Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
Nichts in dieser Welt ist sicher, unter bestimmten Umständen nicht mal der Tod. Nicht wahr, Hauptleute?“
Falk und Fischer, die einmal in einem bluttriefenden Keller tief unter der Stadt Haven gestorben waren, sagten nichts, dachten aber umso mehr.
Der Magus winkte faul mit einer schlaffen Hand in Richtung des Eingangs, und er flog auf, die Türflügel schwangen nach innen, als seien die riesengroßen Eichenplatten schwerelos, und krachten gegen die Wände im Inneren. Das einzigartige Echo brachte das erzürnte Gezeter des Hofstaats für den Moment zum Schweigen, und der Magus führte seine Gruppe vorwärts in die schockierte Stille. Die Menge zog sich zurück, um einen Gang zu bilden, den der Magus entlangge hen konnte. Es schien, als wolle ihm niemand zu nahe kommen. Falk und Fischer folgten ihm und blickten sich um, um zu sehen, wie sehr sich die große Halle während ihrer Abwesenheit verändert hatte. Die riesengroße, geräumige Halle sah fast genauso aus wie in ihrer Erinnerung, vielleicht ein wenig sauberer, und war jetzt von modernen Gaslampen beleuchtet statt von den Fuchsfeuerlampen der Vergangenheit. Das letzte Abendlicht fiel durch die wunderschönen, bunten Fensterscheiben auf das Podest am Ende der Halle, auf dem der Thron des Waldkönigreichs stand, aus einem einzigen großen Block Eichenholz geschnitzt. Der Magus blieb in einiger Entfernung zum Thron stehen und schlüpfte aus seinem Mantel. Dann ging er vorwärts und ließ den Mantel hinter sich in der Luft hängen.
„Kommt dem Mantel nicht zu nahe“, flüsterte der Magus den Höflingen zu, die in der Nähe standen. „Ich habe ihn in letzter Zeit nicht gefüttert.“
Er blieb vor dem Thron stehen und verbeugte sich höflich vor der majestätischen Gestalt, die darauf saß. König in Felicity akzeptierte seine Anwesenheit mit der kleinsten Andeutung eines gekrönten Kopfnickens. Der Magus winkte Falk und Fischer heran, und sie kamen näher, wobei sie großen Abstand von dem hängenden Mantel hielten. In der anhaltenden gespannten Stille spürten sie die Blicke des ganzen Hofes auf sich ruhen, aber sie taten ihr Bestes, das nicht zu zeigen. Egal, wie viel Autorität sie hatten oder nicht, sie wussten noch immer um die Wichtigkeit eines guten ersten Eindrucks.
„Majestät“, sagte der Magus unbekümmert, „darf ich Euch die Hauptleute Falk und Fischer aus dem Süden vorstellen, von Prinz Rupert und Prinzessin Julia befugt, den schrecklichen Mord an Eurem lieben von uns gegangenen Gatten, dem König, zu untersuchen.“
Falk und Fischer lächelten der Königin zu und nickten kurz. Streng genommen hätten sie sich tief verneigen oder sogar niederknien müssen, aber Falk und Fischer taten so etwas nicht. Außerdem war es wichtig, sich gleich von Anfang an richtig zu verstehen. Falk musterte Felicity so offen wie sie ihn.
Königin Felicity war groß und modisch schmal, hatte aber einen großen Busen und zeigte der Welt ein scharfkantiges, knochiges Gesicht unter einem dicken Bündel blonden Haars, das sich in so engen Locken kringelte, dass es einfach künstlich sein musste. Ihr Gesicht war so bleich gepudert, dass es aussah wie eine Maske, während ihre Lippen leuchtend scharlachrot waren. Ihre Augen waren empfindungslos und wissend, und ihr schmallippiges Lächeln war offen zynisch. Sie rauchte eine Zigarette in einem langen Stiel aus dunklem Elfenbein, nach der Mode im Süden. In der anderen Hand hielt sie einen Becher aus Kristallglas, der zur Hälfte mit Wein gefüllt war. Sie war modern, aber formell gekleidet; ihr langes, goldenes Gewand war mit Perlen und polierten Halbedelsteinen besetzt. Die alte, einfache Krone der Waldlinie war fast verborgen unter den dicken blonden Locken. Ihre roten Fingernägel sahen lang und scharf genug aus, um jemandem die Kehle herauszureißen. Bewaffnete standen zu beiden Seiten des Thrones. Sie sahen angespannt aus, als erwarteten sie jeden Moment eine Bedrohung.
Falk fragt sich immer noch, was genau er zu Felicity sagen sollte, als es eine plötzliche Unterbrechung gab. Eine kleine Gestalt, nicht größer als zwanzig Zentimeter, flatterte schnell durch die Halle, tanzte über den Köpfen der Höflinge weg, von denen sich einige duckten und erschrocken nach Luft schnappten, bis sich die Gestalt schließlich elegant auf der linken Schulter des Magus niederließ. Er lächelte sie zärtlich an, während sie sich hinsetzte und es sich gemütlich machte. Falk musste gegen seinen Willen nach Luft schnappen,
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