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Unter aller Sau

Unter aller Sau

Titel: Unter aller Sau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Limmer
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jungen Damen waren nach einer unergiebigen Befragung auf den Wegmeyerhof gebracht worden. Im Gästezimmer war ein Matratzenlager hergerichtet worden, in dem die Damen bis zum nächsten Morgen bleiben sollten. Gisela hoffte, dass die ein oder andere über Nacht zur Vernunft käme und Janas Aussage über die Praktiken Vlad Tomanovicis bestätigte.
    Das Unwetter zog und zerrte an dem Haus, und als der Strom ausfiel, bot Gisela auch ihren Männern an, die Nacht auf dem Hof zu verbringen. Ludwig hatte fünf Minuten zuvor angerufen, dass er mit Jakob auswärts übernachten werde. Es sei gescheiter, bei dem Sauwetter nicht unterwegs zu sein.
    Richie lag friedlich schlafend auf der Couch. Die Medikamente Doktor Rothalers hatten nicht den gewünschten Effekt gehabt, sie hatten Richie nicht aus seinem katatonischen Zustand gerissen, im Gegenteil, sie hatten ihn in eine Art Riesenzucchini verwandelt, die nicht mehr fähig war, eigenständig zu gehen. Erwin machte es sich ebenfalls im Wohnzimmer so weit wie möglich gemütlich. Er rollte sich in Jakobs Ohrensessel wie eine Katze ein und war trotz des Lärms, der draußen tobte, sofort eingeschlafen.
    Schorsch hatte größere Schwierigkeiten. Er lag als Beschützer auf einer Luftmatratze im Korridor vor dem Gästezimmer. Es war nicht das Unwetter, das ihn wach hielt, sondern der Gedanke an Jana, die in Niedernussdorf geblieben war und nun bei den anderen Damen war. Wie gerne hätte er sie noch einmal gesprochen, die Wärme ihres Körper eingeatmet, ihre samtene Haut berührt. Er wusste aber, dass diese tiefen Gefühle nicht auf Gegenseitigkeit beruhten. Jana würde aus seinem Leben verschwinden und danach als Erinnerung Tag für Tag mehr verblassen. Schorsch seufzte, federte in die Seitenlage und starrte auf den dunklen Türspalt, der ab und zu von einem Blitz grell erleuchtet wurde. Wenn man wachbleiben wollte, musste man nur unglücklich verliebt sein, dachte er.
    Gisela war nicht unglücklich verliebt und trotzdem wach. Die Ahnung, einen Fehler gemacht zu haben, drehte sich als kantiger Kieselstein in ihrem Magen und drückte gegen die Eingeweide. Sie machte sich für den Tod Ionelas verantwortlich, und jetzt setzte sie auch noch das Leben der sieben jungen Damen aufs Spiel. Sie hatte deren Angst vor Vlad Tomanovici gespürt, und sie konnte es ihnen nicht verübeln. Dieser Mann war skrupellos genug, weiteren Menschenleben ein Ende zu bereiten.
    Mit dem Abklingen des Sturms schälte sich ein Gedanke immer klarer heraus. Wenn am nächsten Morgen keine der Damen zu einer Aussage bereit war, würde sie Lederer informieren und ihm die Ermittlungen alleine überlassen. Sie würde ihm die gefangenen Rumänen übergeben und ihn fragen, was mit den Damen geschehen solle. Er würde wissen, wie man diese verfahrene Situation handhaben musste. Sie war nur eine einfache Dorfpolizistin, Verbrecher wie Vlad Tomanovici spielten in einer anderen Liga. Das Bedürfnis, gegen die großen Jungs zu spielen, war ihr vorerst vergangen.
     
    Ein gewaltiger Donner riss die Niedernussdorfer frühmorgens aus ihren Betten. Postbote Fritz war als Erster vor Ort. Überall auf der Straße lagen Betonbrocken, das der Polizeidienststelle gegenüberliegende Haus hatte zerborstene Fensterscheiben. Und auf der Rückseite der Wache klaffte ein riesiges Loch in der Mauer. Genau an der Stelle, wo sich einst die Zelle befunden hatte. Die war jetzt leer.
    Andere Niedernussdorfer fanden sich bald an der Unglücksstelle ein, und noch schneller machte die Nachricht von der Flucht der Gefangenen die Runde. Beppo und Olli erzählten aufgeregt von den Bloody Devils, die der Sturm ins Dorf gebracht hatte. Den Niedernussdorfern war klar, dass diese Rockerbande für den Ausbruch verantwortlich war. Für die nützliche Information bekamen die beiden Jungs einen Fünfer vom Wirt.
    Gisela und Schorsch säuberten den Hof von heruntergerissenen Ästen, Plastiktüten und dem Altpapier, das der Sturm herbeigetragen hatte. Erwin steckte seinen Kopf aus dem Küchenfenster, in der Hand sein Handy.
    »Die Rumänen sind ausgebrochen.«
    »Kreuzkruzifix.« Der Fluch kam von Herzen. Nach dem Frühstück, das Gisela mit den jungen Damen eingenommen und bei dem keine von ihnen ein Wort gesagt hatte, war sie fest entschlossen gewesen, Lederer anzurufen. Die Neuigkeiten, die sie ihm zu überbringen hatte, waren unangenehm genug, die Flucht der beiden Rumänen machten das Ganze noch schlimmer. Eine interne Ermittlung wegen ihres unrechtmäßigen

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