Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal
Ich habe keine Ahnung. Ezra bezahlt dafür«, antwortete ich schulterzuckend.
» Es ist jedenfalls ziemlich teuer«, sagte Violet. » Ich konnte es mir früher nie leisten. Aber ich konnte mir auch sonst nichts leisten.«
» Dieser Ort ist nicht so spannend, wie ich ihn mir vorgestellt hatte«, sagte Bobby und sah sich um. » Es ist alles ziemlich … normal hier. Es erinnert mich an ein Gesundheitszentrum der Familienplanung, wo man sich testen lassen kann.«
» Das habe ich dir doch gesagt.« Ich lehnte mich mit dem Rücken an das Glas der Rezeption. » War es die unbequeme Fahrt wert?«
» Mag sein.« Bobby nahm eine Zeitschrift vom Stuhl. » Oh, eine der Olsen-Zwillinge ist vielleicht schwanger!«
» Ich glaube nicht, dass sie immer noch so genannt werden wollen«, sagte Violet, die mit ihren langen Fingernägeln ein Herz in das Glas der Rezeption kratzte.
Die Glocke der Eingangstür läutete und ein Vampir trat ein. Ich stieß Violet mit dem Ellbogen an, damit sie mit ihren Graffiti-Zeichnungen aufhörte. Ich bezweifelte zwar, dass sich jemand daran störte, aber ich wollte keinen Ärger riskieren. Als ich sah, dass dem Vampir zwei weitere folgten, straffte ich die Schultern. Gruppen von Vampiren versetzten mich immer in Alarmbereitschaft.
Der erste Vampir war groß, hatte schwarzes Haar und schwarze Augen. Unter seiner Lederjacke trug er ein schwarzes T-Shirt. Er wäre vielleicht nicht unattraktiv gewesen, aber mit dem vielen Schwarz vermittelte er zu sehr den Eindruck des harten Vampirs.
Der nach ihm sah aus wie der junge James Spader in seiner fiesen Rolle in Pretty in Pink, bevor er in Boston Legal zum aufgeblasenen Anwalt mutierte. Mit dem hochgeschlagenen Kragen seines Blazers war der Vampir auch gekleidet wie ein James Spader der 1980er.
Der weibliche Vampir des Trios wirkte, verglichen mit den beiden anderen, seltsam anständig. Sie hatte schulterlanges, glatt nach hinten gekämmtes Haar und trug zweckmäßige, flache Schuhe und einen Bleistiftrock. Wenn ich ihr einen Beruf hätte zuordnen müssen, hätte ich gesagt, sie sei Gerichtsstenographin.
» Hallo«, sagte der Schwarzhaarige, von dem ich annahm, dass er ihr Anführer war.
Doch dann fragte ich mich, ob die drei überhaupt einen Anführer hatten. Nur weil sie zusammen unterwegs waren, hieß das nicht unbedingt, dass sie eine Gang waren. Violet, Bobby und ich bildeten auch keine Gang, doch das konnten sie auch nicht wissen. Vielleicht hielten sie mich für unsere Anführerin, oder Violet, die zäher aussah.
» Hi«, sagte ich, um das Heft in die Hand zu nehmen.
» Was hast du da?«, fragte der junge James Spader und riss Bobby die Zeitschrift aus der Hand.
» Hey!« Als Bobby sich anschickte, seine Ehre zu verteidigen, trat ich einen Schritt vor.
» Den Scheiß kannst du wieder haben!«, sagte der junge James Spader abfällig und warf ihm die Zeitschrift wieder zu. Bobby fing sie auf, wobei sie allerdings zerknitterte.
» Das war nicht sehr höflich«, sagte ich, und Violet verdrehte angesichts meiner Verteidigung von Bobby die Augen.
» Na und?« Der junge James Spader kam auf mich zu.
» Dane.« Der Schwarzhaarige legte dem jungen James Spader beschwichtigend die Hand auf die Brust.
» Wir wollen keinen Ärger«, sagte die Frau und trat aus dem Hintergrund nach vorn. Ihre großen Augen wirkten unschuldig, und dennoch hatte sie etwas Unheimliches an sich, über das ihre biedere Erscheinung nicht hinwegtäuschen konnte. » Wir wollen nur wissen, ob ihr etwas gesehen habt.«
» Was sollen wir denn gesehen haben?«, fragte ich. Bobby war einige Schritte zurückgetreten und stand nun zwischen mir und Violet. Und obwohl ich nicht wusste, ob das notwendig war, war es mir lieber so.
» Wir passen auf euch auf. Das ist unser Job.« Der Schwarzhaarige wies auf sich und seine Kameraden. » Wir wollen nur für eure Sicherheit sorgen.«
» Ich habe keine Ahnung, wer ihr seid und was ihr wollt.« Ich straffte die Schultern und sah aus dem Augenwinkel heraus, dass sich auch Violet kampfbereit machte.
» Ich bin Thomas«, sagte der Schwarzhaarige. » Und das hier sind Dane und Samantha.«
» Und?«, fragte Violet.
» Wir haben dich gesehen«, sagte Samantha, den Blick auf mich fixiert.
» Was soll das heißen, › ihr habt mich gesehen‹? Wovon redest du?«, fragte ich und hoffte, dass mir meine Anspannung nicht anzuhören war.
» Wir wollen wissen, was du gesehen hast«, sagte Samantha.
» Okay, hört zu. Ich habe wirklich keine
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