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Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Titel: Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Greco
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hatte recht gehabt, er reichte bis ans Wasser. Annas Mund war staubtrocken, vergeblich versuchte sie, zu schlucken. Sie hatten die Passage erreicht. Boris war mit den Zwergen und dem verletzten Krieger zurückgeblieben und den Rest des Weges hatten sie ohne weitere Zwischenfälle gemeistert. Schwarz und bedrohlich lag der Sappirus See vor ihnen. Die übrigen drei Krieger standen ein wenig abseits, warteten auf Anweisungen. Niemand sprach ein Wort, bis Noah schließlich das ungemütliche Schweigen brach. Er atmete tief durch.
    »Da wären wir. Beeilt euch.«
    Er klopfte Edmund kurz auf die Schulter, drückte Anna und Alexander die Hand. Erin wollte es nicht ganz gelingen, das leise Schluchzen zu unterdrücken. Unter Tränen umarmte sie erst Alexander und dann Anna. Edmund drückte sie einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.
    »Sieh zu, dass du die beiden gut hin- und zurückbringst. Denk dran, Naomi zählt auf dich. Und jetzt geht endlich.« Sie versetzte Anna einen derben Stoß in den Rücken, der sie geradewegs ins Wasser stolpern ließ. Auch Edmund und Alexander fanden sich taumelnd an ihrer Seite ein. Anna blickte zurück, doch Erin war verschwunden, mit dem Wald verschmolzen. Sie drehte sich um und hielt den Atem an. Der Himmel brannte! Die aufgehende Sonne tauchte den Pinsel tief in den Farbkasten. Feuerrote Wolken wanderten über den purpurnen Horizont. Es würde ein wunderschöner Tag werden. Sie ließ die kühle Morgenluft in rauen Mengen durch ihre Lungen fließen, rein und unverbraucht. Hätte es nicht wenigstens regnen können? Als hätte der Phönix persönlich dafür gesorgt, die herbe Schönheit Silvanubis’ tief in ihr Gedächtnis einzubrennen. Für einen Moment schloss Anna die Augen, holte noch einmal tief Luft und griff dann entschlossen nach Edmunds und Alexanders Händen. Sie warf einen letzten Blick auf das beeindruckende Farbspiel über ihr und tat zögernd einen Schritt nach vorn. Das Wasser war seicht und überraschend warm. Nicht einmal knöcheltief schwappte es sacht über ihre Füße. Noch konnte sie den sandigen Boden erkennen. Ein paar Algen rankten durch das kristallklare Nass. Ein eisiger Schauder lief ihr den Rücken hinunter. Nun würde es nicht mehr lange dauern. Vorsichtig sah sie sich um. Weder Kyra noch der Wolf waren zu sehen. Bis auf die Zwerge hatte niemand versucht, sich ihnen in den Weg zu stellen. Entweder rechnete Kyra tatsächlich nicht mit ihrem schnellen Handeln oder sie hatten großes Glück.
    Dünne Nebelschwaden sammelten sich in der Mitte des Sees. Ihr stockte der Atem. Langsam und bedrohlich waberte die weiße Wolke über das spiegelglatte Wasser. Näher, immer näher. Sie fror erbärmlich. Beinahe unmerklich erreichte der Nebel das Ufer, kroch an ihr empor. Wie eine eiserne Klaue legte er sich um ihr Herz. Alexanders Hand verstärkte den Druck.
    »Ich bin bei dir«, flüsterte er. Seine Worte waren seltsam gedämpft. Sie hatte Mühe ihn zu verstehen. Auch Edmund packte fester zu.
    »Nicht loslassen, Anna, nicht bis wir drüben sind.«
    Sie dachte an die Menschen, die sie zurückließ. Ob sie sie jemals wiedersehen würde?
    Das Wasser umspülte inzwischen ihre Waden. Sie spürte es kaum. Je dichter der weiße Schleier, umso schwerer fiel Anna das Atmen, doch Alexanders Hand hielt ihre Linke fest und warm umschlossen. Zuversichtlich watete er an ihrer Seite durch das Wasser, das sich irgendwo unter den Nebelschwaden befinden musste. Edmunds Hand war kälter, doch auch er bewegte sich ohne Zögern vorwärts. Beide Männer schienen nicht einen Moment daran zu zweifeln, dass sie sich auf die richtige Stelle zubewegten, der Passage entgegenliefen. Oder waren sie bereits drinnen, irgendwo zwischen hier und dort? Anna wusste es nicht. Hin und wieder versuchte sie, sich den Phönix ins Gedächtnis zu rufen, doch außer der weißen Wand sah sie nichts. Der Nebel war inzwischen so dicht, dass sie nicht einmal die Hand vor Augen hätte sehen können, wenn sie eine freigehabt hätte. Wie konnte sich Edmund so sicher sein und worauf hatte sie sich hier nur eingelassen? Einer bleichen Schlange gleich kroch der Nebel an ihr hoch, umschlang ihren Brustkorb. Anna keuchte. Das Wasser hatte ihre Knie erreicht. Umkehren, zurück zu den anderen, nur fort von hier. Sie stemmte ihre Füße in den schlammigen Boden, doch Alexanders Hand war stärker, zog sie hinter sich her. Die Schlange legte sich um ihren Hals, würgte sie. Anna schossen die Tränen in die Augen. Hustend versuchte sie,

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