Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsterbliche Leidenschaft

Unsterbliche Leidenschaft

Titel: Unsterbliche Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
Vom Netzwerk:
innerhalb kürzester Zeit die Nordseeküste erreichen.
    Whitby?, funkte sie Antonia zu.
    Ja, Frischling, erwiderte sie. Wir sind schon viel länger hier als unser Freund aus Rumänien.
    Stella unterdrückte ein Lächeln. Sicher hatte Vlads ungebetenes Auftauchen damals für gehörigen Wirbel in der Kolonie gesorgt. Antonia drehte nordwärts ab, um die dunklen Häuser und vereinzelten Lichter von Robin Hood’s Bay zu umgehen.
    Hier musst du gut aufpassen, warnte Antonia, als sie auf den Klippenpfad hinter dem Dorf einbogen. Die Klippen sind brüchig und geben leicht nach.
    Besser, ich laufe außen. Ist immerhin mein Kind in deinen Armen.
    Ich kann fliegen, sollte ich abrutschen. Bleib, wo du bist.
    Ein gutes Argument.
    Die letzten paar Meilen legten sie innerhalb von Minuten zurück, unterbrachen nur kurz, als das Ruinengerippe der Abtei sich dunkel vor ihren Augen abzeichnete.
    Stella bremste erst nach Antonia ab und legte die paar Meter im Schritttempo zurück. »Wohin jetzt?«
    »Jetzt tauchen wir unter.« Sie klopfe Sam auf die Schulter. »Alles okay so weit?«
    »Natürlich. Ich will runter, wenn ich darf.«
    »Später, Kleiner. Ein paar Minuten musst du noch aushalten.« Sie sah sich nach Stella um. »Ich bringe zuerst Sam runter. Dann komme ich zurück, hole das Gepäck und bringe dich zuletzt runter.«
    »Einverstanden.« Das stimmte nicht, aber was sollte sie sonst sagen? Ihr entfuhr beinahe ein Schrei, als Antonia seitwärts über die Kante hinuntersprang und plötzlich weg war. Stella sagte sich, dass Antonia wirklich alt genug zum Fliegen und Sam in Sicherheit bei ihr war. Diesen Satz sprach sie sich wie ein Mantra immer wieder vor, bis Antonia zurückkam.
    »Und jetzt wirf die Tasche hinunter.«
    Stella tat, wie ihr befohlen. Zu sehen, wie ihre Kleider und Sams Socken zum Wechseln quasi im Nichts verschwanden, war eine Nervenprobe par excellence.
    Antonia war dieses Mal viel schneller zurück. »Willst du hinunterklettern oder springen?«
    Sie entschied sich für die Klettervariante.
    Kaum zwanzig Meter tiefer näherten sie sich zu allem Überfluss auch noch einer senkrechten Wand. Sie folgte Antonia durch einen Spalt in der Steilwand in einen schmalen, abwärts verlaufenden Gang, der zu einer geräumigen, in die Klippen gehauenen Höhle führte. Sam trug keine Augenbinde mehr und machte es sich bereits gemütlich; er saß auf einer Decke auf dem Lehmboden und bediente sich aus einer Tüte Kartoffelchips mit Räucherspeckgeschmack.
    »Hi, Mom!« Er sprang auf und umarmte sie. »Schick hier!«
    »Schick?« Antonias Stimme klang leicht belustigt. »Dir ist doch hoffentlich klar, dass du der einzige Sterbliche weit und breit bist, der hier je reingekommen ist. Die Höhle ist seit Tausenden von Jahren unsere letzte Rettung und Zuflucht.«
    Sam nickte. »Ja. Echt schick.«
    Stella wollte laut auflachen, aber ihr fehlte die Kraft dazu. Die enorme Anspannung der letzten Stunden forderte ihren Tribut. Sie fühlte sich beinahe sterblich.
    Antonia fasste sie am Arm. »Setz dich.«
    Sie folgte der Bitte, aber als sie in Sams besorgtes Gesicht sah, wurde sie wieder munter. »Das wird wieder, glaub mir.«
    »Du musst was zu dir nehmen. Dieser Lauf hat dich völlig entkräftet.«
    »Warte, Mom.« Sam kramte in seinem Ranzen und zog einen Blutbeutel daraus hervor. »Da, bitte.«
    Sie hatte noch nie vor ihm gesaugt. Niemals. Aber sie war schwer erschöpft und musste sich stärken. Sie beruhigte sich damit, dass er im Schummerlicht seiner Taschenlampe sowieso nicht viel sehen könnte, und riss mit den Zähnen eine Ecke des Beutels ab und verschlang den Inhalt in einem Zug. Innerhalb weniger Minuten ging es ihr wieder gut.
    »Na das sieht schon viel besser aus«, sagte Antonia und reichte Stella ein Taschentuch für den Mund. »Du hattest einen in jeder Hinsicht anstrengenden Abend. Bleibt schön hier, damit euch ja nichts passiert. Wir sind bald wieder zurück, aber zuerst müssen wir dieses Problem aus der Welt schaffen.«
    »Du meinst diesen Bösewicht?«, fragte Sam.
    Antonia nickte. »Euch kann hier nichts passieren.«
    »Eines noch …«, begann Sam.
    »Was denn?«
    »Was ist, wenn ich mal muss? Ich meine aufs Klo. Es gibt hier keins.« Natürlich nicht. Vampire hatten dafür keinen Bedarf, kleine Jungs dagegen sehr wohl.
    Antonia überlegte kurz. »Stella, wenn Sam mal muss, dann führ ihn doch einfach durch den Zugangsstollen nach draußen.«
    »Und du, Sam«, sagte sie, »pass gut auf, damit dich niemand sieht.

Weitere Kostenlose Bücher