Unsterbliches Verlangen
Er musste keine Angst mehr haben, sie zu verletzen oder Schlimmeres. Bei ihr würde ihn nicht der Drang überkommen, sie zu beißen, wie er es bei Marie getan hatte. Er könnte sie küssen, .sie berühren und trotzdem die Beherrschung behalten jedenfalls die über den Dämon. Der Mann in ihm könnte allerdings immer noch vollkommen rasend werden, sobald er sie berührte.
Und das würde er tun - falls sie ihn ließ, täte er so gar noch weit mehr als das. Es war unerheblich, dass sie eine wohlerzogene Lady und höchstwahrscheinlich noch Jungfrau war. Er wollte sie, und sie war hinreichend alt, um zu wissen, was sie tat. jungfräulich, ja, doch sie war nicht naiv.
Er würde sich Zeit lassen mit ihr, auf dass es für sie schön würde. Er würde sie streicheln, sie kosten, sie erfreuen, bis sie wunderbar erschöpft und befriedigt in seinen Armen lag. Dann erst würde er sie mit langen, genüsslichen Stößen sein Eigen machen und ihr ins Gesicht sehen, während die Wonne sich in ihr bis zum Höhepunkt steigerte.
Der bloße Gedanke, wie Pru aussehen würde, wenn sie den Höhepunkt erlangte, reichte schon aus, dass er eine beachtliche Erektion bekam.
Natürlich musste er sich bei ihr entschuldigen, dass er sie abends einfach hatte stehen lassen. Da sollte er sich noch eine glaubwürdige Erklärung ausdenken, eine, die sie akzeptieren konnte und die ihn nicht schwach oder kränklich aussehen ließ.
Bei Gott, er hoffte, dass der Heilige Gral in dem Keller war, nicht Temple und der Kelch der Verdammnis! Um Prus willen wünschte er es sich inständig. Er wollte nicht miterleben, wie untröstlich sie wäre, wenn all ihre Hoffnungen zerschmettert würden. Trotzdem wäre er gern bei ihr, für sie da, was ihm leider nicht möglich war, da ihn das Sonnenlicht zu Asche verbrennen würde. Wenn Marcus wenigstens Wort hielt und ihm vorher Zugang gewährte, könnte er immerhin Prus Enttäuschung und ihren Schmerz auffangen.
Chapel sank etwas niedriger, während er einen westlicheren Kurs einschlug. Er war fast da. Der Schatten von Rosecourt ragte in der Ferne auf.
Er landete auf dem Balkon vor Prus Zimmer. Die Türen waren leicht zu öffnen, und er trat ein.
Pru war nicht da.
Er sah in der Bibliothek nach, doch auch dort war sie nicht. Wo zum Teufel konnte sie sein?
Ein schrecklicher Gedanke kam ihm. Rasch und leise durchquerte er das Haus und sah in Marcus Greys Zimmer nach. Es war ebenfalls leer.
Kein Zweifel, sie waren bei der Ausgrabungsstelle. Wie verflucht voreilig und dumm die beiden doch waren!
Er war schon wieder draußen und bereit, in die Luft abzuheben, als er hörte, wie sich Hufgetrappel näherte. Sofort bewegte er sich darauf zu, denn sein Instinkt sagte ihm, dass es Marcus war, der durch die Nacht ritt, als wären die Höllenhunde hinter ihm her.
Wo war Pru?
Pferd und Reiter bäumten sich auf, als Chapel bei ihnen war. Trotz aller Eile war Chapel nicht einmal außer Atem.
Furchtwellen schlugen ihm entgegen, die von Marcus ausgingen, aber es war nicht Furcht vor Chapel. Er fürchtete sich vor etwas anderem.
»Pru ist verletzt ... in dem Keller ... sie braucht Hilfe!«
Entsetzen packte Chapel, doch er verdrängte es. »Wecken Sie Molyneux! Ich hole sie.«
Er wartete Marcus' Reaktion nicht ab, sondern rannte sofort los. Mit übernatürlicher Geschwindigkeit raste er durch die Nacht, die für ihn alles andere als finster war.
Bald schon sah er die Ruine vor sich, den Erdhügel und die Felsen neben dem Keller.
Er schnupperte und nahm einen vertrauten herzerwärmenden Duft war. Das war nicht Temple, obwohl er noch Spuren seines Freundes ausmachen konnte.
Pru.
Sie war wirklich dort, aber er bemerkte, dass etwas ihren Duft verfälschte, etwas, das drohte, seine sorgfältig errichteten Schutzmauern zu durchbrechen und nackte Angst in ihm auszulösen. Er kannte diesen Geruch, konnte ihn jedoch noch nicht zuordnen.
Ohne zu zögern, sprang er die Stufen hinunter und landete vor der Tür, die er so heftig aufstieß, dass sie in die Wand knallte und dort steckenblieb.
Nichts geschah. Kein Vampir attackierte ihn, kein Freund begrüßte ihn. Gar nichts.
Nein, nicht gar nichts. Da war ein Toter auf dem Boden, den er nicht kannte, und auf der schmalen Liege, im schwachen Licht einer Laterne, entdeckte er Pru.
Sie lag hingestreckt auf dem Rücken, wie eine weggeworfene Puppe. Er hörte ihren unregelmäßigen Atem, sah die glasige Blässe ihrer Haut.
Auch ohne sie zu berühren oder zu wissen, was hier geschehen
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