Unsterbliche Versuchung
gebrochene Nase und die regelmäßigen körperlichen Wutausbrüche meinerseits gaben sicher genug Ausschlag für eine grobe Behandlung und ein paar saftige Tritte in meinen Hintern. Aber Mord?
„Was meinst du damit?“
Brad seufzte leise. „Wir haben in der Zentrale einen Anruf von einem durchgeknallten Autofahrer erhalten, der über die Fußgängerwege heizte. Glücklicherweise kamen keine Passanten zu Schaden.“ Wieder ein vorwurfsvoller Blick in Dans Richtung. „Gerade wollte man zwei von der Örtlichen rüberschicken, als das Kennzeichen durchgegeben wurde. Ich wusste sofort, dass das Tomas Wagen ist und dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Ich meine …“ Er machte eine Pause und bedeutete der Krankenschwester mit einem Nicken den Raum zu verlassen. Nachdem sie gegangen war fuhr er fort: „… welcher Vampir begibt sich um die Mittagszeit nach draußen?“
Oh Gott. Sofort erfasste mich eine schmerzhafte Anspannung. Ich hatte total vergessen, wieso wir überhaupt in die Innenstand gefahren waren.
„Wir fanden dich und … ihn … in der Tiefgarage.“ Brad raufte sich das kurze Haar und verzog das Gesicht. „Du warst in einem schlimmen Zustand, Yum … Yen. Es sah wirklich so aus, als hätte er dich getötet.“
„Wie kommst du denn auf so etwas?“ Mit den Fußballen trippelte ich auf dem kalten Boden herum.
„Du hättest es sehen sollen, Yen. Der Anblick war zutiefst schockierend. Wir stehen momentan alle unter Strom. Newport ist kein ruhiges Pflaster mehr. Erst letzte Nacht wurden wieder zwei Menschen von einem Vampir angefallen. Und dann sehe ich diesen Kerl, wie er dich leblos in seinen blutverschmierten Armen hält.“ Er rang sichtlich um Fassung. „Du hast ausgesehen wie frisch vom Grill.“ Den Rest seines detaillierten Berichts bekam ich nicht mehr mit.
Zwei Menschen waren angefallen worden! Wenn Brad bereits davon Wind bekommen hatte, dann wusste die gesamte Spezialeinheit Bescheid. Das war überhaupt nicht gut! Ich musste sofort los. Vielleicht konnte ich die Situation noch irgendwie retten. Schnell erhob ich mich wieder und suchte nach etwas, das ich mir überziehen konnte. Mir war nicht daran gelegen meinen nackten Hintern in ganz Newport herumzuzeigen.
„Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?“, schnauzte Brad plötzlich. Ich zuckte erschrocken zusammen. „Du hättest dabei draufgehen können! Wenn Daniel dich nicht gefüttert hätte, wärst du nur noch Staub!“
Irgendein komisches Geräusch entschlüpfte meinem Mund. Schreckensstarr glotzte ich von Brad zu Dan und wieder zurück. Er machte Witze, bestimmt tat er das. Wieso sollte Dan sich für mich die Pulsadern aufschlitzen? Kein Sterblicher konnte so blöd sein. Oder doch?
Stöhnend blickte ich zu dem dicken Verband an Dans Handgelenk. Oh man!
„Ich … eh … Ich hatte einen Termin?“, antwortete ich zögernd. Fieberhaft suchte ich nach einer einigermaßen logischen Erklärung. Brad war nicht blöd, er würde eins und eins zusammenzählen und mich in eine UV-Zelle stecken, bis die Vampire kamen, um mir auf höchst grausame Art und Weise die Gedärme aus dem Leib zu reißen oder mich in Fesseln legten und der Morgendämmerung übergaben.
„Einen Termin?“ Fragend hob er eine buschige, weißblonde Augenbraue und beäugte mich misstrauisch.
„Ja. Du weißt ja. Der Immobilienmarkt ist ein hartes Geschäft!“ Ich grinste unschuldig und überlegte wie ich an Klamotten kommen konnte. Gleichzeitig plärrte eine nervige Stimme in mir, dass Dans Blut in meinem Körper floss. Ich war überhaupt nicht in der Lage mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
„Einen Termin der so wichtig ist, dass du dein Leben dafür auf´s Spiel setzt? Gott, du bist ja schlimmer als Caroline!“
Das künstliche Lachen blieb mir im Hals stecken. Neben mir hätte eine Bombe hochgehen können, ich hätte es nicht wahrgenommen. Ich starrte den Blondschopf an, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Jeder im Umkreis von einer Meile musste die eisige Kälte spüren, die in Wellen von meinem Körper fortströmte. Brad hingegen bemerkte gar nichts und plapperte einfach weiter. Alles in mir verkrampfte sich wie bei einem störrischen Esel.
„Du kennst sie ja. Sie ist ein Arbeitstier.“
Caroline, Caroline, Caroline
, flüsterte mein Gehirn fortwährend.
„Sie ist übrigens vorhin losgezogen, um dir etwas zum Anziehen zu besorgen. Ich denke sie wird bald wieder zurück sein. Ihr werdet euch wohl ´ne Menge zu erzählen haben.“
NEIN! Ich
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