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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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nachgedacht«, sagte er schließlich. »Sie wollte, dass es wie ein Unfall aussieht und hatte absichtlich auf der Party bei Erdmann einiges getrunken, um diesen Eindruck zu unterstützen. Zusätzlich hat sie schwere morphiumhaltige Schmerzmittel eingenommen, die natürlich mit dem Alkohol eine Wechselwirkung eingegangen sind.« Er seufzte. »Wer weiß, vielleicht hätte das schon ausgereicht, sie umzubringen, aber das war ihr zu unsicher. Sie hatte in einem Buch gelesen, dass es reicht, eine Person, die in der Badewanne eingeschlafen ist, ganz leicht an den Füßen zu ziehen. Die Person taucht unter, schnappt unwillkürlich nach Luft und bekommt Wasser in die Lunge …«
    Seine Stimme versagte, als er von der Erinnerung übermannt wurde. Pippa wartete schweigend.
    Endlich fing Viktor sich wieder. »Und jetzt willst du wissen, wie und wann ich mich nach meiner perfekt inszenierten Abreise nach Italien zurück auf die Insel geschlichen habe?«
    »Jetzt will ich jedes Detail wissen«, bestätigte Pippa.
    »Luis erwartet mich. Ich will nicht zu spät kommen. Aber wir können uns heute Nacht treffen. Dann erzähle ich dir die ganze Geschichte. Versprochen. Um ein Uhr? Ich warte auf der Bank am Steg.«
    »Ich werde kommen.«
    Herr X kam an Viktors Parzelle vorbei, ohne sie zu bemerken. Er überquerte den Dorfplatz und steuerte die Inselkantine an.
    »Ich muss los«, sagte Viktor. »Darf ich dich bitten, niemandem zu erzählen, worüber wir gesprochen haben?« Er sah sie bittend an. »Zumindest noch nicht. Das wäre zu viel für Luis.«
    »Für mich ist es auch zu viel, Viktor«, erwiderte Pippa und erhob sich aus dem Korbsessel.
    Viktor stand ebenfalls auf, und sie verließen gemeinsam seinen Garten. Am Tor blieb Viktor noch einmal stehen. Seine Stimme war heiser und angespannt.
    »Glaub mir, für mich auch. Und seit heute Morgen frage ich mich obendrein, ob der Junge noch leben könnte. Haben Dorabella und ich mit ihrer Entscheidung gleichzeitig auch Felix’ Tod besiegelt?«

Kapitel 22
    N achdenklich ging Pippa die Dorfstraße entlang. Viktors Eröffnungen hatten sie bis ins Mark erschüttert. Obwohl sie das, was er ihr erzählt hatte, längst befürchtet hatte, klang die Wahrheit aus seinem Mund erdrückender als in ihren Gedankenspielen.
    Viktor saß jetzt mit seinen Freunden zusammen – seine Art, die Zeit bis nach Mitternacht zu überbrücken. Für Pippa kam das nicht in Frage. Sie wünschte sich mehr als alles andere, allein zu sein, und blieb zögernd am Gartentor zur Parzelle der Wittigs stehen. Bis auf die Dorfstraße hörte sie die Stimmen der Bewohner, aber sie sah sich außerstande, ihnen jetzt unter die Augen zu treten. Man würde ihr an der Nasenspitze ansehen, dass sie bedrückt war, und Karin würde nicht lockerlassen, bis sie den Grund dafür kannte.
    Ich kann ihr unmöglich die Wahrheit über Dorabellas Tod sagen, dachte Pippa. Ich habe es Viktor versprochen …
    Die Bürde dieses Geheimnisses wog schwer. Schreberwerder kam ihr plötzlich eng und gefährlich vor; die Beschaulichkeit der Insel unerwartet bedrohlich.
    Pippa ging weiter zum Labyrinth, entschied sich aber dagegen. Jederzeit konnten die Jugendlichen auftauchen, und dann säße sie ohne Rückzugsmöglichkeit in der Falle. Sie umrundete das Buschwerk auf dem Außenweg und lief zurück in Richtung Steg.
    Himmel, Leo, wie gern wäre ich jetzt bei dir in Florenz, dachte sie sehnsüchtig. Wir würden oben in Fiesole sitzen, dem Sonnenuntergang zusehen und Rotwein aus Greve trinken, wir würden lachen und scherzen – und ich würde sogar mit Freuden übersehen, wie du jungen Frauen auf den Hintern starrst. Alles wäre besser als diese Insel. Schmidt hatte unrecht: Um Schreberwerder in Alcatraz zu verwandeln, bedurfte es keines Stacheldrahtes und keiner Wachen … dafür hatten die Bewohner selbst gesorgt.
    Pippa beschloss, sich unter den Steg ans flache Ufer zu setzen. Dort würde man sie nicht so schnell entdecken, und sie konnte in Ruhe nachdenken. Sie sah lange über die Wasserenge zwischen Schreberwerder und Valentinswerder hinweg. Das Ufer der gegenüberliegenden Insel schien in der Dunkelheit zum Greifen nah. Ihr wurde schlagartig bewusst, dass Felix Maier an dieser Stelle fast ertrunken wäre. Sie bekam eine Gänsehaut, als sie darüber nachdachte, ob der vermeintliche Badeunfall vielleicht ein erster Mordversuch gewesen war. Sie wollte gerade aufstehen und sich einen anderen Platz suchen, als sie Schritte hörte, die sich dem Steg

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