaumann machte einen Schritt auf mich zu, unsere Nasen
waren weniger als eine Zigarettenpackung voneinander entfernt, ich konnte
seinen heftigen Atem spüren. „Du willst mich doch nur vernaschen!“
Ich grinste ihn an. „Auch wenn ich es gerne würde, aber … du könntest
mein Sohn sein.“
Seine Lippen näherten sich meinem Mund, wir berührten uns fast. „Äh,
ich sollte jetzt weitermachen, denn wenn Theo gleich kommt? Er wird sich
fragen, was mich so lange aufgehalten hat und … ich will keinen Ärger kriegen.“
„Du hast recht. Dann …“ Ich trat einen Schritt zurück. „… will ich dich
nicht länger stören.“
Er legte sich wieder auf den Boden, das biegsame Metall verschwand in
der Öffnung, leichtes Stöhnen drang aus seinem Mund. Dann richtete er sich auf
und spannte das freie Ende des Stabes in den Akkuschrauber. Ein Sirren erfüllte
den Raum. Sein Blick glitt an mir hoch. „So, jetzt mach ich das Rohr frei. Hast
du zufällig auch einen Gartenschlauch? Den bräuchte ich jetzt.“
Was wollte er bewässern? „Im Keller hängt einer. Was willst du damit
denn machen?“
„Die Leitung gleich durchspülen.“ Er grinste mich an. „Durch die
Schwingungen am Ende der Spirale löse ich die Ablagerungen von der Innenseite
des Rohrs. Wenn ich sie nicht wegspüle, dann wäre ich in einem Monat wieder
hier.“
„Wäre das so schlimm?“ Ich blickte ihn fast flehentlich an.
Er zeigte mir ein Grinsen. „Eigentlich nicht, aber ich würde dich
lieber privat besuchen und nicht wegen der Dusche. Mit dir scheint man
vernünftig reden zu können, von daher …“
„Das kann man natürlich.“ Ich drehte mich um. „Ich hohl dir dann mal
den Schlauch.“
Die nächsten Schritte waren einfach: Viktor machte das Endstück ab und
schickte mich wieder in den Keller. Als ich so etwas hörte wie: „Wasser
marsch!“, gab ich entsprechenden Druck auf die Leitung. Es schien zu
funktionieren, denn ich hörte ein Klackern in der Leitung. Die Blockade schien
behoben zu sein. Viktor rief mich nach oben, denn er wollte noch einmal die
elektrische Spirale einsetzen. Als ich den Hahn im Keller ein zweites Mal
aufdrehte, war das Geräusch innerhalb des Rohres nicht mehr ganz so stark wie
beim ersten Mal. Der Akkuschrauber wurde ein drittes Mal eingesetzt und diesmal
war danach nur noch das Rauschen des Wassers zu vernehmen. Als der Schlauch
wieder aufgerollt war und ich aus dem Keller kam, stand eine Gestalt vor der
Haustür; der Altgeselle begehrte Einlass.
In meinem Badezimmer war der Azubi bereits dabei, einen neuen Abfluss
unter die Dusche zu bauen. Als er seinen Vorgesetzten sah, berichtete er von
den durchgeführten Arbeiten und wartete wohl auf dessen Reaktion. Der alte Mann
kniete sich hin, streckte seinen Arm in die Öffnung und überprüfte die Arbeit
des Lehrlings.. „Gut gemacht. Jetzt bring mal den Abfluss an und dann machen
wir noch einen Dichtigkeitstest.“
„Alles klar, Chefchen.“ Der Junge lachte und der Alte stöhnte.
„Einen Kaffee?“ Der Alte nickte. „Und? Was meint der Fachmann? Machen
Sie das Loch gleich zu?“
Der alte Blaumannträger schüttelte mit dem Kopf. „Um Gottes willen!
Unter der Dusche ist es nass wie am Amazonas; das muss erst einmal trocknen,
frühestens in sechs bis acht Wochen … Aber ich weiß nicht, wie stark das Holz
mittlerweile in Mitleidenschaft gezogen worden ist.“
„Das heißt?“ Ich blickte ihn neugierig an.
Der Mann mit dem Kinnbart atmete tief aus. „Herr Winter, sie leben in
einem Altbau, wir können nur feststellen, dass ein Schaden vorliegt, aber wir
wissen nicht, wie lange der Schaden schon bestand. Je länger das Holz der Nässe
ausgesetzt war, desto schlimmer könnte es sein.“
Ich blickte ihn erschrocken an. „Und was sollen wir jetzt machen?“
„Das Beste wäre, ihr Vermieter würde die Tragfähigkeit des
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