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Unter dem Räubermond

Unter dem Räubermond

Titel: Unter dem Räubermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jewgeni Lukin
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als man mir dein Gespräch mit Ulqar vorlegte.«
    Ar-Scharlachi, der angespannt zuhörte, schüttelte verärgert den Kopf, überzeugt, er habe sich verhört. Sie hatten ihm das Gespräch vorgelegt? Obwohl … Vielleicht eine Mitschrift des Gesprächs … Auf Pergament, oder wie machen sie das? Mit Knoten auf Schnüren …
    »Soviel ich verstanden habe«, fuhr Tiangi fort, »benutzt du jetzt den Sprechapparat Kahirabs. Wie bist du zu ihm gekommen? Was ist mit ihm? Ich meine, mit Kahirab.«
    »Sie haben ihn umgebracht«, sagte Ar-Scharlachi. »Gleich zu Beginn der Schlacht.«
    »Wer? Auf welche Weise?«
    »Ich weiß nicht. Er stand an der Reling, und sie haben mit etwas nach ihm geworfen … oder geschossen … Mit solcher Wucht, dass es die Brust glatt durchschlagen hat, aber wer geschossen hat, habe ich einfach nicht verstanden. Es war niemand in Kahirabs Nähe.«
    »Glatt durch?« Tiangi war beunruhigt. »Beschreibe die Wunde genauer!«
    Ar-Scharlachi gab nach Kräften alles wieder, woran er sich erinnerte.
    »Ja …«, sagte nach kurzem Schweigen Tiangi finster. »Das hat uns gerade noch gefehlt … Jetzt schießen wir schon auf die eigenen Leute … Na ja … Danke für die Information … Aber mit Ulqar solltest du dich nicht einlassen. Der hält sich nicht mehr lange. Also wende dein Schiffchen und fahr stracks nach Norden. Hier werden wir dann erörtern, wohin mit dir am besten.«
    »Nirgendwohin«, warf Ar-Scharlachi ein und lächelte böse.
    »Wie das? Sagen wir, nach Kimir? Nachdem du die Flotte Harwas ausgedünnt hast, empfängt dich Gortka mit offenen Armen.«
    In Ar-Scharlachis Schulter krallten sich schmerzhaft die Finger Aliyats, und er versuchte eine Zeit lang vergeblich, sie mit der freien Hand zu lösen.
    »Gestern habe ich gehört, dass Gortka in die Fußstapfen Oreyas des Dritten tritt und ein schlimmes Ende nehmen wird«, sagte er.
    »Das habe ich auch gehört«, antwortete Tiangi ruhig. »Kümmere dich nicht drum. Derjenige, der das gesagt hat, ist schon kaltgestellt. Ich hoffe, das war der letzte Parteigänger Tamuoris … Kurzum, schlag dir Ulqar aus dem Kopf, dazu diesen ganzen Unsinn von einem Weg zum Meer …«
    »Aber warum?«, brach es aus Ar-Scharlachi hervor.
    »Was ›warum‹?«
    »Warum lasst ihr uns nicht zum Meer?«
    »Ihr habt dort nichts verloren.«
    Ar-Scharlachi blieb vor Wut die Luft weg. »Immerhin sind das unsere Sande!«, sagte er heiser. »Euch hat niemand hierhergebeten!«
    »Ganz und gar nicht eure«, entgegnete Tiangi immer noch ungerührt. »Diese Sande haben vor eurer Ankunft den Eingeborenen gehört, die ihr teilweise ausgerottet, teilweise vertrieben habt … Gerade du musst das wissen …«
    »Mit anderen Worten, ihr werdet uns auch teilweise ausrotten, teilweise vertreiben?«
    Es folgte eine Pause, von Rauschen erfüllt.
    »Ar-Scharlachi!«, rief Tiangi beunruhigt und zugleich spöttisch. »Bist du nüchtern?«
    »Ja!«
    »Na, dann ist alles klar. Und ich denke immerzu: Was ist hier los? – Hör mir zu. Mach keine Dummheiten, und wende das Schiff nach Norden.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    Die neue Pause dauerte wesentlich länger als die zuvor.
    »Das ist doch hoffentlich nicht dein Ernst?« Vielleicht kam es Ar-Scharlachi nur so vor, doch Tiangis Stimme zitterte.
    »Doch!«
    »Tja, dann …« Tiangi zögerte wieder. »Ja, was soll ich dir eigentlich erklären? Du weißt selber alles. Du hast doch gesehen, was neulich mit deinem Freund passiert ist. Oder meinst du, dass dich unsere Raketen hinter dem Horizont hervor nicht erreichen?«
    »Tun sie, tun sie …«, sagte Ar-Scharlachi. »Aber beachte: Ich habe mein Schiff neben eure Rohre gestellt.«
    Das war ein gut berechneter und vorbereiteter Schlag. Ar-Scharlachi hatte erwartet, Tiangi würde es die Sprache verschlagen, und dann würde er zu toben beginnen. Und es verschlug ihm tatsächlich die Sprache. Und dann begann er plötzlich zu lachen.
    »Jaa …«, sagte er respektvoll, als er sich wieder gefasst hatte. »Ich habe dich gleich für einen ziemlich schlauen Burschen gehalten. Aber ich will dich warnen«, fügte er wieder ernst hinzu, »das rettet dich auch nicht. Wir werden euch in jedem Fall abfangen. Kurzum, Ar-Scharlachi, es ist so. Du gefällst mir immer noch, aber deinen Willen bekommst du nicht. Ich gebe dir Zeit bis zum Mittag. Wenn ich sehe, dass du dich auch nur hundert Schritt nach Süden bewegst, entschuldige, aber dann werde ich Maßnahmen ergreifen müssen. Ich wünsche dir Erfolg! Und

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