Unter dem Schutz des Highlanders
ihren Vater gehegt. Ihre einzige Erklärung war, dass die Notwendigkeit, jene Männer zu verteidigen, die James und sie so heldenhaft gerettet hatten, sie für kurze Zeit überwältigt und solch sündhafte Gedanken hervorgerufen hatte. Ihr Vater war der Herr, so sagte sie sich streng. Er hatte das Recht, seine Männer zu befragen. Trotzdem wunderte sich Bethia, dass diese Ermahnung ihre Verärgerung nicht ganz tilgte, kam aber zu dem Schluss, sie sei einfach zu müde, um vernünftig zu sein.
»Er benützte seine Männer als Schutzschild«, erklärte Eric. »Wir konnten diese nicht schnell genug töten, um an ihn heranzukommen.«
Lord Drummond knurrte und bedachte Eric mit einem mürrischen Blick, bevor er sich wieder seinem überfüllten Essensbrett zuwandte. Bethia seufzte im Stillen erleichtert auf und versuchte etwas zu essen. Ihr Vater konnte keine Kritik vertragen, egal, wie geschickt sie verpackt war, genau das aber hatte Eric eben getan. Schlimmer noch, sie konnte in Eric kalte Wut spüren, und obwohl sie verstand, dass er sich gekränkt fühlte – in seinem Namen und dem der anderen Männer –, betete sie, dass er die Kontrolle über sich nicht verlieren würde. Sie wollte sich nicht inmitten eines Streits zwischen ihrem Ehemann und ihrem Vater wiederfinden.
Es wurden noch ein paar weitere Bemerkungen über ihre Rettung und die Bedrohung, die William noch immer darstellte, gemacht. Die Kritik ihres Vaters klang nicht sonderlich sanft, und Eric und Wallace verteidigten sich nicht mehr so zurückhaltend, während sie ihn zurechtwiesen. Es gab keine offene Auseinandersetzung, doch Bethia konnte es bald kaum mehr ertragen. Das Essen, das sie inzwischen mühsam zu sich genommen hatte, lag ihr wie Blei im Magen und schließlich verlor sie ihren Appetit ganz und gar.
»Ich glaube, ich werde jetzt das Schlafgemach aufsuchen«, sagte sie zu Eric, laut genug, damit ihre Eltern es hören mussten.
Eric gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich werde mich dir bald anschließen.«
»Eric«, flüsterte sie aus Angst, er werde vielleicht der noch immer spürbar vorhandenen Wut auf ihren Vater freien Lauf lassen, sobald sie gegangen war.
»Mach dir keine Sorgen, mein Mädchen, ich werde mich nicht zu sehr provozieren lassen.«
Sie nickte und entfernte sich aus der großen Halle. Es war ebenso schön wie beunruhigend, wenn er ihre Gedanken so leicht erraten konnte. Bethia hoffte nur, dies rührte daher, weil er sie verstand, und nicht, weil ihr alles zu deutlich ins Gesicht geschrieben war. Schließlich konnten auch andere ihre Gefühle allzu leicht aus ihrer Miene ablesen, wenn er es konnte; sie wollte aber nicht, dass ihre Eltern die gelegentlichen Anflüge von Wut und Unmut in ihr, die sie immer mühsamer zu kontrollieren fand, wahrnehmen konnten.
»Ihr habt Euch nicht sehr lange in der Halle aufgehalten«, bemerkte Grizel, als Bethia ihr Gemach betrat.
»Ich konnte keinen einzigen Bissen mehr essen«, erklärte Bethia, während Grizel anfing, ihr das Gewand aufzuschnüren. »Vater ist nicht erfreut über die Feststellung, dass er sich in William so ganz und gar getäuscht hat, und er versucht, wie ich fürchte, den Männern eigenes Verschulden nachzusagen. Eric und Wallace sind wütend darüber. Das Mahl, das ich zu mir nahm, begann mir wie ein Stein in der Kehle zu drücken, während ich darauf wartete, dass irgendeiner von ihnen die gezähmte Wut über Bord werfen und richtig aufbrausen würde.«
»Ich würde mal sagen, kein Mann kann es ertragen, wenn der Kampf, den er eben ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben geführt hat, von einem Mann herabgesetzt und kritisiert wird, der seit mehr als einem Dutzend Jahren sein Schwert nicht mehr erhoben hat.«
Die Schärfe, die in Grizels Stimme mitschwang, überraschte Bethia, allerdings erinnerte sie sich daran, dass Peter einer ihrer Retter war. Auf gewisse Weise häufte ihr Vater seine Verachtung auch auf das Haupt von Grizels Ehemann. Bethia wünschte, ihr Vater würde mit seiner Kritik vorsichtiger umgehen, kam aber zu der Überzeugung, dass es wohl zu spät war für diesen Mann, sich noch zu ändern. Vermutlich verblieben trotz der ständigen Vorwürfe vonseiten ihres Vaters viele Männer nur aus Loyalität zu Wallace und Bowen auf Dunnbea in Diensten.
»Ich bin mir sicher, dass mein Vater ihre Leistung nicht ganz und gar herabsetzt«, murmelte sie, wobei sie Grizels ungläubiges Schnauben überging. »Wie geht es James?«, fragte Bethia, indem sie sich, nur
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