Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
Abhang hinab zu einer Senke, in der dicht die Bäume wuchsen. Adam huschte über das froststarre Gras. Die Nacht brach herein; bald würden sie da sein. Er tauchte unter einen Baum mit besonders niedrigen Ästen und holte sein Handy hervor.
»William?«
»Teufel noch mal, Adam, was ist los? Du hast aufgehängt, bevor ...«
»Keine Zeit.« Adam schaute aufmerksam zum Eingang hinauf. »Vier Profikiller sind in Cems Haus eingedrungen. Sie waren auf der Suche nach einer Frau. Sie ist jetzt in meinem Hotelzimmer. Sind sonst noch irgendwelche Agenten in der Stadt?«
Er hörte das Klappern von Keyboard-Tasten, dann: »Sean McLeod. Hat gerade einen Auftrag hier in der Stadt abgeschlossen. Ich schicke ihn hin.«
Am Eingang tauchte ein großer Schatten auf. Adams Augen wurden schmal, und er grinste erwartungsvoll.
»Gut. Muss Schluss machen.« Er hängte auf.
Adam schob sein Handy in die Tasche und machte sich bereit.
15. Kapitel
Wo bleibt er nur, Liam? Es ist jetzt schon eine halbe Stunde um!«
Lea zog ihre Beine an die Brust. Sie fühlte sich sehr jung. In der vergangenen halben Stunde war sie unruhig im Hotelzimmer auf und ab gegangen, doch dann hatte sie sich schließlich einen der Esszimmerstühle genommen und sich so hingesetzt, dass sie die Türe im Auge behalten konnte.
»Ach, dem ist schon nichts passiert«, ertönte Liams Stimme von der Couch zu ihrer Linken. »Er ist doch ein Vampir.«
Erneut sprang sie auf. Hin- und hergehend raufte sie sich die kurzen, zerzausten Haare. »Wie kannst du da so sicher sein? Sie sind zu viert, und sie sind bewaffnet!«
Lea hörte Liam seufzen und wollte ihm schon über den Mund fahren, als ein Geräusch an der Türe sie innehalten ließ. Das musste Adam sein! Aber wenn nicht?
In ihrer Panik griff Lea nach dem nächstbesten schweren Gegenstand, der ihr in die Finger kam. Dann sprang sie leise zur Türe und bezog daneben Stellung.
»Lea, das ist nicht Adam, da draußen!«, sagte Liam erschrocken neben ihrem Ohr. »Los, versteck dich!«
»Und wo?«, zischte sie. »Unter dem Bett? Da schauen sie doch als Erstes nach!«
Sie konnte es direkt vor sich sehen, wie sie unter dem Bett lag und mit angehaltenem Atem die Füße des Eindringlings näher kommen sah ... Nein! Sie hatte nicht die Absicht, sich wie eine dieser doofen, vollbusigen Blondinen in Horrorfilmen zu verstecken und zu warten, bis man sie fand und in Streifen schnitt! Entschlossen umklammerte sie die Statue der Meerjungfrau.
»Lea!«, winselte Liam.
»Mann, wo denn? Im Schrank?«
Sie wollte mehr sagen, doch in diesem Moment wurde an die Türe geklopft. Geklopft? Welcher Killer klopft denn erstmal an?
»Lea, Menschenskind, jetzt versteck dich doch!«, flehte Liam verzweifelt.
Aber Lea konnte sich nicht rühren. Nein, lieber kämpfend untergehen. Oder? Oder doch verstecken? Wie eine Memme? Aber die Entscheidung wurde ihr abgenommen.
Ein leises Klicken ertönte, und die Türe ging auf.
Mit wild hämmerndem Herzen hob Lea die Statue. Und als der Kopf des Mannes auftauchte, schlug sie zu.
Daneben. Er hatte sich weggeduckt. Von der Gewalt des Schlags getrieben stolperte Lea vorwärts. Die Statue donnerte an den Türrahmen, dass ihre Arme vibrierten. Mist.
»Lea, hinter dir!«
Alarmiert von Liams Schrei, fuhr Lea herum und holte erneut aus, diesmal mit der geballten Faust. Aber eine starke Hand umschloss ihr Handgelenk und hielt ihren Arm mühelos fest.
»Ich bin kein ...«
Aber Lea ließ ihn nicht ausreden. Sie schaute ins Gesicht ihres Angreifers auf und holte mit der anderen Faust aus.
Auch die fing er mühelos ein. »Stop!«
Stop, mein Arsch! Damit er sie in Ruhe umbringen konnte? Keine Chance. Lea trat ihm so fest sie konnte ans Schienbein. Seine Augen verengten sich, ansonsten aber zeigte er keinerlei Reaktion. Er wirbelte sie herum und hielt sie an sich gepresst, die Arme vor ihrer Brust verkreuzt, damit sie ihn nicht mehr schlagen konnte.
Da trat sie ihm so fest sie konnte auf den Zeh. Er riss ihre Arme nach hinten, und Tränen der Wut schössen ihr in die Augen. Sie hatte sich die Zehen angehauen, und ihre Arme taten weh, verdammt noch mal.
»Himmel noch mal, ich will Ihnen nicht wehtun!«, herrschte sie ihr Angreifer an.
Lea erstarrte. Ihre Gedanken rasten. Was wollte er dann?
Blöde Frage. Die Menschen taten sich ohne Grund weh.
Das hatte sie erlebt. Nein, jetzt bloß nicht an Lochrin Place denken. Das ist nicht dasselbe, das ist nicht dasselbe!
»Aber Sie tun mir weh«, entgegnete sie
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