Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
der richtige Zeitpunkt dafür war.
Sie legte ihren Kugelschreiber weg und stand auf, um Adrian zu begrüßen.
Sie saßen auf der Veranda und betrachteten die Weiden, die sich in der Frühsommerhitze allmählich golden färbten. Die Schafe grasten friedlich auf der Vorderkoppel, und Amanda entdeckte Jasmine, ihr bestes Zuchtschaf, mit ihren Drillingen in der Nähe des Hauses.
Die Lämmer waren schnell gewachsen, und auch wenn alle drei weiblich waren, bedeuteten sie einen Gewinn für Amandas Zucht. Sie war sich sicher, dass sie gute Muttereigenschaften entwickeln würden und eine hohe Milchleistung. Und bei der nächsten Lammung würde es auch bestimmt Böcke geben.
Mingus saß neben Amandas Füßen, während Adrian und Amanda Wein aus gekühlten Gläsern tranken. Allmählich kam Amanda auf den Geschmack.
Sie beobachtete Adrian aus dem Augenwinkel. Sie sah die ersten grauen Strähnen in seinem sandfarbenen Haar, was sie daran erinnerte, dass er einige Jahre älter war als sie. Aber sein Gesicht war glatt und zeigte keine Spuren von der schweren Arbeit unter freiem Himmel. Das kam daher, dass Adrian diese Arbeit nie verrichten musste. Er war auf einem reichen Grundbesitz aufgewachsen, wo Menschen für solche Arbeiten beschäftigt wurden.
Wenn Amanda alleine war, fiel es ihr leicht, sich ein Leben mit Adrian vorzustellen. Aber kaum war er da, verflogen alle ihre Fantasien. Dennoch hatte sie das Gefühl, ihm etwas schuldig zu sein für die ganze Zeit, die er ihr geopfert hatte. Aber tief im Innern wusste sie, dass das keine gute Basis für eine Beziehung war.
»Sind die Jungs schon fertig, die du mit der Heuernte beauftragt hast?«, brach sie das Schweigen, das ihr plötzlich Unbehagen bereitete.
»Nein, sie brauchen noch zwei weitere Tage. Hoffentlich bleibt es trocken. Der Wetterdienst hat ein kleines Tief angekündigt, das uns in den nächsten drei Tagen erreichen soll. Ich hoffe, sie werden rechtzeitig fertig, bevor das Heu nass wird.«
In diesem Moment klingelte das Telefon.
»Bin gleich wieder da.« Amanda lief ins Haus und nahm den Hörer ab.
»Mandy! Wie geht es dir?«
»Hannah! Wo bist du? Was ist das für ein Krach bei dir im Hintergrund?«
»Bin gerade in der Stadt unterwegs. Ich treffe mich mit ein paar Freundinnen. Was ist mit dir? Was machst du gerade?«
»Ich sitze mit Ade gemütlich auf der Veranda.«
»Oh, tut mir leid, wenn ich euch störe. Soll ich mich lieber später noch mal melden?«
»Nein! Erzähl, was gibt es Neues?«
Amanda lächelte, als Hannah ihre Neuigkeiten der Woche schilderte bei dem derzeitigen Auf und Ab an der Getreidebörse. Zum Schluss sagte sie: »Und was ist mit Kyleena? Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, seit ich das letzte Mal da war, dabei ist es erst drei Wochen her! Ich vermisse dich und die Schafe, ganz zu schweigen von dem Heu!«
Amanda musste lachen und stellte überrascht fest, wie gut sich das anfühlte. Sie versuchte sich zu erinnern, wann sie das letzte Mal gelacht hatte. Ihr war nicht einmal bewusst gewesen, dass sie in letzter Zeit nicht mehr gelacht hatte.
»Ade und ich haben ein Wochenende am King George Sound verbracht. Jasmine hat Drillinge bekommen …«
»Drillinge? Verdammt, hat sie einen Babysitter? Wer möchte mit einem Zuchtschaf tauschen?«
»Sie muss ja keine Windeln wechseln oder die Lämmer baden, du Nuss. Jasmine kommt prima klar. Und das Beste ist, dass sie alle drei sofort angenommen hat. Ich musste nicht herumtricksen. Ihr Mutterinstinkt ist groß genug.«
»Hm, trotzdem bin ich froh, dass ich nicht mit ihr tauschen muss. Was gibt es sonst Neues?«
Plötzlich ertappte Amanda sich dabei, dass sie sich ihre Sorgen wegen der verschwundenen Schecks von der Seele redete. »Mir ist schleierhaft, wie das passieren konnte, Han. Ich weiß noch genau, dass ich sie in den Briefkasten gesteckt habe.«
»Vielleicht hat der Postbote sie nicht zugestellt, oder sie sind unterwegs verloren gegangen. So was kommt schon mal vor. Ich würde mir deswegen keine Gedanken machen, Mandy. Du stellst einfach neue Schecks aus und fügst ein kurzes Entschuldigungsschreiben dazu. Okay, ich muss jetzt Schluss machen.«
»Bis bald, hoffe ich.«
»Pass auf dich auf, Mandy. Hab dich lieb!«
Amanda legte auf, wandte sich um und stieß einen spitzen Schrei aus. »Ade, ich habe dich nicht hereinkommen hören. Du hast mich erschreckt.«
»Tut mir leid, ich wollte nur eine Flasche Wein holen. Du hast mir gar nichts von den verlorenen Schecks erzählt. Wenn du
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