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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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von ihr ab und eilte so schnell zur Tür, wie es kein Mensch je könnte. »Ich würde mir nie vergeben, wenn ich Sie zu dem machte, was ich bin. Ich will nicht, dass Sie zu einem Monstrum oder Schlimmerem werden.«
    Sie spürte deutlich, wie verletzt er war. »Ist es das, was mit Marie geschah?«
    Seine Züge verhärteten sich vor Kummer, und sogleich regte sich Eifersucht in Pru, scharf und unwillkommen. Marie war seit Jahrhunderten tot, mithin keine Bedrohung für sie. Aber es würde andere Frauen geben. Wenn sie längst zu Staub zerfallen war, würde Chapel immer noch auf Erden wandeln und einer anderen begegnen, einer Frau, die lange genug lebte, um ihm mehr zu bedeuten als sie.
    »Marie war ihrem Glauben sehr ergeben«, antwortete er und strich dabei gedankenverloren über einen Buchrücken. Seine Augen hatten den Glanz von jemandem, der vollständig in seiner Erinnerung versunken war. »Ich dachte, ihre Gefühle für mich wären stärker, aber da irrte ich mich.«
    »Ich verstehe nicht, warum sie meinte, eine Wahl treffen zu müssen.«
    Erschrocken sah er zu ihr, als hätte er vergessen, dass sie da war, und erneut wurde Pru eifersüchtig. »Sie hielt mich für eine Abscheulichkeit. Ich war die Antithese von allem, woran sie glaubte.«
    Ja, die Frau war ein solcher Trottel gewesen. »Wieso? Hatten Sie Gott denn abgeschworen? Waren Sie plötzlich zu einem Satansjünger geworden?«
    Er wirkte beleidigt. »Nein, aber mein Verhalten war wohl kaum das eines gottergebenen Katholiken.«
    »Sie waren ein Söldner. Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass Ihnen Sünden neu waren.«
    Er lachte, und Pru musste unweigerlich lächeln. »Nein, das waren sie nicht. Dennoch habe ich mich als Söldner nicht von Menschen ernährt.«
    »Mr. Darwin würde dagegenhalten, dass Sie sich schlicht weiterentwickelten. Ein weiterer Schritt nach oben in der Nahrungskette sozusagen.«
    »Die Kirche erkennt Mr. Darwins Theorien nicht an.« »Die Kirche dürfte sich selbst nicht anerkennen, wenn sie sich einmal genauer ansehen würde, welche Widerwärtigkeiten sie im Namen Gottes beging.«
    Auf einmal schien er sie in einem gänzlich neuen Licht zu sehen - noch dazu in einem, das sich höchst schmeichelhaft anfühlte. »Sind Sie nun eine Häretikerin, Pru, oder eine Philosophin?«
    Machte er sich über sie lustig? »Nur weil Sie schon länger leben als ich, heißt das nicht, dass Sie mich bevormunden dürfen, Chapel. Wir schreiben fast das zwanzigste Jahrhundert, müssen Sie wissen, also vielleicht möchten Sie sich dem Rest von uns zugesellen, der darin lebt.«
    Er starrte sie an, und ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Sie haben kein bisschen Angst vor mir, nicht wahr?«
    Sie zuckte bloß mit den Schultern. Nein, hatte sie nicht. Sie sollte vielleicht, aber bei ihm fühlte sie sich mehr wie sie selbst als inmitten ihrer Familie. »Das Schlimmste, was Sie tun könnten, wäre, mich zu töten.«
    Sein Lächeln wich einem Ausdruck solchen Entsetzens, dass Pru ihre Wort sogleich bereute. »Das würde ich nie!«
    »Es wäre mir gleich.« Sie versuchte, ihm zuzulächeln, aber es gelang ihr nicht. »Mein Körper erledigt das schon selbst. Folglich, nein, ich habe keine Angst vor Ihnen.«
    »Töten ist nicht das Schlimmste, wozu ein Mann fähig ist, Pru.«
    Jetzt ging das schon wieder los! Er redete mit ihr, als wäre sie ein Kind - oder eine Idiotin. »Sie meinen Vergewaltigung? Sie scheinen mir nicht der Typ, der sich derart schlecht benehmen könnte.«
    »Ich habe Marie vergewaltigt - in gewisser Weise.«
    An der Art, wie er es sagte, erkannte sie deutlich, dass es für ihn die schwerste Schuld war. Er hatte den Menschen betrogen, den er geliebt hatte, und das war für ihn die schlimmste Sünde.
    »Sie handelten aus Verzweiflung, und wäre Marie nicht so dämlich gewesen, hätten Sie nicht getan, was Sie taten. Wollen Sie mich vergewaltigen, Chapel? Ist es das, was Sie andeuten?«
    Er wirkte gequält. »Gott, nein!«
    »Warum sprechen wir dann darüber?« Es war sechshundert Jahre her! »Ich denke, wir wissen beide, dass ich recht schnell nachgäbe, würden Sie sich nur ein wenig bemühen.« Gütiger Himmel, was hatte sie gerade gesagt?!
    Chapel war sogar noch schockierter als sie selbst. »Das ist nicht Ihr Ernst!«
    »Offensichtlich gehört Gedankenlesen nicht zu Ihren Vampirfähigkeiten.« Was war das an ihm, das sie dazu brachte, so dreist zu werden?
    Ihm stand der Mund offen, und er sah aus wie ein nervöser Schuljunge. Außer ihrem

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