Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
Venetto einfach stehen lassen, der ganz offensichtlich mehr als glücklich gewesen wäre, sie großzügig mit einfach allem zu überschütten, was sie sich nur wünschte. Doch sie war stattdessen in Richtung Party bei den Stallungen aufgebrochen.
War es das? War er ihr nur deshalb gefolgt, weil er nicht aus ihr schlau wurde? Das allein konnte es doch nicht sein.
Trotzdem, er wollte und musste mehr über sie herausfinden. Bei diesem Gedanken krampfte sich sein Magen erwartungsvoll zusammen. Ja, das musste es sein: reine Neugier. Er zog den Kopf ein - es hatte in dicken, trägen Tropfen zu regnen begonnen - und lief über die gekieste Auffahrt zu den alten Stallgebäuden hinüber. Er tauchte in eins der weißen Zelte ein, nahm sich ein Glas von einem vorbeikommenden Tablett und schnupperte an der goldgelben Flüssigkeit: Whisky. Adam nahm einen genießerischen Schluck, dann ließ er sich von seinen Ohren zum Musikzelt leiten.
Als Adam das Zelt betrat, ging soeben ein Walzer zu Ende, und er sah ein ältliches Pärchen die Tanzfläche zu seiner Rechten verlassen. Er wandte sich nach links, hin zur Kapelle. Dort blieb er dann mit seinem Drink stehen und lächelte einigen Damen zu, die kichernd und tuschelnd seine Aufmerksamkeit zu erregen versuchten.
Eine hob gar auffordernd die Brauen, was ihn zum Lachen reizte. Sie war eine ganz besondere Schönheit: rothaarig, mit üppigen Kurven, in einem eng anliegenden, weißen Paillettenkleid. Wenn er nicht mit den Gedanken woanders gewesen wäre, wer weiß ...
Ein temperamentvoller Gitarrenakkord ließ die Gäste verstummen. Eine Frau trat auf die Tanzfläche, und aller Augen richteten sich auf sie. Adam trat unwillkürlich einen Schritt vor: Es war Lea! Langbeinig, in Stiletto-Sandalen, die nur von einem dünnen Riemchen gehalten wurden, trug sie dieses lange, eng anliegende schwarze Schlauchkleid, ohne jeden Schmuck, nichts, das von ihrer schlanken Figur, ihrer hochgewachsenen Gestalt ablenkte.
Sie war einfach umwerfend.
Mitten auf der Tanzfläche blieb sie stehen, und Adam grinste erwartungsvoll. Ganz offensichtlich stand ihm eine weitere Überraschung bevor. Ein schelmisches Lächeln breitete sich über Leas Gesicht, während sie langsam mit den Händen über ihren Körper strich, bis sie den kleinen Schlitz in ihrem Kleid erreichte, am rechten Saum. Der Pianist spielte einen lauten Akkord, die Damen keuchten auf, und Lea riss den Saum des Kleides auf, bis hinauf zur Hüfte. Was für eine Schauspielerin!
Wie gebannt trat Adam vor. Lea hob die Arme. Langsam zunächst, dann allmählich immer schneller, begann sie zu tanzen. Dass sie alleine tanzte, spielte keine Rolle.
Diese Frau brauchte keinen Tanzpartner. Sie hob ihr rechtes Bein, bog die Wade, machte einen Ausfallschritt. Ein paar Fingerbreit nackter Oberschenkel wurden sichtbar und ein Straps, der einen schwarzen Seidenstrumpf festhielt. Einige der etwas konservativeren Gäste schnappten hörbar nach Luft. Adam konnte förmlich hören, wie die versammelte Männerwelt schluckte.
Was hatte sie vor? Vollkommen versunken tanzte sie den argentinischen Tango, als wäre es ihr angeboren, als wäre sie in einem Bordell in Buenos Aires zur Welt gekommen. War sie eine Trickbetrügerin? Spielte es überhaupt eine Rolle?
Nicht wirklich. Jedenfalls jetzt nicht, in diesem Moment, in dem sie ihn mit ihrem Tanz verführte. Er verspürte den starken Drang, zu ihr auf die Tanzfläche zu gehen, mit ihr zu tanzen, sie zu erobern - aber er widerstand. Er wollte den Zauber nicht brechen, mit dem sie ihn und alle Anwesenden im Zelt gefangen hielt.
Der Rhythmus wurde immer schneller. Lea wirbelte herum, mit anmutigen Armbewegungen und weiten, ausgreifenden Schritten. Wie gebannt folgte ihr jedes Augenpaar. Und als die Musik schließlich ihren Höhepunkt erreichte, mit einem stürmischen Crescendo verklang, da warf sich Lea zu Boden und blickte nach oben, wobei sich ihre Brust unter schweren Atemzügen hob und senkte.
Stürmischer Applaus erfüllte das Zelt, aber Lea schien ihn überhaupt nicht wahrzunehmen. Ihr Blick war noch immer nach oben gerichtet, als würde sie etwas sehen, das andere nicht wahrnehmen konnten. Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen, und sie hob ihre Hand, wie um jemandem Lebewohl zu sagen. Im nächsten Moment sprang sie auf und rannte, ungeachtet der Rufe, die ihr folgten, von der Tanzfläche und verschwand in der Menge.
Adam folgte ihr sogleich, eilte übers Parkett, versuchte sich durch die Leute zu
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