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Unter aller Sau

Unter aller Sau

Titel: Unter aller Sau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Limmer
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machen zu können. Auch seine Eltern waren stolz gewesen, zumindest seine Mutter, sein Vater trug es ihm immer noch nach, dass er nicht in seine Fußstapfen als Metzger getreten war. In jedem unbeobachteten Moment hatte er den Ausweis befühlt und sich vorgestellt, wie die Unterwelt Niederbayerns vor ihm zittern würde. Janas Angst allerdings, die sie zum Zittern brachte, hatte wohl wenig mit seiner eigenen Person zu tun. Schorsch fühlte sich machtlos. Er steckte den Ausweis ein.
    »Und was soll ich jetzt machen?«
    Jana war überrascht von dieser Frage. Sie nahm Schorschs Hände in ihre und drückte sich an ihn.
    »Du kannst nichts machen, mein Schatz. Das Leben geht weiter.«
    Schorsch spürte Janas warmen, weichen Körper, trotzdem hielt eine kalte Hand sein Herz umklammert. So konnte er nicht zurückfahren.
    »Du weißt aber, wer es war, oder?«
    Er hielt Janas Handgelenke fest. Sie wollte sich losmachen, aber Schorsch ließ nicht locker. Er spürte eine Kraft, die ihn buchstäblich beseelte. Er war Polizist und würde sich von einer kleinen Masseuse mit großen Augen und samtweicher Haut nicht einfach so abspeisen lassen.
    »Du tust mir weh«, jammerte Jana.
    »So was könnte die Danijela auch gesagt haben, oder? Glaubst du, ihr Mörder hat dann aufgehört?«
    Die Worte kamen aus Schorschs Mund, ohne dass er großartig darüber nachdenken musste, und sie fühlten sich richtig an. Jana wand sich in seinem Griff. Ohne Erfolg.
    »Irgendjemand muss den Anfang machen, sonst geht das doch immer so weiter«, sagte Schorsch. Es klang wie ein Flehen. Jana traten Tränen in die Augen.
    »Ich werde sterben, wenn ich was sage. Bitte, hör auf.«
    »Paragraph 70 , Absatz 2 der Strafprozessordnung gibt mir das Recht, dich einem Richter vorzuführen, der dann eine Beugehaft anordnen kann, damit du eine Aussage machst. Die Haftdauer kann bis zu sechs Monate betragen«, rasselte Schorsch herunter. Er ruckte an Janas Armen. »Magst du das?«
    »Du darfst das nicht. Du bist ein deutscher Polizist.«
    »Ist es das, was dir diese Mörder einbleuen? Dass ihr vor uns Weicheiern keine Angst haben müsst?« Der Zorn stieg ihm wie Gallensaft die Speiseröhre hoch. »Wir sind hier nicht eure Kasperl, hast mich? Also, wie schaut’s aus? Redest?«
    Jana nickte. Schorsch brauchte einen Moment, um zu verstehen, was das bedeutete. Er ließ Janas Handgelenke los. Die Kälte um sein Herz war durch den Lavastrom in seinem Blut vertrieben worden.
    »Beschützt du mich?«, fragte Jana. Sie rieb ihre Handgelenke.
    »Ja.«
    »Muss ich mit auf das Polizeirevier?«
    »Ja.«
    »Gleich?«
    »Sofort.«
    »Kann ich mich vorher noch umziehen?«
    »Ja. Sicher.«
    »Danke.«
    Jana verschwand zum Paravent. Schorsch atmete ein paarmal tief durch, ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er fühlte sich wie ein Sieger. Stolz betrachtete er sich im Wandspiegel. Er sah auch aus wie ein Sieger, stolzgeschwellte Brust, strahlende Augen, makellose Haut.
    Ein Luftzug löschte die beiden Kerzen, die links und rechts vom Spiegel in Wandhaltern steckten. Ein Stirnrunzeln, gefolgt von der Erkenntnis, dass irgendwo ein Fenster offen sein musste. Schorsch wirbelte herum, stürzte zum Paravent. Unter dem offenen Fenster stand der Klappstuhl, auf den musste Jana gestiegen sein, um hinauszuklettern. Schorsch verglich die Fensteröffnung mit seinem Bauchumfang. Er rannte zur Tür.
     
    Der Kröte traten die Augen hervor, als Schorsch durch die Lobby walzte und ins Freie hetzte. Er schoss um die Ecke zur Rückseite des Gebäudes. Dort, das offene Fenster. Schorschs Kopf flog herum, er drehte sich um die eigene Achse, erblickte die fliegenden Haare Janas, die den Feldweg Richtung Wald rannte. Schorsch überlegte nur kurz, ob er ihr nachlaufen sollte, wusste jedoch, dass er keine Chance hätte. Der Traktor fuhr in seiner Nähe vorbei. Schorsch trat der wuchtigen Maschine in den Weg, wedelte mit seinem Dienstausweis. Der Fahrer, ein knorriger Bauer in schmutzig-blauer Latzhose, eine Baseballmütze auf dem Kopf, bremste.
    »Ich … Fahrzeug … beschlagnahmt«, quetschte Schorsch atemlos hervor.
    »Beschlagnahmt? Was hab ich denn gemacht? Ich pflüg hier doch nur«, knurrte der Bauer verwundert. Schorsch deutete aufgeregt zum Wald, auf den Jana mit der Ausdauer einer Marathonläuferin zusteuerte. Der Blick des Bauern folgte dem ausgestreckten Arm.
    »Gehört die zu Ihnen?«
    »Verfolgen«, keuchte Schorsch.
    Er kletterte mit Mühe auf den Traktor. Der Bauer packte ihn

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