Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
ihren Sohn Thomas stützen.
Nach der letzten Segnung begann die Trauergemeinde sich aufzulösen. Michael, der ganz hinten gestanden hatte, wartete unter einem Baum, bis sich eine Gelegenheit bot, mit Thomas unter vier Augen zu sprechen. Er beobachtete, wie der kleine Kreis der Familienangehörigen ebenfalls aufbrach und die Bestatterhelfer kamen, um das Grab zuzuschaufeln.
Thomas löste sich aus dem Kreis, als er Michael unter dem Baum entdeckte.
»Thomas, ich wünsche dir mein aufrichtiges Beileid. Ich möchte nicht wissen, was du durchmachst.«
»Es ist ein trauriger Tag, Michael.«
»Warum hat sie das getan?«
»Das weiß nur sie allein.«
»Kann ich etwas für euch tun?«
»Wohl kaum.«
»Du weißt, wo du mich findest, wenn du mich brauchst.«
Thomas nickte und ging wieder hinüber zu seiner Familie.
Geplagt von Schuldgefühlen, setzte Michael sich in seinen Wagen, ohne loszufahren. Er wurde einfach das Gefühl nicht los, dass er unbewusst eine Rolle gespielt hatte bei Kathleens Selbstmord. Warum war sie sonst nach Kyleena gekommen? Er senkte den Kopf auf das Lenkrad und begann zu weinen.
Kapitel 46
A manda machte auf der Rückfahrt wieder einen Zwischenstopp in Lake Grace, um zu tanken, und schaltete ihr Handy an. Sie hatte es nur für den Notfall mitgenommen und die ganze Zeit im Handschuhfach gelassen. Kaum hatte sie Empfang, klingelte es bereits.
»Mandy, hier ist Sharna.«
»Hallo«, sagte Amanda überrascht. »Wie sieht’s aus?«
»Ganz gut, allerdings gab es ein kleines Problem hier. Es ist schon behoben, aber ich dachte, du solltest davon erfahren. Als ich gestern nach der Arbeit zur Farm rausgefahren bin, habe ich ein paar Schafe auf der Straße entdeckt. Ich habe sie zurück auf den Hof gescheucht und das Tor verschlossen. Danach bin ich den Zaun abgegangen. Mandy, da hat einer ein Loch reingeschnitten.«
»Was? Verdammter Mist! Aber sonst ist alles okay?«
»Tja, ich kann das leider nicht genau beurteilen, da ich nicht weiß, welche Herden bei dir wo weiden, aber es scheint alles in Ordnung zu sein. Die Tränken haben Wasser, und ich habe auch noch kein totes Tier entdeckt. Scotty hat mir geholfen, den Zaun provisorisch zu flicken, und die Schafe sind wieder auf der Koppel.«
»Oh, Sharna, vielen Dank. Mit so etwas habe ich nicht gerechnet. Tut mir echt leid!«
»Kein Problem. Ich dachte nur, du solltest das wissen. Bist du schon auf dem Rückweg?«
»Ja, ich mache gerade eine Pause in Lake Grace zum Tanken. Ich werde wahrscheinlich am frühen Abend Mingus bei dir abholen.«
»Keine Hektik. Bis heute Abend.«
Amanda fuhr wie benommen weiter. Jemand hatte ein Loch in ihren Zaun geschnitten? Warum? Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit, und sie drückte das Gaspedal stärker durch. Sie musste so schnell wie möglich nach Hause.
Stunden später fuhr Amanda mit Mingus neben ihr auf den Hof und musterte das Haus und die Umgebung. War irgendetwas anders? Auf den ersten Blick wirkte alles normal, und sie begann sich zu entspannen. Sie fuhr zu den Zuchtlämmern und beobachtete die Herde in der fahlen Abenddämmerung. Nachdem ihr nichts Ungewöhnliches auffiel, atmete sie erleichtert auf.
Im Haus sah sie das rote Lämpchen am Anrufbeantworter blinken.
»Mandy, hier ist Adrian. Ich kann dich auf deinem Handy nicht erreichen. Es tut mir leid, dass ich dich gekränkt habe. Ich habe mich gefragt, ob wir bei einem gemeinsamen Abendessen darüber reden können?« Piep.
»Mandy, hier ist noch einmal Adrian. Bitte, ruf mich an! Du fehlst mir.« Piep.
»Warum meldest du dich nicht?« Piep. Amandas Augen füllten sich mit Tränen, weil er es ihr so schwer machte.
»Amanda, hier ist Detective Burns. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass die Ergebnisse aus dem Labor da sind. Wir haben einen kleinen Teilfingerabdruck gefunden, der eindeutig weder von Ihnen stammt noch von Ihrer Freundin. Ansonsten war das Papier sauber, was bedeutet, dass der Briefeschreiber darauf geachtet hat, keine Spuren zu hinterlassen.
Leider können wir den Abdruck nicht identifizieren. Wir haben die Daten durchs System gejagt, aber keine Übereinstimmungen gefunden.
Wie ich Ihnen versprochen habe, werden wir uns Slay Tyler vorknöpfen, aber leider ist er im Moment unauffindbar. Das Einzige, was ich Ihnen raten kann, ist, dass Sie mich umgehend verständigen, wenn Sie wieder einen Brief erhalten.« Piep.
»Tja, Mingus«, sagte Amanda leise, »da kommt wohl einiges auf uns zu.« Sie goss sich ein Glas Wein
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