Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
Vom Netzwerk:
Lebensversicherung zu verschenken. Außerdem muss ja irgendjemand die Aufzeichnung gemacht haben, die wir auf der Trauerfeier gesehen haben. Und wer ist der Technikfreak auf der Insel? Du.«
    »Hut ab, Pippa.« Er sah ihr direkt in die Augen. »Ich habe mich für unheimlich schlau gehalten, als ich Nante mein Haus nicht überlassen und es stattdessen dir angeboten habe. Als Karin mir erzählte, du suchst einen ruhigen Ort zum Arbeiten, schien das die perfekte Lösung zu sein. Und was passiert? Ich will mir einen cleveren ehemaligen Profischnüffler vom Leib halten und bekomme zur Strafe eine nicht minder clevere Amateurdetektivin.«
    »Das war keine Detektivarbeit, Viktor. Wenn nicht alle so durcheinander wären und Lutz nur mal für einen Tag seine Klappe halten würde, kämen auch noch andere deiner Nachbarn drauf, da bin ich sicher.«
    Viktor stand auf und ging ein paar Schritte hin und her. Schließlich blieb er mit dem Rücken zu Pippa stehen und sah auf die Havel hinaus.
    Mehrere Minuten verstrichen, bevor er antwortete.
    »Dora hat sofort gesagt, dass ich gleich nach deiner Ankunft verschwinden muss, damit du keine Gelegenheit hast, die Beziehung zwischen ihr und mir einzuschätzen. Sie wollte sogar, dass wir uns überhaupt nicht begegnen. Sie hatte natürlich recht. Die anderen kennen uns schon so lange, von denen drohte keine Gefahr. Was man schon immer weiß, wird nicht hinterfragt.«
    Er drehte sich wieder zu ihr um, und Pippa sah in seinem Augen Tränen glänzen. Sie verstand die Botschaft hinter seinen Worten sofort.
    »Das hätte nichts geändert. Es wäre mir trotzdem aufgefallen«, sagte sie leise. »Du hast ihr also wirklich geholfen.«
    Viktor rang um Fassung. Eine Träne bahnte sich den Weg durch die weißen Bartstoppeln.
    »Nichts in meinem gesamten Leben ist mir jemals so schwergefallen und hat mich derartige Überwindung gekostet.« Er wischte sich fahrig mit der Hand über die Augen. »Aber ich musste auch niemals zuvor einen geliebten Menschen derart leiden sehen.«
    »Und Luis? Ist er eingeweiht?«
    Viktor schüttelte heftig den Kopf. »Undenkbar. Luis hätte nie im Leben mitgemacht, im Gegenteil. Er hätte alles darangesetzt, uns den Plan auszureden. Er hat Dorabella abgöttisch geliebt, aber diesen Wunsch hätte er ihr niemals erfüllt. Danach hätte er nicht mehr weiterleben können, nicht mehr leben wollen. Außerdem«, Viktor lächelte liebevoll beim Gedanken an seinen alten Freund, »du kennst doch Luis. Er trägt sein Herz auf der Zunge und hätte es irgendwann jemandem erzählen müssen.«
    Natürlich, dachte Pippa, als Geheimnisträger war Luis eine glatte Null. Er log zwar wie ein Pokerprofi und verzog dabei keine Miene, aber allein während der letzten paar Tage hatte es diverse Gelegenheiten gegeben, bei denen Luis garantiert mit der Wahrheit über Dorabellas Tod herausgeplatzt wäre, anstatt Lutz des Mordes an ihr zu beschuldigen.
    »Dir ist aber klar, dass du dich strafbar gemacht hast? Solange keiner bestätigen kann, dass es diese Vereinbarung zwischen Dora und dir gegeben hat, sieht es so aus, als ob …«, Pippa schluckte und suchte nach einer diplomatischen Formulierung, wo jegliche Diplomatie versagte, »… sieht es nicht anders aus als bei Felix.«
    Viktor kam wieder zur Sitzgruppe und setzte sich neben sie. »Es gibt ein Bankschließfach, in dem eine schriftliche Erklärung von Dora und eine DVD liegen. In beiden bestätigt Dorabella selbst, dass sie mich gegen meinen erklärten Willen überredet, nein, überzeugt hat, sie zu befreien. So nannte sie es: ihre Befreiung.«
    Pippa schauderte. Wie grauenvoll musste es sein, einen geliebten Menschen umzubringen, selbst wenn dieser noch so krank war und es sich noch so verzweifelt wünschte. Wie schrecklich, jemanden sterben zu sehen, zum Mörder zu werden. Nein, korrigierte sie sich schnell, Mord war es per Definition laut Freddy, wenn man jemandem gegen dessen Willen das Leben nahm, und Dorabella hatte es ausdrücklich gewollt.
    Obwohl Pippa die Wahrheit schon jetzt kaum noch ertragen konnte, fragte sie weiter.
    »Und wie hast du …? Ich meine, hat sie …«
    »Ob sie etwas davon mitbekommen hat, meinst du?«
    Viktor schüttelte den Kopf und schloss die Augen. In seinem Gesicht arbeitete es, zeigten sich Trauer, Grauen und Selbstekel, während er an die Ereignisse jener Nacht dachte. Er presste gequält die Lippen zusammen, aber als er die Augen wieder öffnete, waren diese klar und tränenlos.
    »Dora hat lange darüber

Weitere Kostenlose Bücher