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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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nicht gefiel. Sie widersprachen – zumindest nahm Lily an, dass sie das taten, denn obwohl sie außerordentlich höflich wirkten, antwortete Alycithin nun mit einer Stimme, die so kalt war, dass ihre Eier auf der Stelle geschrumpft sein mussten.
    Die beiden Elfen verbeugten sich und gingen. Nicht aus der Wohnung, sondern in ein anderes Zimmer. Ein Schlafzimmer, dachte Lily, obwohl sie nur einen kurzen Blick hinein erhaschen konnte, bevor die Tür sich hinter ihnen schloss.
    Alycithin wandte sich wieder an Lily. »Sie sprechen Ihre Sprache nicht, aber sie verstehen sie ein wenig. Ich möchte nicht, dass sie etwas hören, das zu wissen gefährlich werden könnte. Warum kommen Sie auf Lord Rethna zu sprechen?«
    »Weil Sie nicht in einem Krieg zwischen Robert Friar und den Lupi gelandet sind. Der Krieg herrscht zwischen den Lupi und der, deren Namen wir nicht nennen. Niemals.
Sie
ist die, die Rethna angerufen hat, und
sie
ist die, der Robert Friar dient. Sie mögen vielleicht nicht selbst
ihren
Namen anrufen, aber wenn Sie Friar helfen, stehen Sie auf der falschen Seite.«
    Das Schweigen dehnte sich aus. Alycithin sagte nichts. Rührte sich nicht. Blinzelte nicht einmal. Lilys Herz hämmerte. Sie hatte alles auf eine Karte gesetzt. Dabei kümmerte es Alycithin vielleicht überhaupt nicht, wem Rethna gedient hatte. Vielleicht war sie auf derselben Seite wie Friar und schon von ihrer Erzfeindin rekrutiert worden. Oder sie glaubte Lily ganz einfach nicht.
    »Und warum«, sagte die Halblingsfrau schließlich, »sollte ich Ihnen glauben?«
    »Warum haben Sie Ihre Leute hinausgeschickt? Warum sollte Sean unserem kleinen Tête-à-Tête nicht beiwohnen? Warum haben Sie zugelassen, dass ich das Gespräch in diese Richtung gelenkt habe? Irgendetwas gibt Ihnen schon jetzt zu denken. Etwas stimmt hier nicht. Deswegen wollten Sie sich mit mir unterhalten.«
    »Es ist üblich, mit den Gefangenen zu speisen und dafür zu sorgen, dass sie bei ihren Mahlzeiten Gesellschaft haben. Der Kodex verlangt, dass Gefangene zuvorkommend behandelt werden. Das schließt auch Gelegenheiten für eine angenehme Konversation ein.«
    Doch sie klang abwesend, als würde sie automatisch sprechen, während ihr Kopf mit etwas anderem beschäftigt war. Lily beschloss, ein Stück zurückzurudern. T . J., ihr Mentor bei der Mordkommission, hatte immer gesagt: Wenn ein Fisch erst einmal angebissen hat, lass die Schnur locker. Großmutter drückte es anders aus: Es ist immer besser, wenn dein Feind selbst zu dem Entschluss kommt, das zu tun, was du möchtest.
    »Sie haben recht«, sagte Lily höflich. »Das Brot ist wirklich köstlich.«
    »Wir freuen uns, dass wir eine gute Bäckerei gefunden haben, denn dieses Talent besitzt keiner von uns. Sagen Sie mir, Lily Yu … aber wir haben immer noch nicht entschieden, wie ich Sie anreden soll, nicht wahr?« Ihr Lächeln war ein Kunstwerk, warm und wunderschön. »Wir kennen nur wenige Titel, und von denen, die hier üblich sind, kenne ich die Bedeutungen nicht im Detail. Welchen Titel bevorzugen Sie?«
    »Special Agent ist korrekt. Aber warum nennen Sie mich nicht Lily?«
    »Lily. Ein hübscher Name. Er klingt so ähnlich wie unser Wort für gewisse Formen von Glück. Ihr Englisch hat nichts Vergleichbares. Es ist das Glück, dass jemand bei einer angenehmen Überraschung fühlt.«
    »Da Sie das Englische bemerkenswert gut beherrschen, wissen Sie vermutlich, dass hier in Amerika ›Lily‹ der Name einer Blume ist. Aber ich wurde nach meiner Großmutter benannt, die Chinesin ist.«
    »Ich fürchte, ich kann kein Chinesisch. Darf ich fragen, was er in dieser Sprache bedeutet?«
    »Seltsamerweise hat er keine genaue Bedeutung. Das ist bei chinesischen Namen nur selten so.« Sollte sie fragen, was Alycithins Name bedeutete? Cullen behauptete, bei Elfen seien Namen sehr wichtig, aber inwiefern?
    »Sprachen sind interessant, finden Sie nicht auch? Meine Sprache hat sehr viel mehr Namen für einige Dinge als das Englische. Zum Beispiel haben wir sechzehn Worte, die man alle, wenn auch nur unzureichend, mit Feind übersetzen könnte.«
    »Heißt das, dass es für Sie sechzehn verschiedene Arten von Feinden gibt?«
    »So ist es.« Alycithin brauchte einen Moment, um eine Scheibe frische Ananas auszuwählen. »Für Freund haben wir nur sieben Worte. Es ist ein … wie nennen Sie das? Ah ja, ein Armutszeugnis für uns, dass wir so viel mehr Worte für Feind als für Freund haben, und doch finden wir diese Unterscheidungen

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