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Unter dem Safranmond

Unter dem Safranmond

Titel: Unter dem Safranmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Vosseler
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Black Hall, Gerald eingeschlossen, tat alles, um Jonah bei Laune zu halten und nach Strich und Faden zu verwöhnen. »Endlich herrscht wieder richtiges Leben und Glück in diesem Haus«, hatte Hazel erst neulich geseufzt, als sie sich für eine kurze Teepause zu Rose an den Küchentisch gesetzt hatte. Denn auch Gäste, Professoren und Studenten fanden wieder den Weg nach Black Hall, um mit Professor Greenwood zu debattieren, ihren Wissensstand zu erweitern und sich an Roses Roastbeef und ihrer fabelhaften Sauce zu laben.
    »Er sieht genauso aus wie du damals«, ließ sich ihre Mutter nun vernehmen. Ein Satz, den sie häufig über ihren Enkel im Munde führte. »Ganz die Mama!«, hörte Maya ebenfalls, seit sie Jonah in dem hübschen Kinderwagen aus Weidengeflecht mit lindgrünem Verdeck und einer den Kutschen nachempfundenen Federung zum ersten Mal ausgefahren hatte und Bekannte der Familie neugierig den Kopf hineingestreckt hatten.
    Und es stimmte wirklich, wie Maya nun auch wieder feststellte, als Jonah ihr sein Köpfchen zudrehte, den kurzen, dicklichen Arm nach ihr reckte und auflachte, was sein erstes Zähnchen aufblitzen ließ, wie ein Reiskorn über seiner Unterlippe, ehe er ernst blickte und ein liebevolles »Jujujuuuu« von sich gab. Er hatte Mayas dunkles Haar und goldenen Teint geerbt, die Greenwood’schen braunen Augen. Nur Maya sah, dass sein Mündchen sich eines Tages zu den vollen Lippen seines Vaters auswachsen würde, dass seine Pausbacken die markante Kinnlinie Rashads kaschierten. Und nur Maya wusste, dass die innere Ausgeglichenheit des kleinen Jungen, die Maya angesichts seiner Rundlichkeit manchmal an einen chinesischen Buddha erinnerte, nicht allein darauf zurückzuführen war, dass alle Menschen um ihn herum bestrebt waren, ihn glücklich zu sehen. Sondern genauso auf die Tatsache, dass in seinen Adern das ruhige, beherrschte Blut eines arabischen Kriegers floss, der nur zwei Nächte lang schwach geworden war. Es war eine Illusion gewesen, vergessen zu können. Jonah erinnerte sie jeden Augenblick aufs Neue daran, aber gleichzeitig machte er es auch erträglich.
    »Gehst du aus?«, wollte ihre Mutter wissen, als sie des karamellfarbigen Nachmittagskleides nebst passendem, flachem Hütchen an Maya gewahr wurde.
    »Ja, ich treffe Amy zum Tee.« Amy, die nach dem Aufbruch der letzten britischen Soldaten aus dem Lazarett von Scutari im Juli ebenfalls ihre Tasche gepackt hatte und nach England zurückgekehrt war, sich aber in Oxford nicht mehr heimisch fühlte und darüber nachgrübelte, was sie nun mit ihrem Leben anfangen sollte. »Komm, mein Schatz, wir müssen los!« Maya streckte die Arme nach Jonah aus.
    »Ach, lass ihn mir doch hier«, bat Martha und drückte den kleinen, warmen Körper an sich. »Ihr Mädchen habt doch bestimmt eine Menge zu besprechen, und du kannst dich ein paar Stunden lang von deinen Mutterpflichten erholen!«
    Maya wollte etwas einwenden, doch Hazel, die mit einem Silbertablett in der Hand eintrat, unterbrach sie: »Ihre Post, Miss Maya!«
    »Danke, Hazel.« Selbige knickste, verließ den Salon aber nicht, ohne Jonah schelmisch zuzuwinken, was dieser mit einem beglückten »Hehehe!« quittierte.
    »Oh, eine Ansichtskarte von Angelina«, lachte Maya und hielt sie in die Höhe. Seit der prunkvollen Hochzeit vor zwei Monaten, die Black Hall und seinen Garten vor lauter Gästen und Gratulanten aus allen Nähten hatte platzen lassen, befand sich die frisch gebackene Mrs. Penrith-Jones auf Hochzeitsreise: Madeira, Rom, Mailand, Venedig, Florenz, Marseille. »Aus Paris. ›Ich habe mir so viele neue Kleider machen lassen, derart viele Hüte und Schuhe gekauft, dass ich mit zwei zusätzlichen Schrankkoffern nach London zurückkehren werde‹«, las Maya kichernd vor. »Und sie legt mir dringlichst ans Herz, mir doch endlich auch eine dieser brandneuen Krinolinen anzuschaffen, droht damit, sich nicht mehr in der Öffentlichkeit mit mir sehen zu lassen, wenn ich weiter stur auf einfache Unterröcke beharre. – Kuss von deiner Patentante, mein Liebling«, rief sie Jonah zu und blies einen Schmatzer in die Luft zu ihm hin.
    »Was ist?« Besorgt erhob sich Martha Greenwood mit Jonah auf dem Arm, als Maya angesichts des Briefes, den sie nun in der Hand hielt, sichtlich erbleichte.
    »Von Ralph«, flüsterte sie. »Aufgegeben in Gloucestershire.«
    »So! Erinnert sich der große Feldherr endlich daran, dass er hier Frau und Kind hat!«, kam sogleich Marthas Kommentar.
    Nach Jonahs

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