Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
war Leas Devise. Also ließ sie ihrem Zorn freien Lauf.
»Ich hab nicht um diesen ganzen Mist gebeten, klar? Ich wollte nie was mit dir und deinen, deinen ... mit euch zu tun haben! Seit Liam mir von eurer Existenz erzählt hat, bin ich euch aus dem Weg gegangen. Geister allein reichen mir vollauf! Ich brauche nicht noch mehr Komplikationen in meinem Leben. Und jetzt schau mich an! Ich bin mit einem Blutsauger auf der Flucht vor einer Bande von Profikillern!«
»Genug.«
Adams Gesichtsausdruck war mörderisch, aber das war ihr egal. Also hatte sie da einen Nerv getroffen? Wahrscheinlich der Begriff ›Blutsauger‹ - Liam geriet auch immer außer sich, wenn sie das Wort benutzte.
»Ich verstehe ja, dass du unter Schock stehst, aber du musst dich jetzt wirklich zusammenreißen.«
Zusammenreißen? Lea starrte ihn fassungslos an. Als ob sie sich nicht bereits zusammenriss! Sie fand, dass sie unter den gegebenen Umständen noch ziemlich ruhig war.
Aber er war schon wieder am Telefon. »Sybil, gib mir William, es ist dringend. William? Ja. Ich bin in Schwierigkeiten. Wir sind in einem Pub namens Berts. Gut, wir warten hier.«
Leas Blick war derweil auf die schwarze Kreidetafel gefallen, auf der die Gerichte des Tages standen. Oben auf der Tafel stand der Name des Pubs: Teuchters.
»Äh, Adam, ich weiß ja nicht, mit wem du gerade geredet hast, aber ...« Sie zeigte auf die Tafel.
»Ich könnte jetzt wirklich einen Drink gebrauchen«, unterbrach er sie. »Und du?«
»Nein, aber ich wollte dir sagen, dass ...«
Und schon waren seine Lippen auf den ihren.
Lea war derart überrumpelt, dass sie nicht einmal auf den Gedanken kam, sich zu wehren. Und als er sie dann auch noch ganz zu sich herumdrehte und seine Zunge in ihrem Mund die herrlichsten Dinge anzustellen begann, wusste sie auf einmal nicht mehr, warum sie sich überhaupt wehren sollte ... Seiine Lippen waren so warm, und er schmeckte so gut, irgendwie nach Portwein. Als er kurz darauf kleine Küsse auf ihren Unterkiefer drückte, seufzte sie leise.
»Stell keine Fragen, geh einfach nur zur Bar, und hol uns was zu trinken. Bitte«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Lea schüttelte die sinnliche Betäubung ab, die sich wie ein zarter Nebel auf ihr Gehirn gelegt hatte.
»Nick, wenn du verstanden hast«, flüsterte er.
Lea nickte langsam. Sie wusste zwar nicht, was er vorhatte, aber das letzte Mal, als sie seinen Befehlen folgte, hatte ihr das das Leben gerettet. Adam richtete sich auf und zwinkerte ihr auffordernd zu. Los, spiel deine Rolle, schien er ihr sagen zu wollen.
Lea räusperte sich. »Äh, willst du was zu trinken? Ich glaube, ich hol mir was.«
»Ja, einen Whisky, bitte. Einen doppelten.«
Er gab ihr einen Zwanzigpfundschein, den sie in die Tasche schob, während sie sich erhob und zur Theke ging. An der Bar drängten sich die Leute. Lea schob sich zwischen zwei Männern an die Theke und wandte sich dann um, um Adam zu beobachten, während sie wartete. Er war aufgestanden und ging Richtung Ausgang, blieb dann aber an einem der großen Fenster stehen und spähte unauffällig auf die Straße hinaus.
»Alles in Ordnung, Lea?«, erklang Marys Stimme plötzlich an ihrem linken Ohr. Lea machte schon wieder einen Sprung.
»Ja. Ja, geht schon«, flüsterte sie ein wenig atemlos.»Ah, wo ist Liam?«
Marys Stimme hatte plötzlich einen stählernen Klang.
»Immer noch draußen. Hält Ausschau nach den Mistkerlen, die Adam angeschossen haben.«
Lea fuhr zusammen. »Angeschossen?«, zischte sie.
»Adam wurde angeschossen? Wo?« Sie schaute zu dem Vampir hinüber, musterte ihn von Kopf bis Fuß, konnte aber keine Verletzung entdecken.
»Lea, das alles tut mir so leid«, sagte Mary nun, als habe sie Leas Frage überhaupt nicht gehört. »Dass ich dich in diesen Schlamassel hineingezogen habe. Das wollte ich nicht.«
Lea schloss einen Moment die Augen, um sich zu sammeln. Ja, wie war sie eigentlich in diesen Schlamassel geraten?
»Sie sehen aus, als könnten Sie einen Drink gebrauchen«, sagte eine neue Stimme.
Lea riss die Augen auf. Der Barmann, ein kräftiger, untersetzter Mann, stand vor ihr und schaute sie fragend an.
»Sie haben ja keine Ahnung!«, sagte Lea. »Zwei doppelte Whisky, ja? Talisker, wenn Sie haben.«
»Kommt sofort.« Er zwinkerte ihr zu und begann, die Drinks einzuschenken.
Ob Adam überhaupt diese Sorte Whisky mochte?, überlegte sie, völlig irrational. Sie selbst war keine große Whisky-Trinkerin, aber wenn sie mal einen
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