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Unter dem Räubermond

Unter dem Räubermond

Titel: Unter dem Räubermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jewgeni Lukin
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Galeere schossen rötliche Kittel hervor, und im nächsten Moment ruckte der Skorpion und sackte mit einem mächtigen, schweren Ächzen fast eine Elle herab.
    »Sind alle heil?«
    Der Sand rechts von Iliysa regte sich – neben ihm ließ sich außer Atem Aitscha fallen. »Mich hätte es fast erdrückt«, teilte er erregt mit. »Der Sack ist unterm Schiffsboden geblieben … Macht nichts … Dafür haben die Räder wieder Grund. Der Rest wird einfacher …«
    Aus dem Dickicht kam, bei jedem Schritt hängen bleibend, ein junger, großäugiger Räuber, die Arme um ein Bündel knorrige Äste geschlungen. Er warf seine Last mit dumpfem Poltern ab und setzte sich ebenfalls ans Feuer.
    »Und wir dachten schon, die Schwarzen hätten dich dort gebraten«, spottete Aitscha.
    Der Räuber zuckte zusammen und schaute sich zu den verflochtenen krummen Stämmen um. »Nein …«, sagte er. »Da ist niemand. Leer …«
    Er nahm ein Stück Holz und versuchte es übers Knie zu brechen, worauf er hintenüberfiel, ohne das Holz zerbrochen zu haben.
    »Einen Felsbrocken müsste man haben«, sagte er und schaute sich besorgt um. »Das ist vielleicht ein fieses Holz, was? Hacken – keine Rede, nur brechen … An ’nem großen Stein – das ginge gut …«
    »Dafür brennt es aber gut«, bemerkte Iliysa und drehte sich zu Aitscha um. »Irgendwie ist Scharlach nirgends zu sehen …«
    Der andere runzelte die Stirn. »Er schläft«, sagte er unzufrieden. »Hat zwei Schalen nacheinander hinuntergekippt und angeordnet, ihn am Morgen zu wecken.«
    »Hör mal … Er soll irgendwas in der Sprache von denen geredet haben – und die Schwarzen sind allesamt auseinandergestoben … Stimmt das?«
    »Ich habe es selber gehört«, brummte Aitscha. »Was gibt’s da zu wundern? Wird er denn umsonst die halbe Nacht mit dem Zauberer herumgezogen sein!«
    »Tjaa«, sagte Iliysa gedehnt. »Dann ist alles klar … Er trinkt einen Krug nach dem anderen, aber wenn er mit einem Schild zielt, zittern die Hände kein bisschen … Und dann das in Sibra … Wie hat er da erraten, dass die Karawane zurückkehrt?«
    Beide schwiegen beunruhigt. Neben ihnen mühte sich der hartnäckige junge Räuber mit dem widerspenstigen Ast ab. »Da haben wir uns also was eingehandelt …«, sagte er wehmütig und unterbrach für einen Augenblick den Kampf mit dem Stück Holz. »Haben einen feinen Anführer …«
    »Gefällt es dir nicht, oder?«
    »Na weißt du … wo er doch ein Zauberer ist …«
    Iliysa grinste. »Was stört dich denn daran, Dummkopf?«, sagte er. »Freu dich doch …«

18
    Das gastfreundliche Turkla
    G egen Morgen waren beide Schiffe auf dem Sandstreifen aus dem Dickicht herausgekrochen und setzten Segel. Eine bösartige rötliche Sonne ging auf. Es war Zeit, Ar-Scharlachi zu wecken und die Lage zu melden. Die Meldung bestand eigentlich nur aus ein paar Worten: Wir sind freigekommen, keine Verluste, wir fahren nach Turkla.
    »Wieso nach Turkla?« Noch schlaftrunken, verstand er nicht. »Warum wieder nach Turkla?«
    »Mit Beute können wir nur dorthin«, erklärte Lako, etwas erstaunt über die Frage. »Im Trunkenen Schatten sollten wir uns jetzt lieber nicht blicken lassen …«
    »Die Leute haben Geld«, fügte Aliyat ohne besondere Freude hinzu. »Sie wollen sich vergnügen … Jetzt hat es keinen Sinn, irgendetwas mit ihnen zu unternehmen. Sie schlafen und träumen von Turkla.«
    »Die Leute?«, fragte Ar-Scharlachi mitten in einem Gähnen und rieb sich die Augen. »Dann sag ihnen doch: Wenn sie nicht parieren, belege ich sie mit einem Zauber, die Warane … Den habe ich gestern die ganze Nacht mit dem Zauberer einstudiert …«
    Der Witz ging daneben. Lako und Aliyat erstarrten beide. Der Ausdruck ihrer Augen beunruhigte Ar-Scharlachi sehr, fast erschrak er. »Was habt ihr denn?«, schrie er und sprang auf. »Seid ihr beiden nicht bei Trost …? Da habt ihr vielleicht einen Zauberer gefunden!«
    Ärgerlich murmelnd, trank er die morgendliche halbe Schale und rollte die Karte auf. Lange fuhr er mit dem Finger über das Pergament, suchte einen Durchschlupf nach Norden.
    »Ja«, gab er schließlich irritiert zu. »Turkla können wir nicht auslassen, wir kommen ganz nahe dran vorbei. Das heißt, wir verlieren noch ein paar Tage …«
    Der letzte Satz war in ziemlich kläglichem Ton gesprochen und ausschließlich an Aliyat gerichtet. Lako merkte sofort auf und argwöhnte natürlich, dass der Anführer und seine Freundin irgendwelche eigenen Pläne hegten. Das

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