Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
Fahrt zurück nach Esperance verlief ziemlich schweigsam.
Kapitel 19
M it Tränen in den Augen bestieg Kathleen den Zug nach Kalgoorlie. Es war der Bummelzug, der die Strecke zwischen Esperance und Kalgoorlie das ganze Jahr über bediente und der jede halbe Stunde an einer Siedlung hielt, um Vorräte abzuladen. Sie ahnte, dass es lange dauern würde, bis sie ihr Ziel erreichte.
Kathleen betrat ein Zweierabteil mit gepolsterten Sitzen, verstaute ihr Gepäck in der Ablage und versuchte anschließend, es sich bequem zu machen.
Sie drückte ihre Handtasche und einen kleinen Beutel mit Reiseproviant fest an sich, genau wie das kleine Geschenk, das ihre Mutter ihr noch in die Hand gedrückt hatte. Sie sah aus dem Fenster und suchte nach ihrer Mutter. Sie stand in der Nähe des Fahrkartenschalters und unterhielt sich mit einer Nachbarin, einer Deutschen, die sich erst vor Kurzem in Esperance niedergelassen hatte.
Ihre Mutter lächelte, während sie redete. Kathleen wusste, sie würde sich ihren Kummer nie anmerken lassen. Sie beobachtete, wie ihre Mutter gestikulierte, und konnte sich die Unterhaltung bildlich vorstellen.
»Kathleen startet also heute in ein kleines Abenteuer, Anna?«
»Das ist richtig, Christiana. Wir haben Verwandte in Kalgoorlie, wo sie die nächste Zeit verbringen wird. Sie verträgt die Kälte so schlecht. Im Winter hat sie es ständig auf der Lunge. Doktor Jamieson und ich sind der Meinung, dass sie in Kalgoorlie besser aufgehoben ist, weil dort ein milderes Klima herrscht um diese Jahreszeit.«
»Ja, eine gute Idee …«
Kathleen fasste an ihren Bauch, der leicht hervorstand. Nicht ihre Lunge war das Problem, sondern das Baby, das sie erwartete. Sie fuhr auch nicht zu ihren Verwandten, sondern in ein Heim für gefallene Mädchen, das ihre Mutter durch diskrete Nachforschungen ausfindig gemacht hatte.
Kathleen lehnte den Kopf gegen das Fenster und strich sich heimlich über den Bauch, während sie an ihre trostlose Situation dachte. Ihre Mutter vermutete, dass Michael der Vater des Kindes war, was Kathleen bestritt, ohne jedoch den Namen des richtigen Vaters zu nennen. Ihre Mutter hatte zuerst getobt, sich aber schließlich mit der Tatsache abgefunden. Es war ihre Idee, dass Kathleen fortgehen sollte aus Esperance und erst in einigen Jahren zurückkehren, um die Geschichte eines toten Ehemanns zu präsentieren.
Ohne Warnung ging ein Ruck durch den Zug, und eine Dampfwolke wehte am Fenster vorüber. In plötzlicher Panik zerrte Kathleen das Fenster herunter und lehnte sich hinaus, während die Lokomotive langsam anrollte.
Unvermutet tauchte plötzlich ihre Mutter neben dem Waggon auf und streckte die Hand hoch. Kathleen griff danach, und ihre Fingerspritzen streiften sich, bevor der Zug schneller wurde und Mutter und Tochter trennte.
Kapitel 20
M it hochgezogenen Augenbrauen las Amanda die förmliche Einladung, die sie mit der Post erhalten hatte. Diese verdammten Dinnerpartys bei Adrian! Sie legte das Schreiben zur Seite und öffnete die Rechnungen, eine nach der anderen. Dann nahm sie ihr Scheckbuch heraus und blätterte es kurz durch. Es bestätigte, was sie bereits wusste. Sie hatte die Rechnungen längst bezahlt, und dennoch erhielt sie Mahnschreiben. Amanda verstand das nicht. Sie erinnerte sich genau, dass sie die Umschläge mit den Schecks in den Briefkasten an der Straße geworfen hatte.
Ein Anruf bei Malcolm Mackay bestätigte, dass keiner der Schecks eingelöst worden war. Mit einem Achselzucken nahm Amanda diese Merkwürdigkeit hin, ließ die Schecks sperren und stellte neue aus.
Sie war damit fast fertig, als Mingus neben ihr plötzlich aufsprang und bellend in die Küche lief. Amanda sah aus dem Fenster und entdeckte Adrians Wagen auf der Zufahrt. Sie lächelte. Es war schon ein paar Tage her, dass sie ihn gesehen hatte, und sie freute sich auf eine geistreiche Unterhaltung mit ihm am Abend.
Mit Bedauern dachte sie an die Eintrübung, die ihre Freundschaft erfahren hatte, nachdem Adrian ihr nahegelegt hatte, die Farm in Männerhände abzugeben und Kinder zu bekommen. Aber als er begriffen hatte, dass sie nicht wollte, gab er nach und erklärte, die Dinge zu akzeptieren, wie sie waren. »Schließlich möchte ich Zeit mit dir verbringen und dich nicht verlieren« , hatte er gesagt. »Wenn du bereit bist, unsere Freundschaft weiterzuentwickeln, lass es mich wissen.«
Amanda hatte sich gründlich Gedanken gemacht und war zu dem Schluss gekommen, dass an diesem Abend
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