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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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sehr auf Ordnung und Sauberkeit bedacht gewesen.
    Pru fiel ein Gobelin an der Wand gegenüber dem Eingang auf, und sie hob die Laterne höher, um ihn besser sehen zu können. Er war ein wenig verschoben, und es sah aus, als befände sich dahinter ein Gang.
    Gütiger Gott, was war das hier?
    Pru ging auf den Wandteppich zu. Der Gral könnte dort sein, wo dieser Gang hinführte. Pochenden Herzens machte sie einen Schritt nach dem anderen. Sie war schon fast da, beinahe an dem schmalen Bett vorbei, als sie über etwas stolperte.
    Verwundert nahm sie die Laterne wieder ein wenig herunter, um den Boden zu beleuchten. Ihr Herz drohte auszusetzen.
    »O mein Gott!«
    Zerbrochenes Glas war auf dem Boden verstreut. Ein Krug und ein Hemd lagen inmitten der Scherben. Aber sie waren es nicht, die sie erstarren ließen.
    Es war der Tote, der mit leeren Augen zu ihr aufblickte. Ihr Schrei blieb ihr im Hals stecken, und ihre Brust wurde so eng, dass sie fürchtete, ohnmächtig zu werden.
    Er war ganz in Schwarz gekleidet, mit langem Haar und einem Bart. Sein Gesicht war grauenhaft entstellt, als wäre es von einer wilden Bestie attackiert worden.
    Pru wurde speiübel. Wer tat so etwas? Und vor allem, war der Betreffende noch hier und wartete darauf, dasselbe mit ihr zu machen?
    »Pru?«, fragte Marcus besorgt. »Was ist?«
    Er kam im selben Moment auf sie zu, als sie sich zu ihm umdrehte.
    Sie stolperte zurück, um nicht auf den Toten zu treten. In ihren schweren Röcken hätte sie das Zurren an ihren Beinen vielleicht gar nicht gespürt, aber jetzt fühlte sie es. Sie fühlte es eine knappe Sekunde bevor sie das leise Stoßgeräusch hörte.
    Ein stechender Schmerz durchfuhr ihre Brust. Sie stieß einen kaum hörbaren erschrockenen Laut aus und ließ um ein Haar die Laterne fallen. Dann sah sie an sich hinab und erkannte einen kleinen Pfeil, der in ihrer Brust steckte. Was in aller Welt war das?
    Offensichtlich hatte sie eine Art Falle ausgelöst. Vielleicht war das dem armen Toten auf dem Boden auch passiert. Sollte sie nun ein ähnliches Schicksal ereilen?
    »Pru?« Marcus' Stimme drang nicht recht zu ihr durch. »Pru!«
    Ihre Knie gaben nach, während Schwindel sie packte. Marcus fing sie ab, und im selben Moment fiel ihr die Laterne aus der Hand, die im Fall den Rest des Mannes in Schwarz beleuchtete.
    Ihr schwand die Sicht, und Schweiß trat auf ihre Oberlippe.
    Gift. Sie war vergiftet worden.
    »Ich will nicht sterben!«, schluchzte sie und klammerte sich an Marcus' Schultern.
    »Ich hole Hilfe.« Noch nie hatte sie Marcus so verängstigt erlebt. »Bleiben Sie ganz ruhig, Pru! Ich bin gleich wieder zurück.«
    Er hob sie hoch und legte sie auf das Bett. »Gehen Sie nicht weg!«, befahl er ihr.
    Weggehen? Wo zum Teufel sollte sie denn hingehen?
    Sie war so unendlich dumm! Warum war sie nicht in ihrem Zimmer geblieben? Warum hatte sie nicht versucht, Marcus zu überreden, dass sie bis zum Tagesanbruch warteten oder bis Chapel mit ihnen kommen konnte?
    Chapel vertraute sie. Im Grunde war sie sogar überzeugt, dass er imstande gewesen wäre, für ihre Sicherheit zu sorgen. Ihr mochte nicht mehr viel Zeit bleiben, aber jetzt kostete ihre Unvernunft sie auch noch das bisschen, das sie hätte genießen können.
    Sie würde nicht einmal mehr die Chance haben, Lebewohl zu sagen. So also fühlte sich Frieden an.
    Chapel flog durch den Nachthimmel und empfand eine Leichtigkeit, wie er sie seit Jahrhunderten nicht mehr erlebt hatte. Es war, als hätte er sich Zufriedenheit erkauft, indem er diese eine unverzeihliche Sünde begangen und seine Seele verdammt hatte.
    Die Bordellwirtin hatte sofort gewusst, was er war, als er sie angelächelt hatte. Seltsamerweise aber hatte der Anblick seiner Reißzähne jede Furcht aus ihrem Blick verschwinden lassen. Er brauchte lediglich Reign zu erwähnen, und schon hatten sie und ihre Mädchen gewusst, wie sie ihm zu Diensten sein konnten. Und er hatte sich nicht sorgen müssen, die Kontrolle zu verlieren, denn die Wirtin war da gewesen, um ihn aufzuhalten, nachdem er genug von einem Mädchen genommen hatte, und ihm das nächste zu geben. Von jedem nahm er ein wenig - nicht einmal so viel, dass sie hinterher geschwächt waren , und doch war es ausreichend gewesen, um ihn zu stärken, wie er sehr lange Zeit nicht mehr gestärkt worden war. Sein eigenes Blut hatte er ihnen nicht gegeben, so dass keine Gefahr bestanden hatte, sein Fluch könnte auf sie übertragen werden.
    Jetzt konnte er Pru widerstehen.

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