Unter dem Schutz des Highlanders
auf ihr schwer wurde, als er in den Schlaf fiel. Obwohl ihr Körper geradezu nach Schlaf flehte, war ihr Verstand viel zu beschäftigt, um sich dem hinzugeben. Noch vor ein oder zwei Monaten war ihre größte Sorge, ob ihre Kleidung sauber roch oder sie es schaffen würde, ihrem Vater ein Mahl vorzusetzen, an dem er nichts zu mäkeln hätte. Jetzt gab es da einen Geisteskranken, der sie verfolgte, einen Ehemann und ein Kind.
Es fiel ihr schwer, die Schuldgefühle, die sie empfand, weil sie Eric in Gefahr brachte, abzulegen. Zwar war es zweifellos eine Situation, für die jeder wahre Ritter bereitwillig in den Kampf ziehen würde, aber Eric hatte keine Wahl gehabt. Sie schlang sich ein wenig stärker um ihn. Bethia war klar, dass die Schuldgefühle und die Angst, die sie um ihn empfand, nur einem Nadelstich gleichkommen würden, verglich man sie mit der Verzweiflung, die sich ihrer bemächtigen würde, sollte Eric etwas zustoßen. Alles, was sie tun konnte, war zu beten, dass sein Ehr- und sein Gerechtigkeitsgefühl ihn nicht teuer zu stehen kamen. Es schien ihr eine armselige Waffe gegen einen Verrückten zu sein.
13
Bethia verzog das Gesicht, als die Magd eintrat, um ihr beim Umkleiden für das abendliche Bankett zu helfen. Der Hof stellte sich als nicht sonderlich aufregend heraus. Er bestand überwiegend aus Klatsch und Tratsch, Zeremonien und Essen. Und die Frauen schienen nicht zu verstehen, dass Ehebruch eine Sünde war, dachte sie verärgert. Sie war außerdem nur einmal bei einem Tanz gewesen.
Langsam zog sie sich aus dem Bett hoch, auf dem sie anmutig ausgestreckt gelegen hatte. Sie setzte sich regungslos hin, klammerte sich fest an die Bettkante und atmete ein paar Mal tief ein und aus, um die Übelkeit und das Schwindelgefühl, die sie kurz überkamen, zu bekämpfen. Bethia fragte sich, ob sie durch ein Zuviel an schwerem Essen und Ränkespielen krank geworden war.
»Ich kann Ihnen einen Trank dagegen holen, Mylady«, sagte die Magd, während sie Bethia in das tiefblaue Mieder und den Rock half.
»Einen Trank?«
»Ja, damit Ihr das Kind loswerdet.«
»Das Kind?« Bethias Augen weiteten sich, als sie über diese durchaus mögliche Erklärung für ihre seltsame Unpässlichkeit nachdachte.
»Oh.« Die Magd wurde rot. »Dann ist es das Kind ihres Gatten, oder?«
Bethia sah das plumpe junge Mädchen an und schüttelte verwundert den Kopf. Dass dieses Mädchen ihr so ungeniert einen Trank anbot, um einen Abgang auszulösen und, was noch schlimmer war, ein wenig überrascht schien, dass sie tatsächlich das Kind ihres rechtmäßigen Ehemannes tragen könnte, sagte mehr über die Unmoral bei Hofe aus, als Bethia
eigentlich wissen wollte. An diese Art von Leben würde sie sich niemals gewöhnen. Sie wunderte sich ein wenig darüber, dass Eric sich so wohlzufühlen schien, vermutete aber allmählich, dass er alldem kaum Beachtung schenkte. Männer, so dachte sie, zeigten oftmals ein wahres Talent darin, das nicht wahrzunehmen, was in ihrer Umgebung vorging.
»Es handelt sich hierbei nicht um eine delikate Liebesaffäre«, erklärte sie der Magd Jennet mit mattem Lächeln. »Es ist das Kind meines Gatten. Es kann gar nicht das Kind eines anderen sein.« Sie hob die Augenbrauen, als Jennet heftig an dem Spitzenbesatz ihres blassblauen Übergewands zerrte. »Sofern ich wirklich ein Kind trage. Ich bin mir dessen nicht sicher.«
»Habt Ihr Eure Monatsblutungen so gehabt, wie es sein sollte?«
»Nein. Nicht mehr, seit ich verheiratet bin.«
Die Magd nickte. Sie drückte Bethia sanft auf einen Stuhl und begann, ihr Haar in eine der bei Hof so beliebten komplizierten Flechtfrisuren zu zwingen. »Und Euch ist jeden Tag um etwa die gleiche Zeit übel und schwindelig.«
»Ja, stimmt genau. Obwohl ich mich am vergangenen Abend, als sie dieses Eiergericht mit dem merkwürdigen Geruch vor mich hinstellten, ganz gewiss auch nicht allzu gut fühlte.«
»Manche Frauen können bestimmte Gerüche und Gerichte nur schwer ertragen, wenn sie schwanger sind.«
»Es scheint mir zu früh zu sein.«
Die Magd kicherte. »Manche Frauen werden in ihrer Hochzeitsnacht schwanger.«
Bethia legte ihre Hände auf den Bauch. Es war durchaus möglich, dass sie ein Kind trug. Sie spürte, wie in ihren Adern Aufregung zu pulsieren begann, bemühte sich aber, sie unter Kontrolle zu bringen. Es war noch zu früh, um es sicher zu wissen. In letzter Zeit hatte sich in ihrem Leben eine Menge geändert, und sie lebte in ständiger Gefahr.
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