Unter allen Beeten ist Ruh
aktuellen Ereignisse von meinen Plänen abbringen zu lassen. Morgen kommt Annette Julius, meine Architektin, um sich das Terrain noch einmal genau anzusehen. Ganz gleich, wie viele Parzellen ich bis dahin erworben habe – ab morgen bin ich nicht mehr zu stoppen. Da schaffe ich meine Wirklichkeit. Und die wird dann auch die Ihre, ob Sie wollen oder nicht. Gewöhnen Sie sich schon mal daran.«
Er wandte sich zu Schmidt um, der Lutz’ Monolog sichtlich verblüfft zugehört hatte.
»Herr Kommissar, von mir aus können wir auf mein Anwesen hinübergehen. Meine Türen stehen Ihnen weit offen, ich habe nichts zu verbergen.«
Er drehte sich um und stolzierte mit Angelika an der Hand aus dem Garten.
Nach und nach leerte sich Viktors Grundstück, als die Besitzer der Parzellen einer nach dem anderen zur Durchsuchung gerufen wurden. Die Beamten gingen in die Häuser, ließen sich aber immer auch die Gartengeräte und Schuppen zeigen.
Weder die Peschmanns noch die Marthalers oder die Kästners ließen sich nach der Durchsuchung wieder blicken. Zuletzt waren nur noch Viktor, Luis und die Wittigs übrig, und als Parzelle 2 an der Reihe war, ging Matthias mit.
Gleichzeitig kamen zwei Beamte, um Viktors Haus unter die Lupe zu nehmen.
Pippa und Karin zogen sich aus dem Garten zurück und setzten sich auf die Bank auf dem Dorfplatz, um ungestört zu sein. Der Beamte, der am Steg Posten bezogen hatte, damit sich niemand heimlich von der Insel schleichen konnte, warf ihnen von Zeit zu Zeit einen argwöhnischen Blick zu.
Karin stöhnte. »Ich blicke immer weniger durch. Was geht hier eigentlich vor? Du kennst dich doch ein bisschen aus: Die Polizei durchsucht doch nicht einfach alle Häuser. Die wollen doch irgendwas Bestimmtes finden! Aber was? Die Mordwaffe? Aber welche? Wie ist Felix … gestorben?«
Zögernd sagte Pippa: »Natürlich verraten die uns nicht, woran er gestorben ist.«
»Aber das ist doch totaler Quatsch! Wenn das verhindern soll, dass wir Beweise vernichten, verstehe ich die Taktik nicht, denn der Mörder weiß ja, womit er Felix umgebracht hat.« Karin brütete einen Moment vor sich hin und fuhr dann fort: »Die suchen etwas ganz Bestimmtes und sie wissen ganz genau, wo sie suchen müssen. Sonst würde es nicht so schnell gehen.«
Sie schwiegen und beobachteten den Polizisten, der sich jetzt in Bewegung setzte, denn die Rieke näherte sich und machte Anstalten, anzulegen.
Der Polizist lief winkend den Steg entlang und rief: »Bitte fahren Sie weiter! Im Moment darf niemand die Insel betreten oder sie verlassen!«
Pippa und Karin sahen deutlich Nantes bestürztes Gesicht, als er beidrehte und wieder Fahrt aufnahm.
»Na, der wird sich jetzt wundern«, sagte Karin.
»Er sieht das Polizeiboot. Er wird sich denken können, dass die Polizei hier ist, um Felix’ Tod zu untersuchen.«
»Woher sollte er von dem Tod wissen?«, gab Karin zu bedenken. »Wir haben es doch auch gerade erst erfahren, und seitdem war keiner von uns auf der Rieke .«
Sie stand auf. »Ich gehe mal zu Matthias, vielleicht schnappe ich dort etwas auf.«
Pippa blieb nicht lange allein.
Schmidt und die drei Beamten, die bei den Durchsuchungen geholfen hatten und sich jetzt mit Kartons abschleppten, kamen die Dorfstraße herunter. Schmidt ließ sich müde neben Pippa auf die Bank fallen, während seine Mitarbeiter an ihnen vorbei zum Polizeiboot gingen. Freddy kam aus Luis’ Parzelle und setzte sich auf Pippas andere Seite.
»Ist die Untersuchung erledigt, Chef?«
Schmidt nickte erschöpft. »Nicht nur die. Ich auch.«
»Haben wir wenigstens etwas gefunden?«
Der Kommissar lachte freundlos. »Etwas? Zu viel!« Er zeigte auf zwei Polizisten, die zwei weitere Kisten vorbeitrugen. »Siehst du das, Freddy? Kistenweise Kaliumchlorid. In jedem verdammten Schuppen haben wir Kaliumchlorid gefunden, auf jeder verdammten Parzelle. Nur nicht bei Erdmann – die Riesenparzelle war sauber.«
Freddy riss die Augen auf. »Eine Verschwörung? Denkst du, die stecken alle unter einer Decke?«
Pippa wurde wütend. »Was für ein Blödsinn, Freddy! Natürlich haben alle das Zeug im Schuppen. Es eignet sich besonders gut für diesen Boden. Als Dünger!«
Schmidt stöhnte auf. »Dünger? Ich werd’ nicht mehr.«
Viktor und Luis kamen gerade dazu und hatten die letzten Sätze aufgeschnappt.
Luis sagte: »Klar nehm’ wa Kaliumchlorid. Und Schwefel und Stickstoff und Mergel nehm’ wa ooch. Ick pasönlich bevorzuge allerdings Guano.«
Er zwinkerte
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