Unsterbliche Küsse
Hüfte und deinen Arm ausrichten. Es ist wichtig, dass das gut gemacht wird. In nicht einmal sechsunddreißig Stunden wird alles verheilt sein. Das ist auch der Grund, warum ich dich raushole. Deine Wiederauferstehung sorgt für genug Aufsehen und liefert Gesprächsstoff für ein Jahrhundert und mehr. Eine Sofortheilung noch dazu würden sie nicht verkraften. Du kümmerst dich darum, dass hier alles läuft wie erwartet. Ich komme dann morgen wieder.«
»Warum spüre ich eigentlich nicht, dass meine Hüfte gebrochen ist? Normalerweise müsste ich doch Schmerzen haben.«
»Dazu hat dich Christopher zu gut gefüttert. Trotzdem werden sie dir noch Schmerzmittel und Antibiotika verabreichen, aber das macht kaum einen Unterschied. Spiel einfach mit.«
»Was ist mit meinem Herzschlag und dem Puls? Wird man nicht Verdacht schöpfen, wenn ich atme, aber keinen Puls habe?«
»Dein Herz wird das neue Blut ungefähr vierundzwanzig Stunden lang umpumpen. Danach bist du längst verschwunden. Es wird also niemand auch nur irgendetwas merken.«
»Und wenn, dann würden sie es sowieso nicht glauben, richtig?« Sie sah auf ihre Hände, drehte die Handflächen nach oben und streckte ihre langen Finger. »Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich es fassen kann.«
Christopher griff nach ihren Händen und hielt sie fest. »Dixie, halte dich wacker bis morgen. Du schaffst es. Justin wird dich abholen. Dann gehört uns die Ewigkeit.«
Sie biss sich auf die Lippen. »Daran werde ich mich erst noch gewöhnen müssen.«
»Du hast ja mich.«
»Ja.« Sie schluckte und leckte sich dann nervös mit der Zunge über die vollen Lippen. »Du hast recht. Aber was ist mit dem Tageslicht, mit Essen und Trinken und allem anderen?«
»Mach dir keine Sorgen. Das Schlimmste werden die Kopfschmerzen sein. Etwas Essen und Flüssigkeit kannst du zu dir nehmen. Es dauert noch einige Stunden, ehe die Verwandlung abgeschlossen ist. Ich verlasse dich ungern, Liebes, aber es gibt keine andere Möglichkeit.«
Sie lächelte. Sie würde ihre Rolle gut spielen, nur schade, dass er nicht dabei sein konnte. Er zog sie zu sich heran. Lippe an Lippe. Brust an Brust. Zunge an Zunge. Er gab ihr einen Vorgeschmack auf die Leidenschaft, die sie bald teilen würden.
Sie zwinkerte, schüttelte den Kopf und schluckte, die Augen so groß wie die Smaragde eines Maharadschas. »Bin ich noch zu sehr geschwächt, oder war das der Kuss eines Vampirs?«
»Schwach wirst du nie wieder sein«, versprach er. »Das nächste Mal wird sogar noch besser werden. Dann haben wir nämlich keine Zuschauer.«
»Ja«, flüsterte sie. »Wir müssen uns unterhalten.«
»Wir haben die Ewigkeit.«
»Los jetzt, komm«, unterbrach Justin. »Je früher wir verduften, umso früher kann Dixie die Klinik in Aufruhr versetzen.« Er ging, gefolgt von Tom, ans Fenster. Christopher sah sie noch einmal eindringlich an.
»Bis bald«, sagte sie und winkte fröhlich hinterdrein.
Die Nachtluft ließ ihn erschaudern wie eine kalte Dusche, aber der süßen Wärme in seinem Herzen konnte nichts etwas anhaben.
Dixie setzte sich auf und versuchte ihre neue Situation zu begreifen. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet. Ihre Arme und Beine waren mit blauen Flecken und Wunden übersät, aber sie spürte keinerlei Schmerzen. Justin hatte recht, was ihr Herz betraf. Es pumpte nach wie vor – drohte sogar ihren Brustkorb zu sprengen. Männer! Kommen einfach hier eingetrudelt, krempeln ihr ganzes Leben um und entschwinden dann in die Nachtluft in der sicheren Erwartung, sie werde alles Weitere schon schaukeln. Sie hätte die ganze Bande auf den Mond schießen können, aber sie hatte eine gebrochene Hüfte und einen gebrochenen Arm, war soeben für tot erklärt worden und sah aus wie in Blut gebadet.
Sicher war sie sich lediglich darin, dass niemand, aber auch wirklich niemand sie in eine Kühlbox schieben würde. Nicht solange sie lebte und atmete, und das würde dauern – wie lange? Vierundzwanzig Stunden. Sie sollte sich also beeilen. Wenn Justin sie im Stich ließe … Das würde er nicht. Und Tom und Christopher auch nicht.
Sie knipste die Nachtbeleuchtung an und griff nach der Schwesternklingel. Mit einer gebrochenen Hüfte zu laufen, wäre vielleicht zu gewagt gewesen, sogar für eine Jungvampirin. Nachdem sie bis zwanzig gezählt hatte, klingelte sie noch einmal. Dieses Mal hielt sie den Knopf gedrückt, falls sie es hier nicht gewohnt waren, von Leichen gerufen zu werden.
Die Tür ging auf. Ein Mädchen in
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