Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
lass mich allein. Geh weg.
Den Teufel werde ich! Die Stimme in mir kreischt laut.
Wach endlich auf, du schwarzhaarige Hexe. Ihr seid füreinander bestimmt. Er wartet schon sehr lange auf dich. Ihr habt die Augen der engen Verbundenheit. Nichts kann euch trennen, nichts sollte euch trennen. Auch nicht der Tod.
Die Augen der necessitudo , schießt es mir durch den Kopf. Aber seine Augen sind doch jetzt ganz anders. Mit Schaudern denke ich an seine schwarzen, glanzlosen Augen zurück.
Du hast wohl keinen Spiegel hier, deine sehen auch nicht anders aus. Schwarze, glanzlose Teller, ohne jegliche Tiefe, ohne Verstand. Nur diese grausame Dunkelheit.
Ich reiße meine Augen auf, das kann nicht sein. Er kann nicht genauso fühlen, wie ich. Er hat nicht die gleichen Gefühle. Oder …?
Nichts kann euch trennen, nichts sollte euch trennen, auch nicht der Tod , höre ich immer wieder in mir.
Dann geht plötzlich die Türe auf, noch bevor ich meinen Kopf gewendet habe, steht Ansgar vor mir und hebt mich an einem Arm hoch.
Er sagt grimmig: „Du kommst jetzt mit mir und wenn du dich wehrst, breche ich dir das Genick. Ist das soweit klar?“
Ich kann nur stumm nicken. Ich bin fasziniert von seinen Augen, die mich böse anfunkeln.
Der glutrote Ring ist zurückgekehrt, pulsiert und begrenzt die braune Farbe, die wie Lava träge im Kreis fließt. In den Pupillen lodert ein Feuer, flackert immer wieder kurz auf.
Ansgar reißt mich mit sich, wir laufen durch die Türe und wenden uns nach rechts, statt links zu gehen in den großen Saal hinein.
„Wo bringst du mich hin?“, flüstere ich.
„Später, lauf jetzt erst mal.“
Und wir laufen – rennen wie die Wahnsinnigen die Gänge entlang. Ich hätte mich schon längst verirrt, aber Ansgar scheint den Weg zu kennen. Plötzlich stehen wir draußen – aus einem anderen Ausgang, als dem normalen, sind wir hinaus gekommen.
Ansgar rennt einfach weiter und zieht mich am Ärmel meines Mantels mit. Er stoppt erst, als er vor seinem Bentley steht. Er nötigt mich einzusteigen, startet das Auto und in einem Höllentempo rast er die nächtlichen Straßen entlang.
„Ansgar, was hast du getan?“, frage ich ihn irgendwann verwirrt.
Er wirft mir einen kurzen Seitenblick zu. „Ich habe uns da raus geholt. Der hohe Rat war … nun ja, nennen wir es leicht angesäuert. Alarich wollte unsere Köpfe, das konnte ich unmöglich zulassen.“
Nichts kann euch trennen, nichts sollte euch trennen, auch nicht der Tod, schießt es mir erneut durch den Kopf. Ansgar runzelt seine Stirn, was meinst du damit?, fragt er in meinem Kopf.
Ich habe vergessen, dass er meine Gedanken jetzt wieder hören kann. Ich sehe ihn an und denke, ach nur eine weitere Stimme in meinem Kopf, aber eine von meinen eigenen – scheint mir.
Eine nette Stimme, und so vernünftig. Ich liebe dieseStimme. Ansgar grinst mich an.
„Und ich liebe dich, mein Geliebter, auf immer, auf ewig.“ Ich lehne mich an seine Schulter und schließe die Augen, verschließe sie vor den vorbeihuschenden Mittelstreifen, der uns in unbekannte Gebiete bringt – immer weiter weg von dem hohen Rat und unserer Verurteilung.
Diese Stimme hat recht, nichts kann uns trennen – auch nicht der Tod.
Ich liebe dich auch meine kleine mellila.
Er küsst mich sachte auf die Stirn.
Auf immer, auf ewig.
Alte Zeiten
Ansgar ist nach der Verhandlung – die wir so plötzlich verlassen haben – einfach immer weiter gefahren. Er hat nur kurz angehalten um den Wagen zu tanken, oder uns eine kleine Mahlzeit zu besorgen.
Wir haben den ganzen Weg kaum gesprochen, ich habe auch versucht an nichts zu denken.
Ich habe nur auf mein Herz gehorcht, wie es in mir drin schlägt und pocht. So viele Jahre war es still – es war tot. Jetzt plötzlich klopft es mir von innen gegen den Brustkorb. Ich verstehe das nicht, bin ich etwa wieder ein Mensch? Ein lebender, atmender, sterblicher Mensch? Ich halte die Luft an und sehe auf die Uhr – nach zehn Minuten ohne Atemluft, bin ich überzeugt immer noch ein Vampir zu sein – so ein Glück.
Auch in Ansgar höre ich das Klopfen und Pochen – auch sein Herz schlägt wieder, nach so vielen Jahren pumpt es Blut durch seinen toten Körper. Wie ist so etwas nur möglich, frage ich mich.
Ich lege meine Hand auf mein Herz und kann es spüren, die andere Hand lege ich Ansgar auf die Brust. Sogleich schlagen beide Herzen im Gleichtakt, ich schließe die Augen.
Ansgar legt seine Hände auf meine, die auf unseren Herzen
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