Unsterbliche Liebe
steckte.
Mehr war nicht dabei? Justin und Dixie hatten recht gehabt. Es ging ganz leicht. Nur von der unbändigen und berauschenden Energie, die durch ihren Körper tobte, hatten sie nicht gesprochen. Stella federte ständig auf und ab, sprang von einem Bein auf das andere, ehe sie sich Justin zuwandte. Seine Lippen waren blutverschmiert, und seine dunklen Augen loderten hell wie Feuer.
Er reichte ihr ein gefaltetes Leinentaschentuch. »Nach dem Trinken sollte man sich immer den Mund abtupfen.«
Als sie es ihm zurückgab, berührten sich ihre Hände. Seine Finger schlossen sich um ihre und hielten gleichzeitig das Taschentuchknäuel umfasst. »Solltest du dir nicht auch den Mund abwischen?« Es klang eher so, als würde sie Sam nach einem Teller Spaghetti ermahnen; dabei war es Nacht, und sie wandte sich nach einer köstlichen Blutmahlzeit an einen Großvampir. Einen Großvampir, der ebenso erregt war wie sie. Das wusste sie, so sicher wie sie ihren Namen und den Geschmack von Menschenblut kannte.
Justin lockerte seinen Griff. Stella löste ihre Hand aus seinen Fingern, trat näher heran und tupfte Justins Lippen ab. Ein Beben stieg aus ihrer Brust in die sich zusammenziehende Kehle, als sich seine Lippen gerade so weit öffneten, dass sie einen Blick von seinen Fangzähnen erhaschen konnte, ehe sie wieder verschwanden. Mit der Zunge ertastete sie ihre eigenen Eckzähne, die eben in diesem Moment zurücktraten. Nun gab es kein Zurück mehr. Sie hatte die Grenze zwischen Mensch und Vampir überschritten, war nun endgültig eine Kreatur der Nacht. Bei dem Gedanken durchfuhr es sie siedend heiß. Sie würde nie wieder frieren, nie wieder müde oder krank werden und niemals sterben. Wunden und Verletzungen aller Art würden sofort verheilen. Sie war ein Vampir, ein Wiedergänger, unsterblich.
In ihren Adern pulsierte die ungestüme Wildheit der Ahnen. Heftiges Verlangen erschütterte jede Zelle ihres Körpers, wobei ihr Bewusstsein mit dem Justins verschmolz. Er kannte ihre Begierden. Sein Verlangen wurde ihres. In seinen Augen erstrahlte die Lust, die in ihrer Seele widerhallte.
Sie sank in seine Arme. Eine Berührung seiner Lippen genügte, und ihr Mund öffnete sich. Sein erster Kuss war sanft, unsicher, beinahe zögerlich. Der zweite traf sie wie ein Feuersturm. Sie hob buchstäblich ab, umfangen von seinen Armen, den Kopf nach hinten geneigt, als seine Zunge nach ihrer suchte. Hitze, Sehnsucht und Verlangen stiegen in ihr auf wie ein wilder Brand. Ihr Wunschdenken und ihre sterblichen Fantasien waren nichts dagegen, Schatten im Vergleich mit den Empfindungen, die sie nun durchströmten. Sie umklammerte ihn jetzt, brauchte ihn und alles, was er ihr bieten konnte. Die Ewigkeit war zu kurz, um Justin zu lieben, sein Haar zwischen ihren Fingern zu spüren und für den Tanz ihrer Zungen. Sie drückte sich an ihn, ihre Brüste an seine Brust und seine Erektion gegen ihren Bauch gepresst.
Ohne das Bedürfnis, Luft holen zu müssen, küssten sie sich weiter, voller Hitze und einer Leidenschaft, die ihre Körper in rasendem Verlangen auflodern ließ. Sie verlangte danach, ihn in sich zu spüren, sehnte sich nach nackter Haut, nach der Berührung seiner Hände, ehe sie ihren Körper endgültig in Besitz nahmen. »Hier nicht.« Er war in ihrem Bewusstsein, und sie jubelte innerlich. Zwischen ihnen beiden würde es nie ein Missverständnis geben. Sie waren eins in ihren Gedanken, Bedürfnissen und Sehnsüchten.
Sie beklagte sich, wenn auch nur kurz, als er den Kuss abbrach. »Komm«, sagte er und nahm sie bei der Hand. »Zeit für einen Geschwindigkeitstest. Lass uns laufen!«
Hand in Hand rasten sie los, vorbei an schlafenden Häusern und zugenagelten Ruinen und durch nahezu leere Straßen. Sie rannten quer durch die Innenstadt, übersprangen parkende Autos, schnellten in die Höhe, um die Unterseite einer Eisenbahnbrücke zu berühren, bis sie schließlich die Stadt hinter sich ließen und sich auf dem freien Land befanden. Über ihnen wölbte sich der Himmel wie ein mit Sternen besprenkelter Baldachin, und neben ihr stand der Mann, der ihre wildesten Träume wahr werden ließ.
»Siehst du den Hain am Ende des Felds da drüben?« Sie sah ihn – wenn er denn jene Ansammlung von Bäumen meinte, die wie dunkle Knochengerüste in der Landschaft lauerten. »Direkt dahinter ist eine kleine Anhöhe. Wie wär’s mit einem kleinen Wettrennen?«
Er rannte los, und sie folgte ihm dicht auf den Fersen. Irgendwann hielt sie
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