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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
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Beispiel. Was würde Dr. Lynton dazu sagen? Was würde er ihr diesmal vorhalten?
    Sie schloss die Augen und versuchte, sich eine ruhige Landschaft vorzustellen, so, wie Mr Woo es ihr geraten hatte, doch es funktionierte nicht. Sie dachte an das Gemälde in Mr Bartholomews Büro, verspürte jedoch diesmal nicht die geringste Lust hineinzusteigen.
    Genervt warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie waren bald am Ziel. Gott sei Dank. In ihrer Nähe trat ein junges Mädchen dauernd gegen ein Tischbein, irgendwo aß jemand ein stinkendes Eiersandwich, und sie konnte es kaum erwarten, auszusteigen.
    Im Bahnhof angekommen, rannte Claudie auf die Straße und sog gierig die frische Luft ein.
    Sie hatte sich vorgenommen, Dr. B. Lynton die ganze Daniel-Geschichte einfach aufzutischen. Sollte er daraus machen, was er wollte. Nur eines war sicher: Die Engel würden ihr Geheimnis bleiben. Mindestens bis nächste Woche.
     
    War sie es? Simon blieb wie angewurzelt stehen, als er die junge Frau leichtfüßig über die Straße gehen sah. Konnte das wirklich Miss Mondschein sein? Wie seltsam. Wie wunderbar. Er überlegte, ob er Zeit hatte, ihr ein Stück weit zu folgen. Er schaute auf seine Uhr und kratzte sich am Kopf, als könnte das helfen. Völlig unvermittelt stand er am Bahnhof von York vor der Entscheidung seines Lebens. Auftrag oder Frau? Geld oder Liebe? Was war wichtiger? Er musste sich jetzt entscheiden, aber so oder so würde er wahrscheinlich seine Wahl bedauern.
    Er trat mit dem rechten Schuh gegen den linken. Auf der einen Seite sah er ein schönes, anmutiges Gesicht, auf der anderen einen Stapel unbezahlte Rechnungen. Er wusste, was er zu tun hatte. Er wusste, welche die richtige Entscheidung war. Doch er tat das Gegenteil.
    Er drehte sich um und ging zum Hauptgebäude der Swanlea-Versicherungsgesellschaft.

20
    Claudie ließ sich in ihr Sofa sinken und atmete erleichtert auf. Die Sitzung bei Dr. Lynton war mal wieder anstrengend gewesen. Sie musste die Therapie unbedingt so bald wie möglich beenden. Schließlich kam sie inzwischen ganz gut alleine zurecht, vor allem, seit die Engel sich um sie kümmerten. Fünf Engel sollten doch wohl ausreichen, um einer jungen Frau zu helfen, harte Zeiten durchzustehen.
    Sie hatte Dr. Lynton von der unglücklichen Begegnung mit Daniel erzählt.
    »Wie haben Sie sich gefühlt, als er Ihnen Avancen gemacht hat?«, hatte er gefragt.
    »Wie ich mich gefühlt habe?«, fragte Claudie entgeistert. »Also, man könnte sagen, meine Gefühle waren so heftig, dass mein Knie gezuckt hat.«
    Dr. Lynton war hochrot angelaufen. Selber schuld. Was musste er auch so eine blöde Frage stellen?
    Sie wünschte, Jalisa und die anderen könnten auf einen kurzen Hausbesuch vorbeikommen, doch das verstieß wahrscheinlich gegen ihre Vorschriften. Einen Moment lang hatte sie mit der verwegenen Idee gespielt, ins Büro einzubrechen. Sie besaß schon seit Jahren einen Schlüssel, den Mr Bartholomew längst vergessen hatte. Aber was würde passieren, wenn man sie erwischte? Was sollte sie dann sagen? Ich besuche nur die Engel auf meinem Schreibtisch? Dann würde man sie garantiert in eine geschlossene Anstalt einweisen.
    Sie würde also mal wieder einen Abend allein zu Hause verbringen. Sie konnte Kristen einladen, ihr Gesellschaft zu leisten, falls nicht ausgerechnet heute der große Tag war, für den Jimmy seine Überraschung geplant hatte. Claudie lächelte, und wenn sie ihre Hände nicht für die Fernbedienung gebraucht hätte, würde sie Kristen den ganzen Abend lang die Daumen drücken. Sie hoffte, Jimmy würde sein Versprechen halten. Kristen hatte es wirklich verdient, glücklich zu sein.
    Claudie seufzte. Sie hatte es satt, abends allein zu Hause herumzusitzen, und so sehr sie ihre Musicalsammlung liebte, manchmal wünschte sie sich nichts sehnlicher als ein bisschen Gesellschaft.
    Claudie ging in die Küche, öffnete eine Schublade und nahm den Büroschlüssel heraus. Sie wusste genau, was sie zu tun hatte. Eigentlich hätte sie schon früher darauf kommen können. Hatte Jalisa nicht gesagt, sie seien für sie da, wann immer sie sie brauchte? Da es den Engeln nun mal nicht erlaubt war, zu ihr nach Hause zu kommen, musste sie eben zu ihnen gehen.
    Es war ihr immer noch ein bisschen unangenehm, zuzugeben, dass sie Hilfe brauchte, selbst ihren eigenen Engeln gegenüber. Aber jetzt musste es einfach sein, und mit einem erwartungsvollen Lächeln nahm sie ihren Mantel. Dieser Griff ist etwas

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