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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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natürlich, aber euch wurde gesagt, ihr solltet mit niemandem außerhalb des Clans darüber sprechen, deswegen erinnert ihr euch sicher daran, falls ihr es doch getan haben solltet. Denkt nach. Durchforstet euer Gedächtnis.«
    Stille. Die einige Momente dauerte, nur die Herzen schlugen zusammen … aber nicht alle. Nicht die der Laban. Nicht die der Vochi. Und nicht die der weiblichen Clanmitglieder.
    Doch der Sog des fordernden Pulsierens wurde stärker.
Ba-bumm, ba-bumm, ba-bumm

    Isen erhob erneut die Stimme. »Jeder, der sich erinnert, von jemandem, der nicht zum Clan gehört, nach diesen Dingen gefragt worden zu sein, trete jetzt vor.« Dann senkte er die Stimme. »Pete. Mach Platz für sie. Vierzig oder fünfzig, würde ich vermuten. Lass die Laban und die Vochi, wo sie sind.«
    Pete entfernte sich und begann die Gruppen, die der Mitte am nächsten standen, zu den anderen Teilen der Wiese zu dirigieren. Andere kamen allein oder in kleinen Grüppchen nach vorn. Still war es nun nicht mehr, als so viele in Bewegung waren, die unvermeidlichen Entschuldigungen äußerten und mit den Füßen scharrten, um andere vorbeizulassen. Lily fragte Cynna wieder etwas, aber so leise, dass Rule durch den Lärm nur ein paar Worte verstehen konnte … genug, um daraus zu schließen, wie ihre Frage gelautet hatte. Sie wollte wissen, was mit einem untergeordneten Clan passierte, der seinen dominanten Clan hinterging.
    Seine Wolfsohren verstanden sehr deutlich Cynnas geflüsterte Antwort. »Da ist alles möglich, bis hin zur Auflösung des Clans, wenn der dominante Clan zwei andere dominante dazu bringt, zu bestätigen, dass tatsächlich Verrat geübt wurde. Aber wenn der Rho des untergeordneten Clans seine Schuld zugibt, dann wird es zwischen diesen beiden Clans ausgetragen. Dann übernimmt er persönlich die Verantwortung, verstehst du? Nicht sein Clan.«
    Ba-bumm, ba-bumm, ba-bumm

    Lily fragte, was dann mit diesem Rho geschehe.
    Cynna flüsterte: »Er unterwirft sich und wird getötet.«
    Daraufhin stellte Lily keine weiteren Fragen mehr. Sie wartete. Rule wartete.
    Die meisten von denen, die nach vorn kamen, waren Frauen.
    Auch damit hatte er gerechnet. Es lag auf der Hand, dass jemand, der nicht zum Clan gehörte, sich zuerst an die Frauen heranmachen würde, um sie auszuhorchen. Die weiblichen Clanmitglieder gehorchten ihrem Rho, aber sie waren Menschen, keine Lupi. Sie gehorchten wie ein Mensch einem Polizisten oder einem Arzt gehorcht – aus Gewohnheit, aus Respekt, aus der Annahme heraus, dass der Cop oder der Arzt es besser wissen. Sie wussten, dass Ungehorsam Folgen hatte, doch sie spürten nicht in ihrem Inneren dieselbe Gewissheit wie Lupi, dass es richtig war, zu gehorchen. Und für sie hatte es andere Folgen, wenn sie ungehorsam waren.
    Lupi taten Frauen nichts zuleide. Niemals.
    Ein Lupus, der sich etwas zuschulden kommen ließ, und sei es noch so gering, wurde körperlich gezüchtigt. Vielleicht wurde ihm zusätzlich noch eine beschwerliche Aufgabe übertragen, aber die körperliche Erniedrigung war das, was Bedeutung hatte, denn damit wurde demonstriert, dass es unter keinen Umständen erlaubt war, ungehorsam zu sein. Dass die, denen er unterstand, ihn zum Gehorsam zwingen konnten, und dieser Gedanke hatte etwas Beruhigendes. Genauso wie die Tatsache, dass Schuld so einfach gesühnt werden konnte – erst mit Schmerz, dann mit Heilung, sowohl körperlich als auch emotional.
    Frauen jedoch konnten nicht körperlich bestraft werden. Die Vorstellung war zutiefst abstoßend. Außerdem würde es Furcht erregen, nicht beruhigen. Bei einer geringen Verfehlung wurden weiblichen Mitgliedern entweder Strafarbeiten übertragen, oder sie erhielten eine strenge Zurechtweisung, etwas in der Art. Schwerer Ungehorsam war selten, kam aber vor. In dem Fall wurden die Schuldigen, die männlichen wie die weiblichen, gewöhnlich gemieden. In dieser Zeit – die traditionell von einem Tag bis zu einer Woche dauern konnte – durfte niemand mit den Betroffenen sprechen, sie ansehen oder ihre Anwesenheit auf sonst irgendeine Art zur Kenntnis nehmen. Niemand, außer dem Rho. Er war der Einzige, der wusste, dass man noch lebte, der einem – wenn er es wollte – für einen Moment in die Augen sehen konnte.
    Bevor er zum Lu Nuncio ernannt worden war, war Rule drei Tage lang ausgestoßen gewesen. Nicht weil er ungehorsam gewesen war. Sein Vater wollte, dass er am eigenen Leibe erfuhr, wie hart eine solche Bestrafung war.
    Es hatte

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