Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

zurückgebracht.“
    „Wir haben einmal den Himmel gesehen“, sagte Fischer und zog ein Paar schmutzige Stiefel an, die für Chance genau so aussahen wie die, die sie gerade ausgezogen hatte. „Oder zumindest etwas sehr Ähnliches.“
    „Soll das heißen, ihr seid gestorben?“, fragte Chance unsicher.
    „Ja“, sagte Falk. „Aber wir haben uns davon erholt.“
    Chance beschloss, nicht zu fragen. Er glaubte nicht, dass er das wissen wollte. Er sah sich um, um nachzuschauen, welchen Unfug Chappie jetzt wieder anstellte. Der Hund spazierte fröhlich herum, schnüffelte an allem und steckte seine Nase in jede dunkle Ecke, die er fand. Er fand etwas auf dem Boden, verschlang es und spuckte es schnell wieder aus. Er merkte, dass Chance ihn beobachtete, und grinste.
    „Interessanter Ort, an den du mich da gebracht hast. Ich kenne Ställe, in denen die Pferde alle Blähungen haben und die trotzdem noch besser riechen als dieser Schweinestall. Hier gibt es auch Nagetiere. Ich hab einige ihrer Hinterlassenschaften gefunden, wenn’s jemanden interessiert, und einen ganzen Stapel Kleidung, der förmlich danach bettelt, zur Wäscherei gebracht zu werden. Räumt ihr hier drinnen niemals auf?“
    „Wir haben noch keine neue Haushälterin“, sagte Falk. „Ah, ich hatte mich schon gefragt, wo ich das hingelegt habe.“
    Er hielt etwas hoch, das ein P ü ppchen aus gedrehtem Bast zu sein schien, verziert mit schmalen, bunten Bändern, die mit festen, kleinen Knoten übersät waren.
    „Was ist das?“, fragte Chance höflich.
    „Nun, es begann sein Leben als Traumfänger, aber ich ließ einen uns bekannten Hexer seine Macht verstärken. Ich werde dir nicht genau sagen, wie, aber die Ziege hat sich nie davon erholt. Jetzt fungiert dieses kleine Püppchen als allgemeiner Schutzwall gegen jede Art von aggressiver Magie. Es hält nicht lange an, wenn man es einmal aktiviert hat, aber solange es aktiv ist, wird uns nichts erreichen können, was schwächer ist als eine große Beschwörung.“
    „Du denkst, wir werden diese Art von Schutz brauchen?“, fragte Chance.
    „Das hier ist Haven“, sagte Fischer, „und wir werden verdammt viel Ärger machen, bevor wir gehen.“ Sie blickte nachdenklich auf die Puppe in Falks Hand. „Ich erinnere mich noch daran, als wir die bekommen haben. Der Fall des Seelensammlers und der Todesmandalas.“
    „Ja“, sagte Falk. „Der war schlimm.“
    Falk und Fischer sahen einander einen Augenblick lang an und durchstöberten dann weiter ihre Besitztümer. Chance sah sich weiter um. Ein Bücherregal nahm die Hälfte einer Wand ein, es war vollgestopft mit billigen, gruseligen Liebesromanen. Chance zog wahllos ein paar heraus und nickte, als er die bekannten knallbunten Titelseiten sah, auf denen exotische junge Frauen mit zerzaustem Haar fast aus ihren Blusen fielen, während im Hintergrund das übliche unheimliche Herrenhaus mit dem einzelnen erleuchteten Fenster stand. Manchmal hatte Chance den starken Verdacht, dass die Erfindung der Druckpresse für Vieles verantwortlich war. Als er im Norden zur Schule gegangen war, hatte nicht jeder gelesen. Er stellte die Werke zurück, und Falk bemerkte die Bewegung.
    „Ich weiß“, sagte er ungerührt. „Aber sie sind preiswert und amüsant, und wenn man in den frühen Morgenstunden nach einer Doppelschicht nach Hause humpelt, dann braucht man etwas nicht zu Forderndes, um sich zu entspannen. Ich mag die unheimlichen Sachen, Isobel interessiert sich eher für die romantischen Teile.“
    „Wir haben auch andere Bücher“, fügte Fischer pikiert hinzu, aber ihr schien in der Hitze des Gefechts kein Titel einzufallen.
    Chance wanderte wieder durch den langen Raum, stieg behutsam über die leeren Weinflaschen und hin und wieder eine liegengelassene Socke und schaute sich ein hölzernes Puzzle von eindrucksvoller Größe an, das nahezu fertig auf einem breiten Brett lag. Es zeigte einen Wald mit hohen Bäumen und sprießendem, grünem Laub. Chance hatte nicht das Bedürfnis, einen Kommentar abzugeben. Jeder wurde auf seine eigene Weise mit Heimweh fertig.
    „Das hätten wir beenden können“, sagte Fischer, während sie versuchte, etwas Riesengroßes, Flauschiges und Renitentes in einen Rucksack zu zwängen. „Aber Falk ist nur bei den Rändern gut. Außerdem hat er ein paar Teile verloren.“
    „Ich habe sie nicht verloren!“, sagte Falk heftig. „Ich glaube, sie waren von Anfang an nicht in der Schachtel – und ich kann sehr wohl mehr als