Unsterbliche Liebe
»Testosteron-Machtkampf« nennen. Er vermisste sie. Kit war wirklich ein Glücksvampir.
»Nimm doch Platz.«
Justin rückte sich einen freien, an der Wand stehenden Stuhl zurecht. »Interessanter Treffpunkt.«
»Witzig, oder? Findest du nicht?« Jedem Gemeinsterblichen wäre der Seitenblick nach links entgangen. Dabei waren Justins Tage als Sterblicher lange vorbei. Er saß kerzengerade da, alle seine Sinne geschärft für die Anwesenheit der anderen Vampire in dem überfüllten Raum. Vlad sprach weiter. »Gestern wollte mich eine dieser Süßen in den Hals beißen. Angeblich war sie eine Vampirin aus dem Lilith-Klan.«
»Und? Durfte sie?«
Er grinste breit. »Ich fürchte, mein Blut hätte sie glatt umgehauen.«
»Immerhin glaubte sie an Vampire.«
Vlad schüttelte den Kopf. »An eine Fantasie. Kinder wie sie sind vernarrt in dieses Spiel. Wir dagegen leben in der Realität.«
»Genau das ist unser Thema heute Abend …«
Justin wandte sich nach rechts, von wo sich eine stumme Gestalt näherte. Der Vampir, den er eben noch hinter der Bar gesehen hatte, stand neben ihm. Wortlos stellte er zwei Gläser zwischen ihnen ab, nickte Vlad zu und verschwand.
Vlad schob Justin eines der Gläser zu und nahm sich das andere. »Gwyltha meinte, das könnte dir schmecken, zwar ein heimisches Produkt, aber trinkbar. Bin mal gespannt, was du dazu sagst.«
Allein die Erwähnung von Gwylthas Namen durch Vlad hätte normalerweise wie Feuer gebrannt. Nichts derlei passierte. Er hatte Gwyltha vor hundert Jahren verloren, und der Schmerz darüber linderte sich von Tag zu Tag. Lag es an der räumlichen Distanz oder an der verjüngenden Wirkung der Luft in der Neuen Welt? Als er das Glas zum Mund führte, registrierte Justin das Bouquet feinen Jahrgangsports. »Auf eine befriedigende Lösung.«
Vlad nickte und erhob das Glas. Justin probierte. Gar nicht schlecht. Er behielt die dunkle Flüssigkeit im Mund, kostete ihren Geschmack auf der Zunge, ehe er sie langsam die Kehle hinunterrinnen ließ. »Du kannst Gwyltha ausrichten, dass ich mit ihrer Wahl zufrieden war.« Bei Abel! Wie einfach ihm das über die Lippen ging. Erstaunlich! Ebenso gut hätte er Vlad bitten können, einem x-beliebigen Freund etwas auszurichten. Justin nahm einen weiteren Schluck, um sich auf den eigentlichen Grund ihrer Zusammenkunft zu konzentrieren. »Also dann.« Er stellte das Glas auf dem Marmortisch ab. Pling. »Wo soll nun die Grenze verlaufen? Am Mississippi? Du übernimmst die westlichen Gebiete …«
»Und was passiert mit meiner Kolonie hier vor Ort? Kommt nicht in Frage!«
»Die Leute hätten nichts zu befürchten.« Justin blickte Vlad, dem Pfähler, unverwandt in die Augen.
»Das ist mir schon klar, mein Freund, aber meine Leute sehen das anders.« Er streckte die gespreizten Hände in die Luft. »Amerikaner sag ich dir … sie sind von Natur aus ängstlich und haben ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis.«
Vlad mischte sich mit den falschen Amerikanern! Auf Stella – oder Dixie – traf diese Beschreibung nicht zu. »Was wollen sie denn mehr? Sie stehen unter dem Schutz eines Vlad Tepes.«
»Territoriale Sicherheit.«
»Das wollen auch meine Leute.«
»Zwei Leute, darunter ein Frischling, brauchen nicht so viel Platz.«
»Wer weiß, wie viele es noch werden? Dann doch lieber gleich die Reviere dauerhaft abstecken.«
Vlad zog eine Augenbraue hoch. »Du willst deine Kolonie vergrößern?«
»Ich will lediglich sichere Grenzen für unsere beiden Kolonien. Mit allen Reise- und Verkehrsfreiheiten.« Daran hatte der alte Tepes zu knabbern. Justin nippte an seinem zugegebenermaßen exzellenten Port und beobachtete Vlad.
»Brauchen wir denn Grenzen?«
»Absolut!«
Vlad nickte. »Einverstanden. Aber natürlich beanspruche ich für meine größere Kolonie ein größeres Territorium.«
»Wir müssen die von anderen Kolonien ausgepfählten Gebiete berücksichtigen.«
Vlad verzog das Gesicht. »Deine Wortwahl lässt zu wünschen übrig.«
Justin grinste. Seine Worte hatte er bewusst gewählt. Immerhin hatte Vlad seine Pfählung überlebt. »Verzeih mir. Jetzt zum Grenzverlauf.«
»Ja, lass uns zum Punkt kommen. Ich schlage vor, du übernimmst Ohio und Indiana.«
»Und Pennsylvania, Kentucky und Illinois.« Damit dürfte jeder genügend Spielraum für Jahrhunderte haben.
»Illinois geht nicht. Hier in Chicago lebt eine alteingesessene Kolonie von mir.«
»Alle vier?« Justin hatte den Vampir draußen vor der Tür gleich mit
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