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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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recht, dachte sie und fuhr fort: »Er ist mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen worden. Da passen sie auf ihn auf und machen ihn wieder gesund.«
    Emil strahlte. »Da war ich auch schon mal, als ich Halsschmerzen hatte. Ich hatte eine Operation, und danach durfte ich ganz viel Eis essen. Das war super!«
    »Aha, deine Mandeln wurden rausgenommen, verstehe. Das kenne ich auch.«
    »Genau, die Mandeln«, rief Emil, »wie die, die Mami auf den Stachelbeerkuchen streut.«
    Ehe Pippa antworten konnte, ging das Gartentor auf, und Gerdi kam den Weg entlang auf sie zu.
    »Hier seid ihr! Ich war schon bei uns …«
    »Entschuldige, Gerdi, ich wollte dir keinen Schreck einjagen. Die Kinder wollten lieber in Dorabellas Garten sitzen.«
    Gerdi Kästner winkte ab. »Kein Problem, ich habe euch ja gefunden. Ich würde dich gern ablösen – und habe gleich eine Bitte an dich. Das heißt, nicht ich habe diese Bitte, sondern dein Bruder.«
    »Um was geht es?«
    »Er hat mich losgeschickt, um Angelika und Lutz zu holen …«, sie verzog das Gesicht, »… aber ich habe jetzt wirklich keine Lust auf diese Zecke. Du bist neutraler, du hast nichts mit ihm zu tun. Würdest du …?«
    Sie sah Pippa bittend an.
    Pippa stand auf und übergab Gerdi das Buch. »Bitte sehr – damit geht der Staffelstab an dich weiter.«
    Gerdi neigte sich zu Pippa und flüsterte: »Nante hat übrigens angerufen. Felix liegt im Koma.«
    Pippa ging den Weg entlang zum Haus, nachdem Lutz auf ihr Klingeln an der Pforte nicht reagiert hatte. Sie wollte gerade zum dritten Mal an die Haustür klopfen, als diese von Lutz aufgerissen wurde. Seine halblangen Haare waren nass, und er trug einen dicken Bademantel aus dunkelblauem Frottee.
    »Was wollen Sie denn?«, blaffte er.
    Pippa war außerstande, den Blick von ihm zu wenden.
    »Sie sind ja nass«, entfuhr es ihr unwillkürlich.
    »Na und? Ich pflege immer zu duschen … danach.« Er starrte sie herausfordernd an und kam einen Schritt auf sie zu. »Und was kann ich für Sie tun?«
    Pippa wich unwillkürlich zurück und hob abwehrend die Hände.
    »Ich bin nur die Botin. Die Polizei bittet Sie und Angelika zum Gespräch bei Luis.«
    Erdmann verdrehte die Augen. »Was ist denn jetzt schon wieder los? Bei dem Lärm hier neuerdings kann man sich ja gar nicht auf die wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Er grinste anzüglich, und Pippa hätte sich auf der Stelle übergeben können.
    »Ihr Bruder wäre beinahe ertrunken und liegt im Koma, Herr Erdmann, und der laute Hubschrauber hat ihn ins Krankenhaus geflogen. Aber wenn es ihm wieder gut geht, wird er sich bei Ihnen bestimmt für diese Unannehmlichkeiten entschuldigen«, sagte Pippa mit der eisigsten Stimme, zu der sie fähig war. »Wenn also Angelika und Sie die Freundlichkeit hätten, zu Luis zu kommen – die Polizei wartet.«
    Lutz Erdmann sah aus, als würde er sie am liebsten schlagen.
    »Na und? Was geht das mich an – wenn der Mann nicht schwimmen kann, dann sollte er nicht ins Wasser gehen. Sonst noch was?«
    Pippa schüttelte über seine Gefühllosigkeit den Kopf, hatte aber keine Lust sich abwimmeln zu lassen. Sie rief über seine Schulter ins Haus: »Angelika? Kommst du bitte rüber zu …«
    Die Tür knallte ihr vor der Nase zu.
    Angelika, dachte Lutz Erdmann, ich muss sofort Angelika anrufen und alles mit ihr besprechen.
    Er griff zum Telefon und wählte. Seine Hände zitterten. Warum hatte er bloß die Tür geöffnet? Er wusste doch, dass er vorsichtig sein musste. Und wieso Koma? Konnte man von einem klitzekleinen Streit denn ohnmächtig werden? Und vorhin war doch weit und breit niemand zu sehen gewesen.
    Trotzdem: Für alle hier war er die erste Wahl, wenn es um den Bösewicht ging. Man würde ihn automatisch verdächtigen. Er musste unbedingt verhindern, dass er für die Polizei interessant wurde.
    Ein Alibi musste her.
    Erdmann grinste böse. Ein wasserfestes Alibi, das erklärte, warum er mitten am Tag im Bademantel herumlief. Angelika musste bestätigen, dass er und sie … nun ja. Dafür würde ja wohl selbst ihre unterentwickelte Phantasie ausreichen.
    Erleichtert hörte er, wie sie den Hörer abnahm.
    Als Angelika sich mit verheulter Stimme meldete, säuselte er: »Liebling, bist du zu Hause?«
    »Ich will nicht mit dir sprechen«, kam es schniefend durch den Hörer.
    Verdammt, die blöde Schnepfe war noch immer beleidigt, weil er vorhin ein paar klare Worte zu ihrer Beziehung gesagt hatte.

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