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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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zu einer Stelle führe, die weit von den Grabhügeln entfernt liege. Diesen Gang habe er bei seinen drei früheren Reisen zu der Halle auch schon benutzt, und damals habe dieser Weg sich in deutlich besserem Zustand befunden. Für die Ikarier sei er sogar einer der Hauptgänge gewesen. Doch seit der Tunnel nicht mehr benutzt werde, verfalle er allmählich.
    Faraday stellte fest, daß sie während des Marsches immer wieder an ihre Mutter dachte. Tränen traten ihr dann in die Augen und rannen die Wangen hinab. Ärgerlich wischte das Mädchen sie fort und ermahnte sich, endlich Stärke an den Tag zu legen.
    Ihr Ritter sprach während des Aufstiegs kaum ein Wort. Er blieb zwar ständig bei ihr, und bei einer Rast drängte er sich dicht an sie, damit sie sich an ihm wärmen konnte. Auch stützte er sie und hielt sie fest, wenn sie zu stolpern drohte, doch wenn sie ihn ansprach, verhielt er sich ungewohnt schweigsam.
    Als die Reisenden schon glaubten, daß sie es niemals schaffen und das Tageslicht nicht wiedersehen würden, stießen sie auf einen festen Erdwall, der ihnen den Weg versperrte.
    Der Jüngling schob sich an der Katzenfrau vorbei zu Jack, der das Hindernis abtastete. »Ist Eure Magie denn nicht in der Lage, uns weiterzubringen?« krächzte Timozel. Seine Kehle war so ausgedörrt, daß er kaum ein Wort hervorbrachte. Hinzu kam, daß der Ritter dem Wächter mit jedem Schritt durch den feuchten Tunnel mehr mißtraute und ihn immer weniger mochte.
    Jack sah ihn offen an. »Da hilft keine Zauberkraft, mein Junge, sondern nur Eure Körperkraft und die meine. Diese Wand ist vielleicht zwei Schritte dick und sichert den Eingang. Wir beide sollten es schaffen, eine Öffnung zu graben. Yr und Faraday, tretet zurück, haltet Euch aber bereit und rennt sofort los, wenn ich das Zeichen dazu gebe.«
    Die beiden Frauen entfernten sich ein paar Schritte, und Jack machte sich mit bloßen Händen über das Hindernis her. Bis Timozel ihm die Linke auf die Schultern legte.
    »Laßt mich!« Der Jüngling zog die Axt aus dem Gürtel und hieb mit der Klinge auf das Erdreich ein. Er stand weit genug zurück, um mit dem Werkzeug kräftig ausholen zu können, so daß die ganze Kraft seiner Schultern in den Schlag fuhr. Der Wächter sprang aus dem Weg, als die Brocken ihm um die Ohren flogen.
    »Nicht so stürmisch, Ihr Narr!« krächzte der Schweinehirt, als ihm Erde und Staub in den Mund drangen. »Ihr bringt noch den ganzen verdammten Tunnel zum Einsturz.« Jack hielt dabei seinen Stab mit beiden Händen so fest umklammert, als überlege er, ob er damit auf den Wall oder den Jüngling einschlagen solle.
    Aber der junge Mann achtete nicht auf die Warnung des Wächters. Faraday ertappte sich dabei, daß sie betete, und wußte nicht, an wen sie ihr Flehen richtete. Aber das war ihr auch gleich, wenn die überirische Macht nur Timozel dabei half, möglichst rasch ein Loch in die Wand zu schlagen. Sie glaubte, sterben zu müssen, wenn ihre Augen nicht bald das Tageslicht erblickten.
    Plötzlich gab die Erde nach, und die brennende Lampe verschwand unter einer Lawine. Timozel prallte würgend zurück, und Erdklumpen prasselten ihm auf den Rücken.
    »Jetzt!« schrie Jack. Die Frauen zögerten angesichts der plötzlichen Dunkelheit und bei dem Getöse des einstürzenden Tunnels, doch die Männer packten sie an den Armen und zerrten sie durch die fallenden Erdmassen. Einige bange Herzschläge lang kämpften die vier gegen die Lawine an, zogen die Köpfe ein und versuchten, Mund und Nase vor dem Staub zu schützen.
    Und im nächsten Moment standen sie wie durch ein Wunder im kühlen grauen Tageslicht, stolperten durch kniehohes Gras, husteten und würgten.
    Faraday ließ sich ins Gras fallen, spuckte und keuchte. In ihrer Not bekam sie nur schwach mit, daß es den anderen kaum besser ging. Endlich konnte sie wieder ruhiger atmen. Sie rollte sich auf den Rücken und wischte sich mit dem Handrücken den Tränenschleier aus den Augen. Lange blieb sie so liegen, starrte zu den Wolken hinauf, die über den Nachmittagshimmel zogen, und atmete tief die saubere Luft ein.
    Schließlich wurde es ihr aber doch zu kühl, und sie setzte sich auf. Die Gefährten regten sich ebenfalls, rieben sich den Schmutz aus dem Gesicht und fuhren sich mit zitternden Fingern durchs Haar. Faraday drehte sich zu der Stelle um, durch die sie an die Oberfläche gelangt waren. Vor ihr erhob sich ein niedriger Hügel, über und über von Rosenbeerenbüschen bewachsen. An

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