Unsterbliche Versuchung
würde mein ganzes Geld hergeben und mich zum Mars schießen lassen, ich würde dem Präsidenten vor laufenden Kameras die Füße lecken, nackt auf den Mount Everest klettern, Oprah die Brustwarzen piercen oder mich in einem Haufen Schweinescheiße suhlen. Alles würde ich tun, doch niemand konnte von mir verlangen ihr noch einmal gegenüber zu treten. Nichts auf dieser Welt würde mich dazu bringen!
Blitzschnell durchquerte ich das Zimmer. „Sowas Dummes! Wir müssen dann auch los!“ Ich drückte Brad beherzt an mich, flitzte zu Dan und zerrte ihn am Arm hinter mich her. Er stolperte. Ich war viel zu schnell, aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Notfalls würde ich mir den muskelbepackten Riesen einfach über die Schulter werfen und losrennen.
„Aber … Yen! Du kannst doch so nicht auf die Straße!“
„Halb so wild! Danke, dass du ihn nicht erschossen hast, Brad! Und Grüß … CAROLINE!“, keuchte ich geschockt.
Alles in mir verstummte. Der Herzschlag, die rasenden Gedanken, meine Atmung. Die ganze Welt hielt die Luft an. Plötzlich pulsierte der unterdrückte Hass und die Verachtung unter meiner Haut und breitete sich wie ein Lauffeuer in meinem Körper aus. Die Erinnerungen schlugen auf mich ein und es waren keine Momente, an die man als Frau und Freundin eines Mannes gern zurückdachte.
Ich zwang mich, nicht wie ein tobender Berserker auf Caroline einzuschlagen und begrüßte die kleine Blondine mit einem hoffentlich echt wirkenden Lächeln. Der schwere, penetrante Gestank ihres Parfums stieg mir in die Nase. Würgend hielt ich die Luft an.
„Yuma Evan Novalia Jones“, verkündete sie mit gespitzten Lippen.
Der Vampir in mir stieß ein bestialisches Brüllen aus. Ich wollte die Wände mit ihrem Blut streichen. Nie zuvor hatte ich mich so sehr danach gesehnt jemandem wehzutun. Schreien sollte sie, um Gnade flehen.
Der Blick ihrer mausgrauen Augen huschte über den Kittel, der meinen nackten Körper vor ihren bohrenden Blicken verbarg. Eine ihrer bogenförmigen, bleistiftstrichdünnen Brauen schnellte nach oben. Sie musterte mich mit arroganter Selbstgefälligkeit. „Du siehst … nett aus.“
Immerhin konnte ich mit meinem faltenfreien Gesicht prahlen, während das Alter nicht ohne bleibende Spuren an ihr vorrübergegangen war.
Vor zehn Jahren war sie vielleicht noch hübsch gewesen. Jetzt wirkte sie ausgelaugt wie eine Trockenpflaume. Das minderte allerdings nicht den Umstand, dass ihr Erscheinen einen erschreckenden Killerinstinkt in mir hervorrief, den ich all die Jahre zurückzuhalten versucht hatte. Meine Finger krallten sich vielleicht etwas zu fest in Dans Hand. Er gab ein leises Zischen von sich und riss somit Carolines Aufmerksamkeit auf sich. Starr blickte sie auf unsere Hände. Überrascht stellte ich fest, dass ich sogar ihre kleinen Ohren zu hassen begann. Alles, jede Pore, jedes Haar an ihr widerte mich einfach nur an. Nur zu gern hätte ich ihr in den Ausschnitt gekotzt.
„Hat Toma dich endlich gehen lassen?“ Meine Nägel bohrten sich tief in Dans Haut, diesmal schwieg er. Wie kam sie darauf, dass er MICH verlassen hatte?
Lange betrachtete sie Dans Gesicht und ließ ihre Augen quälend langsam über seinen gesamten Körper gleiten. Kurz verweilte sie in seinem Schritt.
„Netter Fang.“ Sie zwinkerte mir zu und leckte sich lasziv über die Lippen.
„Er ist nicht mein …“
„Oh. Dann leih ihn mir doch mal aus!“, fiel sie mir sogleich mit ihrer ätzend rauen Stimme ins Wort. „Ich hätte da noch ein Badezimmer zu streichen.“ Sie grinste boshaft. Dieses verdammte Miststück wagte es tatsächlich mich zu provozieren! Mich, die in der Lage war ihr den kleinen, ovalen Schädel von ihrem drahtigen Hals zu reißen. Wie gern würde ich dieser Versuchung nachgehen. Leider funktionierte ihre Taktik sehr gut. Eine verborgene Seite in mir begann sich auf dem schwarzen, kalten Boden meiner Seele zu winden wie ein verletztes Tier.
Badezimmer. Unser Badezimmer. Oh Gott, denk an etwas anderes, Yen!
„Er ist mein Chauffeur!“ Warum hielt ich nicht einfach die Klappe? Sollte sie ruhig glauben, dass wir ein Paar waren. Nein! Das würde nur den weiblichen Jagdinstinkt in ihr wecken. Verdammt!
„Oh. Hmm.“ Caroline schnurrte leise und grinste nur noch breiter. „Na dann musst du ihn mir definitiv mal ausleihen.“ Schnell streckte sie die Arme nach vorn und tätschelte prüfend seine Brust. Kochende Wut brodelte in mir.
„Wir brauchen doch keinen Chauffeur, Liebling!“, mischte
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